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Innsbruck - Palais Fugger-Taxis


Nach einem Großbrand im Jahr 1620, der eine ganze Häuserzeile vernichtete, befanden sich an der Stelle des heutigen Palais zwei Brandruinen, die vorerst nicht wiederaufgebaut wurden. Eine gelangte noch im selben Jahr an Erzherzog Leopold und die andere 1624 an Karl Fieger von Hirschberg. Beide Parzellen befanden sich 1679 im Besitz der Tiroler Landsmannschaft, als Graf Hans Otto Fugger von Kirchberg-Weißenhorn sie kaufte. Er beauftragte den Innsbrucker Hofbaumeister Johann Martin Gumpp d. Ä. mit der Errichtung eines Stadtpalastes. Ausführender Baumeister war Georg Span. Es entstand die älteste, nach italienischer Art in Innsbruck gebaute barocke Palastanlage. 1689 wurde das Gebäude durch ein Erdbeben stark beschädigt, aber schon im nächsten Jahr wiederhergestellt. 1692 ging der Palast an Zahlungsstatt für eine ausstehende Schuld an die in Venedig lebenden Erben des Pietro Martyre Cernez über, doch konnte ihn Marquart Eustachius Graf Fugger 1701 wieder zurückkaufen. Dessen Tochter, Maria Theresia Violante Fugger, heiratete 1702 den Grafen Guidobald Welsberg und erhielt das Palais als Heiratsgut. Die Grafen Welsberg benützten es als Mietobjekt und verkauften es 1784 an Graf Josef Sebastian von Thurn und Taxis und dessen Gemahlin Maria Josefa (geb. Gräfin Wilczek). Sie gaben das große Deckenbild im Parissaal in Auftrag. Anderseits sind sie, die seinerzeit in weiten Teilen Mitteleuropas das Postmonopol besaßen, dafür verantwortlich, dass der adelige Wohnsitz zum Postgebäude umgebaut wurde. Graf Ferdinand von Thurn und Taxis verkaufte 1905 das Palais an das Land Tirol. Es wurde durch den Architekten Hans Menardi restauriert und durch einen Anbau mit dem benachbarten Landhaus verbunden. Seither sind in ihm Ämter der Landesverwaltung untergebracht. Im Erdgeschoß hat sich eine Kunstgalerie etabliert.

Das Palais besteht aus dem monumentalen dreigeschossigen Haupttrakt, der seine neunachsige Schauseite der Maria Theresienstraße zuwendet und zwei schmalen, elfachsigen Seitenflügeln, die einen nach hinten offenen, rechteckigen Hof begrenzen. Dieser Hof hatte zur Zeit der Verwendung des Palais als Postgebäude durch verschiedene Einbauten seine Eleganz verloren. 1911 erfolgte eine Bereinigung sowie eine Neufassadierung der Hofseiten in der vereinfachten Art der Hauptfront. Der einstige, geometrisch angelegte Garten an der offenen Seite des Hofes ist längst verbaut. Das Portal liegt in der Mittelachse des Haupttraktes, im rustizierten Erdgeschoß. Es wird von zwei freistehenden toskanischen Säulen flankiert. Darüber springt ein von einem Korbgitter begrenzter Balkon vor. Er wird von liegenden Löwen gestützt. Die einzelnen Geschosse werden durch kräftige Gesimse getrennt. Das erste Obergeschoß deklariert sich auf Grund seiner großen Fenster als Beletage. Die Fenster sitzen in vertieften Rahmen und tragen reich stuckierte Bekrönungen. Der zweite Stock ist als Attikageschoß ausgebildet und wesentlich niedriger. Er war in erster Linie der Dienerschaft vorbehalten. Darüber schließt ein mächtiges Kranzgesims die Fassade ab. Der breite Fries zeigt Volutenkonsolen in Form von Fratzen und ornamental gestaltete Medaillons. Die drei Mittelachsen werden durch große Rundbogenfenster hervorgehoben. Die drei darüber befindlichen querovalen Rundfenster dienen der besseren Beleuchtung des dahinter liegenden Parissaales. Sie sind ebenfalls reich mit Stuck dekoriert.

Passiert man das Portal, so gelangt man in ein durchgehendes dreischiffiges Vestibül. Sein Gewölbe wird von korinthischen Säulen gestützt. Dieser große Raum wurde 1911 anlässlich der Einrichtung einer permanenten Gewerbeausstellung verändert. Damals wurde auch die rechts des Vestibüls gelegene Treppe aufgelassen und eine neue an der Fuggergasse angelegt. Der im ersten Obergeschoß liegende, drei Fensterachsen breite Festsaal hat seinen Namen von seinem Deckengemälde erhalten, das das „Urteil des Paris“ zeigt. Es ist ein klassizistisches Spätwerk von Martin Knoller aus den Jahren 1785/86. Zuvor wurde der Saal erhöht. An den Längswänden sind zwei gemauerte Kamine zu sehen. Sie sind mit schwarz-weißem Stuckmarmor verkleidet und mit Vasen und Putti geschmückt. Die gemalten Rokoko-Wanddekorationen stammen aus der Zeit um 1750. Sie wurden 1921 bei der Renovierung des Saales unter unbedeutenden Empire-Malereien aufgedeckt und erneuert. Unter dem Gesims der Attikazone begrenzen gemalte Pilaster Rahmen, die mit Vasen und Blumengirlanden geschmückt sind. In den Stichkappen halten Putti die Embleme von Kunst, Wissenschaft, Ackerbau, Weinbau, Blumenzucht und Jagd. Dazwischen hängen Blumensträuße und Girlanden herab. Diese Malereien stammen ebenfalls von Martin Knoller, der hier von Franz Altmutter unterstützt wurde. An den Längsseiten sind Porträtmedaillons der Grafen Thurn und Taxis angebracht. Die stuckierten Wappenkartuschen in den Saalecken beziehen sich auf die Familien Thurn und Taxis, Wilczek, Springenstein und Oettingen. Mit Ausnahme des Vestibüls und des Saales sind die Räume des Palais heute modern und zweckmäßig eingerichtet.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Maria Theresienstraße 45

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.01.2008