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Sulz


Das hier befindliche Gut befand sich ursprünglich im Besitz von ungarischen Kleinadeligen. 1539 wurde der Ort vom ungarischen Palatin dem Adeligen Sanko de Ragusio zugesprochen. Später war es Eigentum der Familie Batthyány. Judith Gräfin Festetics ließ sich im Jahr 1815 an der Stelle eines älteren Baues ein klassizistisches Herrenhaus als Witwensitz errichten. Der Architekt ist unbekannt. Auf dem ihr gehörigen Grundstück befanden sich einige Quellen mit Mineralwasser, das stark mit Kohlensäure versetzt war. Die Gräfin entschloss sich, diese für Kurzwecke zu nutzen, wobei sie vorwiegend an adelige Kurgäste dachte. Sulz entwickelte sich zu einem Treffpunkt der vornehmen ungarischen Welt. Archäologische Funde hatten gezeigt, dass die Quellen schon zur Römerzeit bekannt waren und genutzt wurden. Mit dem Tod der Gräfin war es auch mit dem Kurbetrieb vorbei. Die folgenden Schlossbesitzer zeigten daran kein Interesse mehr. Erst als Imre Stippl das Schlösschen übernahm, überlegte sich dieser eine neue Nutzung des Mineralwassers. Er füllte es in Flaschen ab und zog einen Versandbetrieb auf, der die gesamte Monarchie umfasste. 1905 errichtete man gegenüber dem Schloss eine Abfüllhalle und ein Lager. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie brach der Absatzmarkt zusammen. Für die Erhaltung des Schlosses konnte kein Kapital mehr aufgebracht werden. Nach dem Tod des letzten privaten Besitzers im Jahr 1962 verstärkte sich der Verfall. Auch die Güssinger Mineralwasser AG, die die Quelle bis heute nutzt, hatte keine Verwendung mehr für das Schloss. Die geplante Demolierung konnte durch die 1973 erfolgte Unterschutzstellung durch das Bundesdenkmalamt verhindert werden. Immerhin wurde seither das Dach saniert. Der örtliche Kastellverein, dem das Schloss heute gehört, hat trotz seinen Bemühungen bisher noch keinen Käufer gefunden. Die Idee, ein Veranstaltungszentrum hier einzurichten, konnte mangels eines finanzkräftigen Sponsors nicht realisiert werden.

Das sog. Kastell steht auf einer Wiese gegenüber dem Werksgelände der Güssinger Mineralwasser AG. Das kleine und relativ schmale Schlösschen ist ein typischer Bau des Biedermeiers und erinnert an die vom Architekten Josef Georg Kornhäusel in Baden errichteten Gebäude, hat aber auch mit den Plantagenhäusern des amerikanischen Südens gewisse Ähnlichkeiten. Das rechteckige Haupthaus ist zweigeschossig und teilweise unterkellert. Es ist mit einem mächtigen Walmdach gedeckt, aus dem einige Dachgaupen hervorlugen. Die monumentale Hauptfassade ist mit ihren sechs Sandsteinsäulen im zurückspringenden Mittelteil betont repräsentativ gestaltet. Ein offener Laubengang verbindet die östliche Seite des Haupthauses mit einem Pavillon. Dieser eingeschossige Anbau diente einst als Zugang zu den Badeanlagen. Die Innenräume waren schon vor ihrer Devastierung weitgehend schmucklos. Sie stehen heute leer. Das ruinöse Schloss ist von einem verwilderten Naturpark umgeben, dessen Eichenbestand noch auf die Gründerzeit zurückgeht.

Lage: Burgenland/Südburgenland – ca. 4 km nordwestlich von Güssing

Besichtigung: möglich

Homepage: http://kastell.sulz.at


Weitere Literatur:


15.01.2008