WIENER PALAIS


Adressverzeichnis

Zeittafel






Palais Seitern


Um 1370 gehörte das hier stehende Haus Simon, dem Sohn Wisents auf dem Anger, der Ratsherr in Klosterneuburg war. 1373 kaufte es Herbort auf der Säule, der einer einflussreichen Wiener Familie angehörte. Danach wechselten die durchwegs bürgerlichen Besitzer sehr häufig, bis es 1700 Johann Bernhard Freiherr von Fünfkirchen von den Erben des Johann Raschers erwarb. Er ließ das Gebäude 1722 zu einem Adelspalais umbauen. Nach wenigen Jahren ging das Haus in den Besitz des niederösterreichischen Regimentsrates Franz Karl von Seitern über, nach dem es noch heute benannt ist. 1775 gehörte es Johann Wilhelm Edlen von Rittersburg, 1795 dem Edlen von Ahornfeld und 1806 Carl Graf Esterházy. 1808 wohnte hier für einige Wochen die französische Schriftstellerin Germaine Baronin von Stael-Holstein, kurz Frau von Stael genannt. Sie war die Tochter des französischen Finanzministers Necker und hatte den schwedischen Gesandten, Baron Stael geheiratet. Von 1820 bis 1941 waren Johann Edler von Menninger und seine Nachkommen Eigentümer des Palais.

Das Gebäude war ursprünglich dreistöckig. 1823 wurde der Dachstuhl gehoben und ein vierter Stock aufgesetzt. Dadurch hat die Symmetrie des Bauwerks etwas gelitten. Die palaisartige barocke Fassade über dem genuteten Sockel weist im flachen Mittelrisalit eine Doppelpilastergliederung auf kräftigen Volutenkonsolen auf, die vor der Aufstockung bis zur Dachtraufe reichte, jetzt aber lediglich den zweiten mit dem dritten Stock verbindet. In der Beletage sind die Fenster mit hübschen Verdachungen versehen, bei denen Blatt- und Rankenwerkmotive sowie Masken verwendet wurden. Das Palais hatte zwei Tore, von denen eines noch besteht. Die originale Holztüre ist noch vorhanden. Das andere Tor wurde bald in ein Geschäftslokal umgewandelt, in dem ein Greisler seine Waren anbot. Der einst reich verzierte Aufsatz über dem Doppelportal mit der freiherrlich Fünfkirchner’schen Krone und zwei Wappenschildern ist nicht mehr erhalten. Derzeit gehört das gesamte Erdgeschoß zur Buchhandlung Morawa, deren Firmenname das „Logo“ der Freiherren von Fünfkirchen ersetzt hat. Zu beiden Seiten der Toreingänge standen weibliche Genien auf Steinsockeln. Auch sie existieren nicht mehr. Die – heute teilweise verbaute - Einfahrt ist tonnengewölbt, ebenso die Vierpfeilerstiege mit ihrem schmiedeeisernen Geländer. An den Wänden des Innenhofes laufen geschmiedete Pawlatschengänge aus dem ersten Viertel des 18. Jh. entlang. Im 4. Geschoß sind fünf historistische Steinbüsten eingemauert. Der Hof ist im Erdgeschoß modern überdacht.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Bäckerstraße 8

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.12.2003