BURG DES MONATS






Horn - Schloss


Die erste urkundliche Erwähnung Horns erfolgte bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Damals schenkte ein Graf Gerold dem Bischof Egilbert von Passau eine Eigenkirche, die er auf seinem Gut Hornarum – also Horn – erbauen hatte lassen. Die Urkunde ist undatiert, doch war Egilbert in der Zeit zwischen 1045 und 1065 Bischof von Passau. Die Gegend um Horn gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen von Poigen-Rebgau. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts nannten sich landesfürstliche Ministeriale nach Horn. So wird 1156 von einem Adelbertus de Horne berichtet. 1176 belagerte der Böhmenherzog Sobeslav vergeblich Horn. Nach dem Aussterben der Grafen von Poigen zu Beginn des 13. Jahrhunderts fiel die Stadt an den Babenbergerherzog Leopold VI, wurde aber umgehend als Lehen vergeben. Während der Regierungszeit König Ottokars II erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den Maissauern, die von 1246 bis in das späte Mittelalter Horn als landesfürstliches Lehen besaßen, ein planmäßiger Ausbau der Stadt. Die Herren von Maissau gehörten vom 12. Jahrhundert bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1439 zu den wichtigsten Adelsfamilien im nördlichen Niederösterreich. Sie hatten zum Teil hohe politische Ämter wie Landverweser und Obersthofmeister inne. Einige von ihnen übten auch das Marschallamt aus. Wo die Maissauer ihren regionalen Sitz in Horn hatten, ist nicht bekannt, doch muss es bereits einen Wehrbau in der Stadt gegeben haben. Erst im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts wird von Bauarbeiten an der Stelle des heutigen Schlosses berichtet, wo vermutlich ein Vorläufer entstand. Der wehrhafte Bau sollte nicht nur als Stadtresidenz der Maissauer dienen, sondern auch die südöstliche Ecke der ummauerten Stadt sichern. Es dürfte sich dabei um ein sog. Festes Haus gehandelt haben. Meist wurde es von Burggrafen verwaltet. 1426/27 verwüsteten die Hussiten die Herrschaft, doch gelang es ihnen nicht, die Burg einzunehmen.

Durch Erbschaft kam Horn nach dem Aussterben der Maissauer 1440 an die Herren von Puchheim, die es 1461 kurzeitig an Viktorin von Podiebrad, den Sohn König Georgs von Böhmen abtreten mussten. Danach kamen die Ungarn unter Matthias Corvinus und blieben fast zehn Jahre lang. Erst nach dem Tod von Matthias Corvinus 1490 erfolgte die Übergabe der Stadt an Kaiser Maximilian I bzw. an seinem Vertreter. Wegen ihrer angeblichen Zusammenarbeit mit den Ungarn wurden die Puchheimer vorübergehend teilweise enteignet. 1493 konnten sie aber ihren Besitz wieder übernehmen und die Schäden beheben. Nach einer Erbteilung nahm der Horn-Wildberger Zweig der Familie 1512 seinen ständigen Wohnsitz in der Burg. Die Burg bzw. das spätere Schloss war stets Verwaltungsmittelpunkt einer umfangreichen Herrschaft sowie Sitz der Stadtherrschaft. Um den Wohnkomfort zu verbessern erfolgten größere Umbauten, die um 1539 zu einer gründlichen Neugestaltung der Burg führten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war der Umbau der mittelalterlichen Burg in ein wehrhaftes Schloss weitgehend vollendet. In dieser Zeit wurde die 1347 erstmals erwähnte, dem hl. Pakraz geweihte Burgkapelle, die im Osten des Burgareals lag, aufgelassen und schließlich abgetragen. Die evangelischen Puchheimer benutzten vorerst die benachbarte Bürgerspitalskapelle als Ersatz. Die Herrschaft Horn war im 16.sowie in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts ein Zentrum des Protestantismus in Niederösterreich. Die Puchheimer waren recht militante Protestanten. Um ihren Forderungen an den Landesherrn Nachdruck zu verleihen, gründeten die lutherischen Adeligen Nieder- und Oberösterreichs 1608 den „Horner Bund“ und beschlossen, die Erbhuldigung dem Kaiser erst dann zu leisten, wenn sie die von ihnen gewünschten Rechte verbrieft bekommen hätten. Der „Horner Bundbrief“ wurde 1608 im zum Schloss gehörenden Gebäude des Landgerichts von 168 protestantischen Ständemitgliedern unterfertigt.

