BURG DES MONATS






Freistadt - Schloss


In Freistadt gab es ursprünglich zwei landesfürstliche Burgen. Die ältere soll angeblich bis in das 9. Jahrhundert zurückgehen. Nach vielen Umbauten ist sie in der Salzgasse noch als Wohnhaus erhalten. Das Wahrzeichen der Stadt ist aber das heutige Schloss, das unter Herzog Rudolf IV dem Stifter ab 1363 in ihrer Nordostecke erbaut wurde. Jans von Traun, der damalige Pfleger der landesfürstlichen Herrschaft, musste von allen Häusern und Gütern im Landgericht Freistadt hiefür eine Sondersteuer einheben. Die Arbeiten zogen sich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hin. Erst 1397/98 war das für die damalige Zeit und die bescheidenen finanziellen Möglichkeiten der Bevölkerung riesige Gebäude mit dem mächtigen Bergfried fertig. Erforderliche Verbesserungen der Wehrhaftigkeit, zu denen auch eine Aufstockung des Bergfrieds zählte, erfolgten noch in den Jahren bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Anschließend sorgten die Bürger von Freistadt für eine neue Stadtmauer, in die das Schloss eingebunden wurde. Das Schloss ersetzte den Altenhof, der heute noch existent ist und Salzhof genannt wird. Als repräsentatives Verwaltungsgebäude und Amtssitz der Herrschaft Freistadt war er längst zu klein geworden. Freistadt war von 1375 bis 1414 zuerst Heiratsgut und dann Witwensitz von Beatrix von Zollern-Nürnberg, der Gattin Herzogs Albrecht III. Nachdem zuerst landesfürstliche Pfleger eingesetzt worden waren, wurde die Herrschaft ab der Mitte des 15. Jahrhunderts meist als Pfandobjekt vergeben. Um den Kapitalbedarf der Habsburger zu befriedigen, die ständig große Heere unterhalten mussten, um ihre Landesgrenzen zu sichern, wurden häufig große Herrschaften an befreundete Adelige verpfändet und sobald sich die finanzielle oder die militärische Lage verbessert hatte, wieder eingelöst. Dazu gehörte auch die Herrschaft Freistadt. Zu den Gläubigern der Landesfürsten zählten mehrfach die Wallseer, die bereits von 1290 bis in das 14. Jahrhundert hinein Inhaber der Pfandherrschaft waren. Noch 1445 wird Reinprecht III von Wallsee als Geldgeber und Pfandherr genannt. 1463 war es Wilhelm von Tiernstein. Von 1493 bis 1500 waren die Zelkinger die Pfandinhaber. In den Jahren 1505 bis 1509 ließ Lassla Praga die alte Feste modernisieren.

Danach besaßen bis 1620 die Landauer die Herrschaft und das Schloss. Auch unter ihnen und zur Zeit der darauf folgenden Verpfändung an die Herren von Gera wurde viel zu- und umgebaut. Vor allem Erasmus von Gera setzte hohe Summen zur Verbesserung der Wehrhaftigkeit ein. 1588 wurde der Südtrakt des Schlosses neu erbaut. Als dessen Architekt wird Antonio Cerisora genannt. Für die Steinmetzarbeiten war Ambrosio Solari verantwortlich. 1594 waren Burg und Stadt als verteidigungsfähige Fluchtorte für die Bevölkerung der Umgebung vorgesehen, doch gab es keine Angriffe türkischer Streifscharen. Durch die vielen Verpfändungen, die meist eher kurzfristiger Natur waren und nur der Geldbeschaffung der habsburgischen Landesherren dienten, wechselten die Herrschaftsinhaber von Freistadt relativ häufig. Weder sie noch die tatsächlichen Eigentümer, die Habsburger, wohnten aber für längere Zeit hier und überließen die laufende Verwaltung meist Pflegern aus dem niederen Adel, die hier ihren Wohnsitz nahmen. Als solche werden 1519 Bernhard Jörg zu Roith und 1604 Hans Christoph von Gera erwähnt. Aber auch die Zweit- und Drittgeborenen alter Familien konnten sich in unruhigen Zeiten als Verwalter gefährdeter Herrschaften auszeichnen. Kaiser Ferdinand II zog 1620 die Herrschaft als Rebellengut der protestantischen Landauer ein und verkaufte sie mit dem Landgericht dem Grafen Leonhard Helfrich von Meggau. Dieser war in der schlimmsten Reformationszeit der einzige oberösterreichische Graf, der dem katholischen Glauben treugeblieben war. In der darauf folgenden Zeit der Gegenreformation hatte er dem Kaiser im Kampf um die Rekatholisierung des Mühlviertels wertvolle Dienste geleistet. Bis in das erste Viertel des 17. Jahrhunderts hatte Freistadt alle Kriege und Fehden, aber auch die Hussiteneinfälle unbeschadet überstehen können. Eine ernsthafte Bedrohung gab es jedoch 1626, als die Stadt und das Schloss im Zuge des Oberösterreichischen Bauernkrieges von einem 5.000 Mann starken, gut organisierten Bauernheer vier Wochen lang belagert und schließlich eingenommen wurde. Die Aufständischen kämpften wie in ganz Oberösterreich, das damals an Bayern verpfändet war, für religiöse Freiheiten und gegen übermäßige Belastungen durch Steuern, Zwangsrekrutierungen und Robot. Nach der Übergabe wurden die katholische Schlosskapelle bzw. die darin vorgefundenen liturgischen Geräte geplündert. Der Pfleger der Herrschaft sowie drei Kapuzinermönche, die sich in die Kapelle geflüchtet hatten, wurden schwer misshandelt. Der Aufstand brach jedoch bald zusammen und Freistadt wurde wieder befreit.

