WIENER PALAIS


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Zeittafel






Palais Rasumofsky


Das Palais Rasumofsky zählt zu den Hauptwerken des Wiener Klassizismus. Der russische Botschafter am Wiener Kaiserhof, Graf und spätere Fürst Andreas Kyrillowitsch Rasumofsky, erwarb in den Jahren 1792 bis 1803 mehrere Grundstücke, so dass sein Besitz schließlich von der Landstraße bis zum Donaukanal reichte. Konrad Rosenthal wandelte die Liegenschaft in einen englischen Park um. 1806/07 ließ Rasumofsky am höchsten Punkt des Parks, nach Plänen von Louis de Montoyer, eine seinen Repräsentationsansprüchen entsprechende Resi-denz im Palladio-Stil errichten. Die ursprüngliche Höhenwirkung ist jedoch durch die spätere Verbauung und durch Aufschüttungen verlorengegangen. Graf Rasumofsky blieb auch nach seiner Ablösung als russischer Botschafter in Wien. Er war ein großzügiger Förderer Beethovens. Als Dank leitete dieser die Uraufführung seiner 5. Symphonie, die er Rasumofsky gewidmet hatte, im Weißen Saal des Palais. Während des Wiener Kongresses war hier ein glanzvoller gesellschaftlicher Treffpunkt, doch vernichtete in der Silvesternacht 1814 ein Brand einen Teil des Gebäudes mit der Bibliothek und vielen Kunstschätzen, darunter Werke von Raffael, van Dyck und Rubens. Der Wiederaufbau erfolgte mit einem Kredit des Zaren Alexander I. Der völlig zerstörte Gartentrakt wurde aber nur mehr stark vereinfacht durch den Baumeister Joseph Meissl erneuert, der bereits beim Bau des Palais Bauführer war. Nach dem Tod des Bauherrn wurde der Besitz 1838 von Fürst Alois Josef von Liechtenstein erworben. Er war ebenfalls ein großer Förderer der Kunst. Seit 1851 ist die Geologische Bundesanstalt im Gebäude untergebracht. Nachdem es 1873 vom Österreichischen Staat gekauft worden war, kam es 1877 zu größeren Umgestaltungen. So wurden an der Front zur Rasumofskygasse zusätzliche Fenster eingebaut. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Palais schwere Bombenschäden, die aber in den Nachkriegsjahren behoben werden konnten.

Der Bau besteht aus dem rechteckigen Hauptgebäude und dem rechtwinkelig anschließenden Gartentrakt. Die Außenfronten des blockhaften Hauptgebäudes werden zur Geusaugasse und zum Garten hin, durch je einen drei- bzw. fünfachsigen Säulenportikus, in der Art einer ionischen Tempelfront, betont. Die Säulen an der Geusaugasse tragen einen Dreiecksgiebel, in dem die Verherrlichung des Rasumofsky-Wappens dargestellt wird. Die Fassaden sind durch Pilaster und Lisenen gegliedert. Das Vestibül ist eine der Antike nachempfundene dorische Säulenhalle, die, der Hauptachse folgend, in den kreisrunden Kuppelsaal führt, dessen kassettierter Plafond von acht korinthischen Pilastern getragen wird. Vier Türen und vier Nischen wechseln dazwischen ab. Zarte mythologische Reliefs zieren die hohe Wandzone. Danach kommt man in den quergestellten, großen Festsaal, der sich zum Garten hin in fünf großen Türen öffnet. Montoyer wiederholte hier das Schema des ebenfalls von ihm gestalteten Zeremoniensaals der Hofburg. 16 riesige korinthische Marmorsäulen stehen frei vor den Wänden. Sie tragen das umlaufende Gebälk wie einen Baldachin. Darunter schmücken Reliefs aus der griechischen Mythologie die Wände. Prächtige Empirelüster beleben den eleganten Saal. Die übrigen Repräsentationsräume liegen zu beiden Seiten des Festsaales entlang der Gartenseite. Darunter befinden sich noch einige Zimmer, die ihre klassizistische Ausstattung bewahrt haben. Die Wohnräume befanden sich im Obergeschoß. Sie wurden schon im 19. Jh. in Büros umgewandelt. Im Hochparterre ist der vertäfelte Bibliotheksraum bemerkenswert. Im Keller befindet sich eine Trinkstube mit reicher malerischer Ausstattung der Gewölbe. Der einst riesige Park ist längst parzelliert und bis auf einen kleinen Garten verschwunden.

Ort/Adresse: 1030 Wien, Rasumofskygasse 23 - 25

Besichtigung: Auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


28.08.2002