Im auf den Prager Fenstersturz folgenden Aufstand des böhmischen Adels verbündete sich der Horner Bund mit den Böhmen und wählte Friedrich von der Pfalz zum König. Dies war natürlich selbst dem eher gutmütigen Kaiser Ferdinand zu viel. 1620 war die Erhebung, die zum Dreißigjährigen Krieg führte, in Horn vorbei. Stadt und Schloss wurden von kaiserlichen Truppen unter Karl Bonaventura Graf Bouquoy besetzt. Dabei wurde das Schloss völlig ausgeplündert. Von der ursprünglichen Einrichtung hat sich lediglich ein Trinkhorn aus der Zeit um 1585 erhalten. Reichart von Puchheim, der zu den führenden Mitgliedern des Horner Bundes gehört hatte, verlor als Rebell seine Besitzungen und wurde in Krumau eingekerkert. Die einsetzende Gegenreformation führte dazu, dass die konfiszierten Herrschaften nur mehr an katholische und kaisertreue Adelige vergeben wurden. Horn kam 1620 als Lehen an den kaiserlichen Rat Vinzenz von Muschinger, 1628 folgte ihm sein Schwiegersohn Ferdinand Freiherr von Kurz nach. Dieser wurde 1636 in den Grafenstand erhoben. Er starb 1659 und wurde ebenfalls von seinem Schwiegersohn, diesmal von Ferdinand Maximilian Graf Sprinzenstein, als Herrschaftsinhaber von Horn abgelöst. Auch dieser hatte keinen männlichen Erben. Seine Tochter Maria Regina hatte aber Leopold Karl Graf Hoyos geheiratet und sowohl Horn als auch die Rosenburg in die Ehe mitbrachte. Die Grafen nennen sich seit 1831 Hoyos-Sprinzenstein und sind noch heute die Schlossherren von Horn. Vielfach wird irrtümlicherweise angenommen, dass diese Familie aus Ungarn stammt. Tatsächlich kommt sie aus Spanien, wo sie im Gebiet von Altkastilien angeblich bereits im 9. Jahrhundert auftraten. 1525 zog Juan de Hoyos mit seiner Familie im Gefolge des späteren Kaisers Ferdinand I nach Österreich, wo sie vor allem in Niederösterreich und Oberösterreich zahlreiche Herrschaften erwarben und sich in mehrere Linien aufteilten. Die erzkatholischen Grafen waren den Habsburgern vor allem in der Gegenreformation eine wichtige Stütze. Bis zum Ende der österr.-ungar. Monarchie waren immer wieder Mitglieder der Familie auf hohen Positionen in Politik, Verwaltung und Militär zu finden. Viele waren auch als Mäzene für Kunst und Kultur bekannt. So lebten hier u. a. Ernst Karl Graf Hoyos-Sprinzenstein, der mit großem Aufwand das bereits zur Ruine gewordene Schloss Rosenburg retten konnte. Sein Sohn Graf Ernst Hoyos-Sprinzenstein war als internationaler Großwildjäger bekannt. Der 1972 verstorbene Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein war von 1934 bis 1938 Präsident des Staatsrates. Derzeit sind im Schloss einige öffentliche Ämter, wie das Finanzamt untergebracht. Zum Teil ist es von den Eigentümern bewohnt, zum Teil kann es für Veranstaltungen gemietet werden. Es werden auch einige Gästezimmer für private Aufenthalte angeboten.

