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Schrofenstein


Otto und Ulrich von Schrofenstein sind die ersten Mitglieder ihrer Familie, die uns namentlich bekannt sind. Sie scheinen 1228 erstmals urkundlich auf. Ein Festes Haus dürfte aber bereits im vierten Viertel des 12. Jahrhunderts bestanden haben. Die prächtige Aussicht machte es möglich, von hier aus weite Teile des Oberinntales und des Stanzertales zu kontrollieren. Die Burg unterstand von 1380 bis 1806 der Lehenshoheit des Bischofs von Chur. Da der auch ansonsten in Tirol nicht sehr gebräuchliche Vorname Siband sowohl bei den Schrofensteinern als auch bei den Herren von Fließ häufig war, nimmt man an, dass die Herren von Schrofenstein mit den Herren von Fließ verwandt waren. Die Schrofensteiner waren zuerst Ministeriale der Bischöfe von Chur, traten aber bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als solche der Grafen von Görz-Tirol auf. An ihre Verbindung zum Bistum Chur erinnert ihr Wappen, das den halben Churer Steinbock enthält. Konrad von Schrofenstein war einer der einflussreichsten Ratgeber Meinhards II. Die Burg war von 1254 bis 1282 Gerichtssitz. Danach übernahm das Landgericht in Landeck seine Funktion als Halsgericht. Die niedere Gerichtsbarkeit blieb den Schrofensteinern aber erhalten. Im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde die Familie in eine Fehde zwischen dem damaligen Landesherrn von Tirol, König Heinrich von Böhmen und den Grafen von Montfort verwickelt, was zu einer Belagerung ihrer Burg führte, die dabei schwere Schäden erlitt. Damals wurde auch ihre Burg Arlberg zerstört. Als 1330 die Kämpfe wieder aufflammten, verloren die Schrofensteiner einen Teil ihrer Besitzungen. Zu einer weiteren Beschädigung der Burg kam es wohl, als die Appenzeller 1406 im Inntal gegen Innsbruck vorrückten.

Ein bedeutendes Familienmitglied war Oswald von Schrofenstein, der 1476 mit einem Anteil an der Burg Runkelstein bei Bozen belehnt wurde. Obwohl er 12 Kinder hatte, starb die Familie 1546 mit seinem Enkel Georg Philipp von Schrofenstein aus. Die Burg war aber schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den Eigentümern verlassen worden und wurde nur mehr von Pflegern verwaltet. Der Churer Bischof verlieh Schrofenstein an den mit den Schrofensteinern verwandten Hans Trautson, der jedoch in die Erhaltung des Baues nichts mehr investierte. Nach dem Aussterben der Trautson fiel die mittlerweile zur Halbruine gewordene Burg 1775 an die Fürsten Auersperg. Nun zogen auch die Pfleger den unweit gelegenen Schloßbauernhof der bereits recht ungemütlich gewordenen Feste vor. 1810 ging Schrofenstein in bäuerliche Hände über. Nachdem alles Brauchbare entfernt worden war, stürzte 1846 die Ostfront zusammen. 1851 erwarb der Statthalter von Oberösterreich, Dr. Alois Fischer, die Anlage. Nach einem wenig erfolgreichen Restaurierungsversuch vermachte er sie 1880 der Familie Auersperg. Diese begann 1908 mit dringend erforderlichen Sicherungsarbeiten. 1943 erbte Joseph Karl Graf Trauttmansdorff die Ruine. Er schenkte sie drei Jahre später dem bekannten Tiroler Burgenforscher Propst Josef Weingartner und seinem Freund Baurat Dipl. Ing. Karl Innerebner. Beiden gelang es, den Turm vor dem endgültigen Verfall zu bewahren und sogar teilweise wieder bewohnbar zu machen. Schrofenstein befindet sich heute im Besitz der Erben nach Karl Innerebner.

Die markante Burg liegt auf einer Seehöhe von 1114 m im Gemeindegebiet von Stanz hoch über dem Inntal. Schon ihr Name weist auf ihre exponierte Lage hin. Ihr weithin sichtbarer Turm erhebt sich auf einer schmalen Felsnase, die aus dem steilen Südhang des Brandjöchls vorspringt. Schrofenstein zählt zu den flächenmäßig kleinsten der bedeutendsten Tiroler Burgen. Durch die Felsabbrüche im Westen und Süden war sie hier nicht angreifbar. Im Norden war jedoch durch den Berghang eine starke Überhöhung gegeben. Den von dieser Seite her drohenden Angriffen versuchte man durch die Errichtung eines ungewöhnlich hohen Bergfriedes entgegenzuwirken. Man verzichtete jedoch auf die Anlage eines Halsgrabens, was vermutlich geländebedingt war. Bemerkenswert ist der Zugang zur Burg, der über eine Holzbrücke unmittelbar in das zweite Obergeschoß des Bergfrieds führt. Dem rechteckigen Tor war eine kleine Zugbrücke vorgelagert. Dieser Zugang wurde allerdings erst in einer späteren Ausbauphase angelegt. Ursprünglich gelangte man auf einem schmalen Weg, der um den Fuß des Burgfelsens herumgeführt wurde, in die Anlage. Der rechteckige, einst sechsgeschossige Bergfried ist an der Talseite ca. 25 m und an der Bergseite etwa 12 m hoch. Sein verschiedenartiges Mauerwerk zeigt, dass er in drei Etappen errichtet wurde. Er sitzt auf dem Festen Haus (ca. 12 x 8 m) des 12. Jahrhunderts auf und wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts jeweils nach Kriegsschäden aufgebaut und erhöht. Der vermauerte Hocheinstieg im Obergeschoß des Festen Hauses ist noch zu erkennen. Die hohen rechteckigen Zinnen, die den Turm über dem Pultdach abschließen, stammen von den Sanierungsarbeiten des Jahres 1908. An den Bergfried grenzt im Süden ein etwas niedriger fensterloser Wohnbau. Im Keller der Burg wurden bis 1844 zwei große Fässer gelagert, von denen berichtet wird, dass sie angeblich mehr als dreihundert Jahre alten Wein enthielten, der als Medizinalwein weithin berühmt war. Vom einstigen Bering sind nur mehr Fragmente erhalten. Weit unterhalb der Burg erkennt man noch die Reste eines vorgeschobenen Torbaues. Hier dürfte auch der Pferdestall gewesen sein, da die Burg nur zu Fuß erreicht werden konnte.

Lage: Tirol/Oberes Inntal – ca. 5 km nördlich von Landeck

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.01.2008