Mit dem Aussterben der Grafen Meggau fiel Freistadt wieder an den Kaiser zurück. Über die Gräfin Franziska von Meggau kam das Schloss 1646 als Pfandbesitz an den Grafen Johann Ulrich Slavata. Bei dieser Familie blieb es bis 1700. Dann verkaufte Kaiser Leopold I die Herrschaft seinem Obersthofmeister Josef Bonaventura Graf Harrach als freies Eigen. Durch die Heirat seiner Urenkelin Rosa mit dem Fürsten Joseph Kinsky gelangte Freistadt 1778 an die Familie Kinsky, die zwar den umfangreichen Grundbesitz behielt, das Schloss aber 1798 der Stadtgemeinde Freistadt verkaufte. Die Fürstin hatte bereits 1786 ein etwas außerhalb der Stadt befindliches Kapuzinerkloster, das von Kaiser Josef II aufgehoben worden war, erworben und in ein fürstliches Schloss umgebaut. Es wurde zum neuen Amtssitz der Herrschaft Freistadt gemacht. Das Freistädter Schloss wurde 1801 in eine Kaserne für durchziehende Truppen umgewandelt. 1809 diente es als Lazarett für französische Soldaten. Zwischen 1834 und 1848 stand es weitgehend leer bzw. wurde es zeitweise vom Kreisamt als Siechenhaus verwendet. 1849 wurde der Trakt zwischen der Schlosskapelle und dem Getreidekasten abgerissen und mit dem Schutt der Graben, der die Stadt vom Schloss trennte, aufgefüllt. Im Bestreben, eine eigene Garnison zu erhalten schenkte die Stadt 1853 das Schloss dem Staat. Seitdem ist es Staatsbesitz. 1880 kam es zu einem großen Stadtbrand, dem neben Teilen des Schlosses weitere 38 Häuser zum Opfer fielen. Ein Antrag, den beschädigten Schlossturm zu sprengen, wurde von Kaiser Franz Joseph abgelehnt. Er ließ ihn wieder instand setzen. Nach dem Wiederaufbau der übrigen Trakte wurden diese bis 1924 wieder als Kaserne benützt. 1955 fand eine durchgreifende Restaurierung statt. Heute dient das Schloss vor allem kulturellen Zwecken. Sehenswert ist das Mühlviertler Heimathaus, ein Regionalmuseum, das den größten Teil des Turmes einnimmt. Außerdem sind in dem Gebäude noch einige Ämter, wie das Finanzamt und Privatwohnungen untergebracht. Im Schlosshof finden gelegentlich Konzerte statt. Sehr beliebt ist der traditionelle Freistädter Weihnachtsmarkt, der üblicherweise anfangs Dezember in beiden Höfen abgehalten wird.

