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Gumpoldskirchen - Deutschordensschloss


Der große Baukomplex des Deutschordensschlosses befindet sich an der Stelle einer babenbergischen Burg-Kirchenanlage, deren Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert stammt. 1241 schenkte der letzte Babenbergerherzog, Friedrich II der Streitbare, dem Deutschen Ritterorden den kleinen Wehrbau und das damit verbundene Patronatsrecht über die Pfarrkirche von Gumpoldskirchen. Letzteres liegt auch heute noch beim Orden. Die kleine Burg wurde der 1245 gegründeten Kommende Wiener Neustadt übergeben. Die vom Orden geführte Pfarrschule existierte bis 1869. Beim Türkeneinfall von 1529 wurde das sog. Deutsche Haus niedergebrannt. Danach erfolgte der Wiederaufbau und Ausbau der Befestigungsanlagen. 1683 verwüsteten die Türken neuerlich das Ordensschloss, das anschließend wiederhergestellt wurde. Im ausgehenden 18. Jahrhundert ließ der Landkomtur Graf Alois von Harrach größere Veränderungen vornehmen. Damals wurden auch die Fassaden neu gestaltet und die Schlosskapelle errichtet. 1930/31 erfolgte ein weitgehender Umbau, da hier das Zentralnoviziat des nunmehr ausschließlich geistlichen Ordens eingerichtet wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde es auch aufgestockt. Von 1934 bis 1938 lebte hier der ehemalige Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Eugen. Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der Orden enteignet und Erzherzog Eugen musste das Schloss verlassen. Es diente nunmehr als „Erstes Reichsweingut“ und Forschungsanstalt für den Weinbau. 1945 erhielt der Orden sein Schloss zurück, doch wurde die Kommende nach Wien verlegt. 1954 wurde der Dachstuhl erneuert. Nach der Schließung des hier von Deutsch-Ordensschwestern geführten Altenheimes im Jahr 1988, stand das Schloss 12 Jahre leer und wurde vernachlässigt. 1999 wurde es umfassend restauriert. Es dient seither als Konventshaus des Deutschen Ordens, Provinz Österreich. Außerdem ist es Sitz des österreichischen Militärbischofs. Ein Teil der Räume steht als Gästehaus für die Abhaltung von Seminaren zur Verfügung.

Das Ordensschloss bildet zusammen mit der Pfarrkirche das weithin sichtbare Wahrzeichen von Gumpoldskirchen. Der Kern des Gebäudes stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Ungewöhnlich starkes Mauerwerk in der Nordostecke deutet auf einen ehemaligen Wehrturm aus dieser Zeit hin. Das Schloss ist ein dreigeschossiger Vierflügelbau um einen trapezförmigen Hof. Lediglich die Bergseite ist geländebedingt um ein Geschoß niedriger. Die Türme wurden beim Umbau von 1931 teilweise in das Gebäude integriert. Die Schauseite ist nach Osten gerichtet. An den beiden Untergeschossen haben sich die barocken Steingewändefenster aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Die beiden spätbarocken Portale an der Nord- und der Südseite stammen ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Fenster des Untergeschosses sind mit schönen Korbgittern versehen. Ein starkes Gesims trennt die unteren beiden Geschosse vom Neubau des zweiten Obergeschosses. An den Nordflügel stößt die gotische Pfarrkirche an. Das Innere des Schlosses hat durch die Umbauten von 1930/31 und 1998/99 sein altes Aussehen weitgehend verloren. Ein schöner Rokoko-Ofen ist jedoch bemerkenswert. Auch die zweigeschossige Kapelle hat 1930 eine neue Einrichtung erhalten. Als sich nach 1540 die Türkengefahr verstärkte, wurde um Schloss und Kirche ein breiter Wassergraben angelegt. Ein Teil davon ist noch an der Südostecke vorhanden. Der einstige Wehrgraben wird hier von einer malerischen Steinbrücke mit der barocken Statue des Hl. Nepomuk überspannt. Das dahinter liegende äußere Schlosstor mit dem Torturm wurde nach 1870 abgetragen. Dieser Torturm diente übrigens zuvor als Schulgebäude. Hinter dem Schloss sind noch Reste von Wehrmauern und ein halbrunder Turm aus dem 15. Jahrhundert vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 5 km südlich von Mödling

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.do-schloss.at


Weitere Literatur:


05.01.2008