WIENER PALAIS


Adressverzeichnis

Zeittafel






Palais Lützow


Das Palais Lützow gehört zu den besten Werken des Architekten Karl Hasenauer. Der Bau aus der Spätphase des Strengen Historismus wurde 1870/72 für den Kunstkritiker Carl Graf Lützow im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet. Die Innenausstattung, die in verschiedenen Stilrichtungen geplant war, blieb unvollendet. 1899 gelangte das Palais an Max Egon Fürst zu Fürstenberg. Er beauftragte René Piot mit der späthistoristischen Neugestaltung des Stiegenhauses, die im nächsten Jahr erfolgte. Für das Italienische Kulturinstitut veränderte Gio Ponti 1935 das Foyer und nahm kleinere Adaptierungen vor. 1937 gelangte das Palais in den Besitz der Anglo-Elementar-Versicherung, die es 1939 im Inneren für Bürozwecke umbauen ließ. Von 1978 bis 1983 wurde es neuerlich zum Direktionsgebäude des Versicherungskonzerns umgebaut. Nach der Übernahme der Anglo-Elementar durch die Allianz Versicherung mietete der deutsche Industrielle Friedrich Flick das Palais und kaufte es schließlich im Jahre 2001. Danach wurde es für den neuen Besitzer umgebaut.

Die wohlproportionierte Hauptfront des viergeschossigen Gebäudes liegt in der Bösendorferstraße. Die Fassaden sind durch gleichförmig verdachte Fenster und umlaufende Gesimse horizontal gegliedert. Auf eine vertikale Gliederung wurde verzichtet. Lediglich die Gebäudeecke ist rustiziert mit einer Eckkartusche in der Höhe der Beletage. Erd- und Zwischengeschoß werden durch das Rustikamauerwerk zu einem Sockelgeschoß zusammengefasst. Das von sechs Säulen gerahmte dreiachsige monumentale Portal nimmt seine volle Höhe ein. An der Beletage entspricht der, über den Portalsäulen liegende Balkon, den drei Fensterachsen des Festsaales. Die Fenster des ersten Stocks sind von Säulen flankiert und von Dreieckgiebeln gekrönt. Im gesprengten Segmentgiebel des Mittelfensters ist die von zwei Sitzfiguren gehaltene ovale Wappenkartusche des Bauherrn angebracht. Die Fenster des zweiten Stocks, einem reduzierten Nobelgeschoß, haben stark vortretende, halbrunde Verdachungen. Darüber schließt ein festonierter Fries die Fassade ab. Über dem stark ausladenden Hauptgesims verdeckt eine durchgehende Balustrade das dahinter befindliche Dach. An der Seitenfront befindet sich ein Rundbogenportal mit einer weiblichen Schlusssteinmaske und einem darüber liegenden Balkon. Das Palais hat mit dem Haus Kärntnerring 14 einen gemeinsamen Innenhof. Die Eingangshalle wurde anlässlich einer Renovierung 1960 mit gelben Marmorplatten verkleidet. Das großzügige, durch Pilaster gegliederte Treppenhaus wirkt durch die qualitätvollen Schmiedeeisengeländer. Die repräsentative dreiarmige Haupttreppe führt nur in die Beletage, die der Familie des Hausherrn vorbehalten war. Eine separate Stiege erschloss die herrschaftlich ausgestattete Mietwohnung im Obergeschoß. Neben einigen Dienerzimmern befanden sich bereits im Erdgeschoß die Wohnräume für den männlichen Teil der Familie. Im Mezzanin waren die Räume der weiblichen Familienmitglieder und deren Personal untergebracht. Schlafzimmer und Boudoir der Gräfin, sowie ein Salon und ein Speisesaal lagen an der Hauptfront. Getrennt davon und nur über die Nebentreppe zugänglich hatte der Sekretär seine Wohnung. In der Mitte der Beletage liegt der Festsaal mit einem Vorzimmer zur Treppe hin. Er ist reich mit Neorokoko-Stuck geschmückt und durch Pilaster gegliedert. Die Gemälde an den Schmalseiten stellen Allegorien von Tanz und Musik dar. Der Festsaal wird von zwei Salons flankiert. Einer ist in neobarocken Formen gehalten, der andere ist im Stil des 2. Empires ausgestattet. Außerdem enthielt der erste Stock auch ein größeres Apartment für die junge Gräfin und in der hintersten Hofecke einen Rauchsalon. Die Innenräume sind mit zarten Rocaillen in Weiß und etwas Gold zurückhaltend dekoriert. Besonders schön sind die Wandmalereien und die Supraporten. Im Festsaal ist noch ein Marmorkamin aus der Bauzeit vorhanden. Die Ausstattung des Speisesaales ist nicht erhalten. Er war in schwarzem Holz mit Elfenbein-Imitationen und Vergoldungen getäfelt.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Bösendorferstraße 13

Besichtigung: Das Palais kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


01.06.2003