WIENER PALAIS


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Palais Arenberg


Das Palais Arenberg zählt zu jenen adeligen Bauten, die zwar längst verschwunden sind, von denen sich aber Nebengebäude oder Spolien erhalten haben. Es war nie eine prächtige Residenz sondern nur ein bescheidenes Gartenpalais. 1785 erwarb Fürst Nikolaus Esterhazy am Rande der Landstraßer Hauptstraße große, bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen, die er in der Folge in einen 50.000 m² großen Landschaftspark verwandeln ließ. An der Grundstücksgrenze standen drei kleine Häuser, die einem schlichten zweigeschossigen Sommerpalais weichen mussten. Dieses diente ausschließlich privaten Zwecken. Warum es gar so bescheiden ausgefallen ist – die Esterhazys zählten immerhin zu den reichsten Hochadeligen der Monarchie – und warum es direkt an der stark frequentierten Ausfallstraße und nicht inmitten des großen Parks errichtet wurde, ist heute nicht mehr bekannt. Seinen Reichtum zeigte der Fürst in seinen großen Stadtpalais und in den gepflegten Schlössern der Familie in Eisenstadt und Westungarn. 1810 verkaufte sein Enkel Fürst Nikolaus II sein Sommerpalais an der Landstraße an Erzherzog Karl, dem Sieger über die französischen Truppen in der Schlacht von Aspern. Der Erzherzog investierte zwar wenig in sein neues Palais, dafür aber große Summen in den anschließenden Park. Es entstanden u. a. ein großes Gewächshaus und eine Grotte aus versteinerten Schilfrohren. Der Garten war öffentlich zugänglich. Als Erzherzog Karl die deutsche Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg kennen und lieben lernte, erwarb er in Baden ein großes Grundstück am Eingang des Helenentals. Nach seiner Hochzeit entstand hier die einst prächtige Weilburg. Das kleine Palais an der Landstraßer Hauptstraße konnte damit nicht konkurrieren und wurde an den ungarischen Großhändler und Heereslieferanten Heinrich Samuel Kaan verkauft. Er besaß eine „Wollsortierungsanstalt“, in der 500 Personen beschäftigt waren und ein eigenes Bankhaus.

1842 erwarb Fürstin Sophie Karoline Arenberg, eine geborene Fürstin Auersperg Palais und Park. Sie wohnte jedoch nicht hier sondern vermietete beides u. a. an den damaligen Generaldirektor der Firma Siemens & Halske. Zu dessen häufigen Gästen zählte Johannes Brahms. Wenn sich auch die Familie Arenberg hier kaum aufhielt, trägt der Park bis heute ihren Namen. Nicht so das Palais. Fürstin Franziska Arenberg, geb. Liechtenstein verkaufte Park und Palais im Jahr 1900 der Gemeinde Wien. Damit war ihr Schicksal besiegelt. Nun wurden die Randgebiete des Parks parzelliert und mit späthistoristischen großbürgerlichen Wohnhäuser verbaut. Sein einstiges elitäres Aussehen ging durch zwei im Zweiten Weltkrieg errichtete Flaktürme weitgehend verloren. Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1955 war im Palais das Wiener Jugendamt untergebracht. Um eine Verlängerung der Neulinggasse bis zur Landstraßer Hauptstraße zu ermöglichen, wurde 1958 das Gebäude, das den Weltkrieg gut überstanden hatte, abgerissen und durch ein architektonisch einfallsloses Mietshaus ersetzt. Erhalten blieb lediglich ein zweigeschossiger spätbarocker Gartenpavillon aus der Zeit der Familie Esterhazy. Er dient heute den Parkbesuchern als Buffet. Drei seiner Fassaden sind mit Relieffelder geschmückt, die malerische Chinoiserien zeigen. Der wieder gepflegte Arenbergpark wird von den Bewohnern der Umgebung gerne für Spaziergänge genutzt, wenn er auch durch die Randverbauungen im Lauf der Zeit etwas kleiner geworden ist. Außer dem Gartenpavillon hat sich noch die vom Bildhauer Johann Georg Dorfmeister gestaltete steinerne Figurengruppe mit dem römischen Fruchtbarkeitsgott Saturn und den ihn umgebenden Genien erhalten. Sie war im Zentrum der Gartenfront an der Attika über der hölzernen Veranda angebracht. Nach dem Abbruch des Palais wurde sie dem Wien-Museum übergeben. Kleinere Spolien befinden sich im Besitz des Bezirksmuseum Landstraße. Verschwunden sind die kleinen Lünettenreliefs mit spielenden Putten der ehemaligen Straßenfassade.

Ort/Adresse: 1030 Wien, Landstraßer Hauptstraße 96

Besichtigung: nicht mehr möglich, da 1958 abgerissen


Weitere Literatur:


07.09.2018