Das Schloss ist eine weitläufige Anlage, die von einer hohen Mantelmauer umgeben ist. Gegen den inneren Graben zu, ist diese durch mächtige Stützpfeiler verstärkt. Die Gebäude des Schlosses liegen auf einem nach Norden und Osten steil abfallenden Plateau. Sie reihen sich um zwei große Höfe. Der Zugang zum großen Schlosshof, der von ehemaligen Wirtschaftsgebäuden umgeben ist, erfolgt entweder durch das repräsentative Tor am Hauptplatz oder durch ein weiteres Tor am Ende der Schlossgasse. Der Landesfürst oder zumindest sein Pfleger, dürfte kein allzu großes Vertrauen in die Stadtbevölkerung gehabt haben, da das Schloss auch durch einen Graben und eine Zugbrücke gegen die Stadt hin gesichert wurde. Auch die angrenzenden Bürgerhäuser durften damals keinen Ausgang zum äußeren Schlosshof haben. Anfangs gab es noch ein „Hintertürl“, das vom Schloss in den Zwinger und über den Stadtgraben aus dem Stadtgebiet hinaus führte. Aus Sicherheitsüberlegungen musste diese Tür aber im 15. Jahrhundert zugemauert werden. Der Pfleger Hans Christoph von Gera forderte 1584 ihre Öffnung, da durch sie bei den Stadtbränden von 1507 und 1516 viele Menschen hätten gerettet werden können. Der Rat der Stadt Freistadt sowie der Landesherr bestanden jedoch darauf, diesen Notausgang zugemauert zu belassen. Vom ursprünglichen Baubestand der Burg aus dem 15. Jahrhundert ist nur mehr wenig erhalten. Das riesige dreigeschossige Speichergebäude wurde um 1552 unter Georg von Landau erbaut. Seine Fenstergewände stammen noch aus der Bauzeit. Ein rundbogiges Tor führt in den mit einem Tonnengewölbe ausgestatteten großen Keller. In den Jahren zwischen 1982 und 1986 wurde hier ein Jugendzentrum mit Herberge eingerichtet. Die Nordseite des äußeren Schlosshofes wird von der Stadtmauer begrenzt.

In der Südwestecke des großen Hofes erhebt sich der ca. 50 m hohe Bergfried. Er musste so hoch sein, da das Schloss merkwürdigerweise etwas tiefer als die Stadt liegt. Dieser imposante viereckige Turm wurde zwischen 1363 und 1397 erbaut. Er schützte den rechts daneben liegenden Torbau mit der Zugbrücke. Unter seinem hohen und steilen Keildach läuft in 40 m Höhe ein offener Umgang auf Kragsteinen rund um das oberste Geschoß. Das Dach weist an allen vier Seiten konsolengestützte Erker auf. Hier befand sich einst die spätgotische Türmerstube. Kamin und Abtritt sind noch erhalten. Der Wächter wurde von der Herrschaft Freistadt gestellt, während der Türmer auf der Pfarrkirche von der Stadt besoldet wurde. Das heutige Dach ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1955. Die Fronten des Turmes werden nur von wenigen schmalen Fenstern durchbrochen. Der weithin sichtbare Bergfried wird seit 1949 vom Mühlviertler Heimathaus genutzt. Jede Etage ist einem Thema der Volkskunde gewidmet. Das Heimatmuseum zeigt seine Exponate auch im Südtrakt des Schlosses, wo sich eine dreischiffige Säulenhalle befindet. Sie stammt aus dem Jahr 1588 und diente damals als Pferdestall. Die dreijochige gotische Schlosskapelle wurde 1497 der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Wie das Fehlen eines Altares zeigt, wird sie heute nicht mehr als solche benutzt. Sie liegt über dem Westtor, das vom äußeren zum inneren Schlosshof führt, ist aber nur von letzterem aus zugänglich. Als ehemaliger Sakralbau ist das viereckige Gebäude bereits von außen an seinen beiden hohen spitzbogigen und einem runden Maßwerkfenster erkennbar. Im Inneren ist das Kreuzrippengewölbe gut erhalten. An ihre religiöse Verwendung erinnert nur mehr die steinerne Sakramentsnische aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts sowie vermutlich ein Taufbecken. Als das Schloss im 19. Jahrhundert als Kaserne diente, war in ihr ein Monturmagazin eingerichtet. Ihre Wände waren ursprünglich mit Fresken bedeckt. Heute sind sie mit zahlreichen Hinterglasbildern aus dem Fundus des Mühlviertler Heimathauses geschmückt. Es handelt sich dabei vermutlich um die weltweit größte Sammlung von bäuerlichen Hinterglasbildern. Die insgesamt mehr als 500 Bilder stammen zum Großteil aus dem benachbarten Sandl. Der Zeit um 1505 gehören noch einige Baudetails, wie der nördliche und der westliche Hofeingang sowie die Umrahmungen der äußeren Kapellentür, aber auch viele steinerne Fensterstöcke an. Der auf Holzpfeilern ruhende gedeckte Umgang im Hof wurde 1955 einer beim Brand von 1880 zerstörten Galerie nachempfunden.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – am nordöstlichen Rand der Altstadt von Freistadt

Ort/Adresse: 4240 Freistadt, Oberösterreich, Schlossplatz 1

Besichtigung: von außen jederzeit möglich. Das Mühlviertler Heimathaus ist vom 2. Mai bis 31. Oktober geöffnet. (Mo – Fr 09.00 – 12.00 und 14.00 – 17.00 / Sa, So und Fei 14.00 – 17.00)


Weitere Literatur:


17.03.2021