Das in den letzten Jahren mit großem Aufwand restaurierte Schloss liegt in der Südostecke der ehemaligen Stadtmauer. Es ist ein dreiflügeliger, dreieinhalbgeschossiger Bau um einen rechteckigen Innenhof. Die ansonsten offene Ostseite wird nur von einem eingeschossigen Remisentrakt abgeschlossen. Wie Untersuchungen des Mauerwerks ergaben, dürften die ersten Burggebäude bereits Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Damit sind sie sogar etwas älter als der Bergfried. Der mächtige Bergfried, auch „Diebsturm“ genannt, reicht in die frühgotische Zeit zurück. Er weist einen Grundriss von 9 x 9 m und eine Höhe von ca. 28 m auf. Der Turm ist aus Bruchsteinen errichtet. Er weist im Erdgeschoß eine Mauerstärke von ca. 2,6 m auf, die im obersten Bereich auf ca. 2 m zurückgeht. Das oberste Geschoß war ursprünglich als Wehrplattform ausgebildet, da der Bau auch als südöstlicher Eckturm der ersten Stadtmauer fungierte. Unter dem heutigen Zeltdach erkennt man noch die später vermauerten Zinnen. Sein Inneres wird nur von wenigen Lichtschlitzen beleuchtet. Hofseitig führt ein Hocheinstieg in den ersten Stock des Turms. Er ist mit seitlichen steinernen Sitzbänken und einem nachträglich eingefügten Tonnengewölbe ausgestattet. Im heutigen 6. Geschoß erkennt man den Ausgang auf einen ehemals vorkragenden hölzernen Wehrgang. Der Bergfried ist der einzige sichtbare mittelalterliche Bauteil. Er wird in das frühe 14. Jahrhundert datiert. Dendrochronologische Untersuchungen der verwendeten Holzbalken ergaben das Fälljahr 1315 für die dafür verwendeten Bäume Es gab noch einen weiteren bergfriedartigen Turm in der Nordwestecke der mittelalterlichen Anlage, doch stürzte dieser „Mäuseturm“ im 19. Jahrhundert teilweise ein und wurde nicht mehr aufgebaut. Seine erhalten gebliebenen Mauern sind heute völlig in den späteren Bauten aufgegangen und nur mehr im Grundriss erkennbar. Weitere mittelalterliche Mauerzüge entziehen sich einer Betrachtung, da sie ebenfalls völlig in den späteren Bauten integriert wurden. Von der Renaissanceburg der Puchheim ist nicht mehr viel zu sehen. Die Einfahrt an der Nordfront zeigt außen ein von gequaderten Pfeilern gerahmtes Rundbogenportal aus der Renaissancezeit (16. Jahrhundert), das ursprünglich durch eine Zugbrücke geschützt wurde. Es ist mit einem schön gearbeiteten Steinwappen der Puchheimer geschmückt.

