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Liechtenstein - Ruine (Stmk)


Über die Gründung der Burg ist nichts bekannt. Sie dürfte aber bereits im 11. Jahrhundert als hölzerner Wehrbau existiert haben. Möglicherweise hatte sie damals einen anderen Namen (Hohenstein?) und wurde von einer Familie erbaut, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts ausgestorben ist. Als erster nachweisbarer Besitzer tritt jedenfalls 1140 Dietmar von Liechtenstein auf. Er stammte aus der Gegend von St. Pölten und begründete die steirische Familie der Liechtensteiner. Diese waren Ministeriale zuerst der Eppensteiner, dann der Kärntner Herzöge, der Markgrafen von Steier und schließlich der späteren Landesfürsten. Die Burg besaßen sie jedoch als freies Eigen. Dietmar gab ihr den Namen seiner Familie. Anlässlich eines Gütertausches wird sie 1181 erstmals genannt. Prominentester Vertreter der steirischen Liechtensteiner war der bekannte Minnesänger Ulrich von Liechtenstein, der auch als Politiker und streitbarer Ritter in die Geschichte einging. Als Sechzigjähriger kämpfte er in der Schlacht von Kroissenbrunn gegen die Ungarn und im Alter von 65 Jahren nahm er noch an einem Kreuzzug gegen die heidnischen Pruzzen teil. Da er auch in die Verschwörung des steirischen Adels gegen König Ottokar II verwickelt war, verlor er 1269 die Stammburg seiner Familie. Ulrich starb 1276 und konnte so die Vertreibung der böhmischen Besatzungstruppen nicht mehr miterleben. 1312 kam es zu einer Erbteilung unter seinen Enkeln. Otto III erhielt Murau, Rudolf Liechtenstein und die Frauenburg. An der Adelsverschwörung gegen Herzog Albrecht I hatten sich die Liechtensteiner nicht beteilig, so dass sie ihren Besitz halten konnten. 1383 teilten sich die Brüder Hans und Andreas nach einem genau festgelegten Plan die Burg. Hans erhielt den oberen Burgteil, Andreas den unteren. Erst im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts konnte Rudolf von Liechtenstein die Herrschaft wieder in seinen Alleinbesitz bekommen. Mit seinem Sohn Lienhard starb 1437 der Liechtensteiner Zweig der Familie aus.

Dessen Neffe Hans von Stubenberg trat das Erbe an. Er musste aber noch etliche Miterben auszahlen, was ihm aber nicht ganz gelang, denn 1459 saß noch Konrad von Kraig auf Liechtenstein. Nach weiteren Erbteilungen wurde schließlich die Burg 1465 an Kaiser Friedrich III verkauft. Dieser setzte Konrad Färber als Verwalter ein. Fünf Jahre später wurde die Herrschaft an Reinprecht Hinterpuchler verpachtet. 1471 wurde Paul Ramung mit der Verwaltung betraut. Er leistete sich Übergriffe gegen die Besitzungen der benachbarten Stadt Judenburg und gegen den auf Schloss Lind sitzenden Andree von Teufenbach, was ihm vom Kaiser jeweils verboten wurde. Sein Nachfolger als Pfleger war 1480 Balthasar Thannhauser. Er konnte im Ungarnkrieg Liechtenstein gegen die Truppen von Matthias Corvinus erfolgreich verteidigen. Seine Besatzung störte sogar durch militärische Aktionen die Versorgung der Burg Eppenstein. Liechtenstein dürfte nach dem Rückzug der Ungarn gegen Ende des 15. Jahrhunderts verlassen worden sein, doch diente es noch 1532 als Kreidfeuerstation. 1559 erhielt Wilhelm von Herberstein das Lehen über die Herrschaft. 1582 erwarb sie Georg Bernhardt Urschenpeckh. 1610 scheint die Bezeichnung Katzenstein für die Burg Liechtenstein auf, doch setzte sich dieser Name nicht durch. 1625 ging die Herrschaft an Hans Jakob Putterer über, der sie 1635 dem Stift Seckau verkaufte. Die mittlerweile total verfallene Burg fand 1711 mit den Hammerherren Franz von Fraydenegg, Kaspar Majackh und Marx Egger neue Käufer. Allerdings waren diese nicht an der Ruine sondern an den mit ihr verbundenen Wäldern interessiert. 1727 folgte Johann Franz Priembsch von Königsbrunn. 1814 kaufte Fürst Johann I von und zu Liechtenstein die Herrschaft. Die Namensgleichheit mit den steirischen Liechtensteinern des 12. bis 15. Jahrhunderts ist vermutlich eher zufällig.

Schon auf dem Kupferstich von Georg Matthäus Vischer von 1681 ist Liechtenstein als eine äußerst verfallene Ruine dargestellt. Ihre nun noch wesentlich spärlicheren Reste liegen auf einer mit Buschwerk besetzten schmalen Felsrippe, die fast senkrecht zum Murtal hin abfällt. Ältester Bauteil war der viereckige Turm (12. Jh.) am höchsten Punkt des Felskopfes. Er war durch eine zinnengekrönte Wehrmauer mit einem schmalen und hohen Wohngebäude verbunden, dessen Reste etwas unterhalb des Turmes liegen. Seine Außenmauer war etwa 1,8 m stark. Der Zugang zur Burg führte von Westen her durch mehrere Tore zur Hochburg. Da zeitweise auf Liechtenstein mehrere Familien gleichzeitig lebten, musste der beschränkte Raum genau eingeteilt werden. In den erhaltenen Teilungsurkunden ist akribisch vermerkt, wer über welche Burgteile verfügen durfte. So wurde 1383 der Neubau einer Küche, einer Backstube und Räume für das Personal erforderlich. Der Turm, die Kapelle, die Zisterne sowie die Tore waren Gemeinschaftsbesitz. Allerdings dürfte das dritte Tor speziell für einen Mitbesitzer angelegt worden sein. Die den Heiligen Johann und Katharina geweihte Kapelle befand sich neben einem Tor im Nordosten der Anlage. Sie hatte eine Rundapsis, ist aber nur mehr in Fragmenten erhalten. Auch vom Palas sind nur mehr die Grundmauern zu sehen. Die Wirtschaftsgebäude sind restlos verschwunden. Die Ruine ist heute bereits so zerstört, dass es nicht mehr möglich ist, alle Gebäude zu lokalisieren und ihren einstigen Zweck zu bestimmen. Lediglich die Schildmauer ist noch teilweise zu erkennen.

Lage: Steiermark/Murboden – knapp östlich der Stadt Judenburg

Besichtigung: ganzjährig möglich


Weitere Literatur:


21.11.2008