WIENER PALAIS


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Zeittafel






Palais Augarten


Der Augarten war ursprünglich kaiserliches Jagdgebiet. Kaiser Leopold ließ ihn 1677 erweitern und zu einem barocken Lustgarten gestalten. Nachdem er 1683 von den Türken verwüstet worden war, ließ ihn Kaiser Karl VI 1712 durch den Gartenarchitekten Jean Trehet im französischen Stil neu anlegen. Kaiser Josef II vergrößerte ihn neuerlich und gab ihn 1775 der Öffentlichkeit frei. Auf dem Gebiet des Augartens gab es einige palaisähnliche Gebäude. Das größte davon, das heutige Palais Augarten, wurde Ende des 17. Jh. wahrscheinlich nach einem Entwurf von Johann Fischer von Erlach für den Ratsherrn Zacharias Leeb erbaut. Es wurde 1780 von Kaiser Josef II erworben. Bis in das 20. Jh. hinein wurde es von Mitgliedern des Kaiserhauses bzw. des Hofes bewohnt. 1867 wurde es zum Dienstwohnsitz des Obersthofmeisters Johann Prinz Hohenlohe-Schillingsfürst, dessen Gattin Maria hier einen beliebten Salon führte, zu dessen Gästen u. a. Richard Wagner, Franz Liszt und Hans Makart zählten. Die hier während der Saison vom Spätherbst bis Juni abgehaltenen Feste zählten zu den großen gesellschaftlichen Ereignissen Wiens. Das größte Fest fand 1873 für jene ausländischen Fürsten statt, die die Wiener Weltausstellung besuchten. Zu den Gästen zählte auch Kaiser Franz Josef und der Zar von Russland. 1897 verlor das Palais seine Proportionen, als es für die Familie des Neffen Kaiser Franz Josephs, Erzherzog Otto, adaptiert wurde. Es wurde aufgestockt und um zwei dreigeschoßige Flügel erweitert. Auch die Innenräume wurden neu eingerichtet. Zwischen 1934 und 1936 wohnte hier Bundeskanzler Schuschnigg. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zuerst die schweren Schäden behoben werden. Seit 1948 ist das Palais Sitz der Wiener Sängerknaben. Das Palais gehört jedoch, wie der gesamte Augarten, der Republik Österreich.

Das Palais ist ein vielachsiger, stark gegliederter Bau, dessen Länge noch durch die starken Gesimse über den einzelnen Stockwerken betont wird. Der große ovale Saal im Mitteltrakt tritt an beiden Fassaden deutlich vor. Er ist im Inneren über eine geschwungene Treppe vom relativ niedrigen Vestibül aus zugänglich. Einige der Salons sind nach wie vor originalgetreu eingerichtet. Der große Saal ist mit Stuckarbeiten und Fresken geschmückt. Sie stellen die acht Tugenden sowie die – damals bekannten – vier Weltteile dar und stammen vermutlich von Jonas Drentwett.

Ort/Adresse: 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1

Besichtigung: Wegen des Internatbetriebes ist eine Besichtigung des Inneren nicht möglich.


Weitere Literatur:


01.09.2002