Der Nordosttrakt, der besonders dicke Mauern aufweist, stammt aus dem 16. Jahrhundert, ebenso die Pfeilerarkaden im Erdgeschoß des Hofes. An der Nordseite des Innenhofes ist eine mit 1539 datierte Inschrifttafel der Puchheimer angebracht, die auf den Ausbau der Burg im zweiten Viertel des 16. Jahrhundert hinweist. Sie wurde aber erst später hierher versetzt. Daneben erkennt man eine ehemalige Pferdetreppe. Das heutige Schloss geht weitgehend auf die Bautätigkeiten des 16., 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Ab 1700 bemühte man sich, die älteren Teile des Schlosses abzutragen und durch Neubauten zu ersetzen, deren Fassaden einander angeglichen wurden. Unter Graf Philipp Joseph Innozenz erfolgte während des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts eine Aufstockung der bereits vorhandenen Gebäude und der Ausbau zu einer dreiflügeligen Anlage. Die Fassaden des West- und des Südflügels erhielten ihr heutiges Aussehen. Sie werden durch Riesenpilaster gegliedert. Die Fenster weisen meist profilierte gerade Verdachungen auf. Die Sturzbalken der Fenster im Obergeschoß sind mit Muscheln, Blüten und Blattwerk verziert. Möglicherweise dehnte sich das Schloss an seiner Ostseite ursprünglich etwas weiter bis zur Stadtmauer hin aus. Der Grundriss des Gebäudes würde dafür sprechen. Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Schloss wieder von der Familie verstärkt genutzt wurde und die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr den Vorstellungen der Bewohner entsprachen, ließ Graf Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein einige größere Um- und Ausbauten vornehmen. Er ließ die Nordfront durch eine Verdoppelung der Breite ausbauen, wodurch ein moderner Wohntrakt entstand, aber der alte Bering verbaut wurde. Leider kam es dabei zu einem Einsturz des Mäuseturmes. Als neue Dominante der Nordwestecke der recht vornehm wirkenden Gartenfront wurde um 1850 der achteckige Turm errichtet. Das in der Mitte der Fassade liegende Gartenportal zeigt ein schön gearbeitetes Akanthuswappen der Grafen Hoyos.

Graf Johann Ernst wollte die alte Schlosskapelle in den neuen Turm verlegen, was sich aber als nicht zweckmäßig erwies. Er ließ stattdessen die Kapelle in den zweiten Stock des Nordtraktes einbauen, wo sich bisher der Theatersaal befunden hatte. Sie ist ein einfacher flachgedeckter Raum mit profilierten Balkenzügen und Gesimsen. In jenem Bereich des Schlosses, der den Besitzern als Wohnung dient, befindet sich eine private Gemäldegalerie mit Bildern aus der Barockzeit, die aber nicht öffentlich zugänglich ist. An der Nordseite des Gebäudes wurde 1591 das ehemalige Landgericht angebaut. Es weist im Obergeschoß einen hübschen, von toskanischen Säulen gestützten, zehnachsigen Arkadengang auf, dem eine elegante Steinbalustrade vorgelegt ist. Sein großer Saal war lange Zeit durch Mauern unterteilt. Er konnte aber in seiner alten Gestalt wiederhergestellt werden. In einem Teil des Landgerichtes wird heute das bis in das 13. Jahrhundert zurückreichende Familienarchiv aufbewahrt. Am stadtseitigen Zugang zum Schlossareal stehen zwei steinerne Löwen, die allerdings keine Beziehung zum Schloss haben. Sie bewachten einst die Wiener Aspernbrücke und stammen vom Bildhauer Friedrich Melnitzky. Sie wurden erst 1953 hier aufgestellt. Ein zweites Löwenpaar gelangte nach Schloss Gobelsburg. Das Schloss ist vor allem im Westen und Süden von einer weitläufigen, ummauerten, englischen Parkanlage umgeben, die sich mit dem alten Tiergarten auch südlich der Taffa erstreckt. Der Park wurde erstmals im 16. Jahrhundert angelegt, nachdem man die hier bestehenden Bürgerhäuser geschliffen hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Mödringbaches liegt der bereits im 15. Jahrhundert erwähnte Meierhof des Schlosses. Er wurde im 17. Jahrhundert vergrößert und im 19. Jahrhundert weiter ausgebaut. Seine dreischiffige barocke Pfeilerhalle stammt aus dem 17. Jahrhundert. Jenseits des Mödringbaches befand sich auch das 1588 erstmals erwähnte Brauhaus der Herrschaft. Die Produktion wurde bereits im 19. Jahrhundert eingestellt, doch ist das Gebäude mit seinen Kreuzgratgewölben in der Pfeilerhalle des Erdgeschosses erhalten.

Lage: Schlossplatz

Ort/Adresse: 3580 Horn, Niederösterreich

Besichtigung: nur von außen möglich, der Hof ist jedoch zugänglich

Homepage: www.schloss-horn.at


Weitere Literatur:


21.07.2017