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Eberau


Wencelinus von Wasserburg am Inn kam im Gefolge Giselas von Bayern um das Jahr 1000 nach Ungarn. Er erhielt vom König das Gut Ják, zu dem später auch Eberau gehörte. Dieses wird 1221 als Monyorókerék erwähnt. Der ungarische Name bedeutet soviel wie ein rundförmig angelegtes Haselgebüsch. Eine Wasserburg ist hier seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbar. In einer Urkunde von 1292 wird zwar ein Graf Wernhard als Burgpfleger, nicht aber der Besitzer genant. Von 1297 bis 1369 war Eberau königlicher Besitz. Es gehörte mit dem Burgenland bis 1919 zu Ungarn. Daher handelt es sich bei den Besitzerfamilien fast durchwegs um ungarische Adelige. 1369 belehnte König Ludwig I Konrad von Ellerbach für geleistete Kriegsdienste mit der Herrschaft. Stefan von Ellerbach, der Obergespan von Eisenburg, war im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts einer der reichsten Magnaten Ungarns. Die vom Aussterben bedrohten Ellerbacher verkauften Eberau 1496 nebst anderen Gütern an den Kanzler von König Ladislaus II, den Fürstprimas von Gran, Bakócz Thomas, der sich nach seinem Geburtsort Erdöd den Namen Erdödy zulegte. Dieser schenkte die Herrschaft seinem Neffen Peter Bakócz, der sich nun Erdödy von Monyorókerék nannte. Die Burg hatte das untere Pinkatal zu verteidigen. Auf Grund ihres natürlichen Schutzes durch die versumpften Arme der Pinka und des Rodlingbaches sowie der künstlich angelegten Gräben und Wälle, war sie relativ leicht zu verteidigen. Von einer Eroberung ist auch nichts bekannt.

Zur Zeit der Türkenbedrohung war die Wasserburg ein willkommener Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung. Militärische Bedeutung hatte sie noch 1605 im Kampf gegen die Haiducken. Der Riedname „Galgenstauden“ weist auf den Sitz eines Landgerichtes hin. 1557 bekam Eberau einen neuen Herrn, als es der damalige Banus von Kroatien, Peter II Erdödy, gegen ein Gut des Grafen Nikolaus Zrinyi tauschte. Graf Nikolaus wurde 1566 als Held von Szigetvar in Ungarn sehr populär, da er die dortige Festung bis zum letzten Mann hielt und anschließend von den Türken geköpft wurde. Sowohl Erdödy als auch Zrinyi siedelten zahlreiche Kroaten im südlichen Burgenland an. Ende des 16. Jahrhunderts war Eberau ein Zentrum des Protestantismus im damaligen Westungarn. Von 1587 bis 1591 war im Schloss eine Druckerei des Johannes Manlius untergebracht, der die erste deutschsprachige Zeitung Ungarns „New Zeitung aus Ungarn“ herausgab. Die Zrinyi lebten hier bis 1613. Dann kehrten die Erdödy wieder zurück. Sie standen auf der Seite der Gegenreformation und sorgten für eine Rekatholisierung ihrer Untertanen. Eberau wurde nun von den beiden Hauptlinien der Familie gemeinsam gehalten. Das 17. Jahrhundert gilt als Blütezeit des Schlosses. Damals erhielt es durch Zu- und Umbauten weitgehend sein heutiges Aussehen. Zur relativ großen Herrschaft zählten zahlreiche kleinere Orte im Burgenland und im anschließenden Westungarn. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss bei Kampfhandlungen beschädigt. Die ehemalige Wasserburg befindet sich auch heute noch im Besitz der Erdödy. Sie ist nach wie vor in keinem guten Erhaltungszustand, doch haben bereits Restaurierungsarbeiten eingesetzt. Unter anderem wurde der Wassergraben saniert.

Das dreigeschossige Barockschloss liegt am Südende des Marktes. Es ist von einem mittelalterlichen polygonalen Befestigungsring umgeben, der zum Teil noch erhalten ist. Vier Wassergräben und drei Wälle beschützten die alte Burg. Zwischen den beiden inneren Gräben befand sich ein Wall mit einer Wehrmauer. Sie war mit sechs Bastionen verstärkt, von denen sich nur der runde sog. Pulverturm erhalten hat. Das rechteckige Schloss steht in einem breiten, heute trockenen Graben, der schon vor Jahrzehnten als Obst- und Gemüsegarten diente. Es war ursprünglich ein Dreiflügelbau mit einer einfachen Wehrmauer im Süden. Um 1720 schloss man die Anlage durch einen Anbau. Der Eingang liegt im Nordosttrakt. Hier führt eine Steinbrücke über den ehemaligen Wassergraben zum dreiachsigen Torrisalit. Zwischen rustizierten Pilastern befindet sich das Einfahrtstor mit der daneben liegenden Fußgängerpforte. Über dem Tor sind das Wappen der Erdödy, eine schwer leserliche Inschrift und die Jahreszahl 1772 angebracht. Letztere bezieht sich auf eine Restaurierung. Auf einem Stich aus der Renaissancezeit ist ein hoher Torturm mit Zwiebelhelm zu sehen. Er existiert aber nicht mehr, da er bis zur Firsthöhe abgetragen wurde. Die Eckrisalite waren nie als Türme ausgebildet, doch hat man ihnen in jüngerer Zeit hohe Steildächer aufgesetzt, um das Schloss wehrhafter erscheinen zu lassen. Die Renaissance-Arkaden an der Westseite des Hofes wurden zum Großteil in späterer Zeit vermauert. Die gotische Schlosskapelle lag an der Südostseite des Schlosses. Sie wurde 1911 abgebrochen. Von ihr haben sich nur die Grundmauern sowie drei wappenverzierte Schlusssteine erhalten. Die spitzbogige Tür im ersten Stock des anschließenden Gebäudetraktes führte zur Kapellenempore. Die Innenräume wurden 1945 und danach geplündert. Erhalten blieben einige Öfen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Schloss ist von einem großen, heute aber stark verwilderten Park umgeben. Das langgestreckte Wirtschaftsgebäude der Vorburg stammt vom Ende des 17. Jahrhunderts. Die Gräben und Wälle der Wasserburg umschlossen auch den gesamten Ort, der noch zusätzlich durch Vorwerke geschützt war. Ein dritter Graben trennte den Ort von der Wasserburg. In ihm stand ein ovales Vorwerk in der Art eines Hausberges, das nur über Brücken zu erreichen war. Möglicherweise befand sich hier die erste Burg des 13. Jahrhunderts. Während die Ortsumwallung lediglich mit Palisaden verstärkt war, waren die Wälle, die die Burg umgaben bereits teilweise in Stein ausgebaut.

Lage: Burgenland/Südburgenland – ca. 21 km nordöstlich von Güssing

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


26.01.2008