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Tierburg


Im 15. Jahrhundert stand hier ein einfacher Hof, den 1478 Hans Egger an Pankraz Kripp verkaufte. Dieser gab ihn aber bald an die Brüder Peter und Anton Ruml von Lichtenau weiter. Der Rat und Kammerpräsident Kaiser Maximilians I, Peter Ruml, ließ um 1480 diesen Hof zum Ansitz ausbauen. Er erhielt auch vom Kaiser das Recht sich „von Tierburg“ zu nennen. Der Name des Schlosses geht ebenfalls auf Kaiser Maximilian zurück, der hier mehrere Jagdausflüge unternahm. Wegen der wildreichen Gegend verglich er den Ansitz mit der Arche Noe, der ersten Tierburg. Zu den folgenden Besitzern zählten vorwiegend hohe Hofbeamte. Blasius Hölzl (1519) war kaiserlicher Sekretär und Rat Maximilians. Er war auch Pfleger der Burg Vellenberg, die er ausbauen ließ. Dr. Mathias Burglechner (1604) ist nicht nur als Vizekanzler Tirols sondern vor allem als Kartograph des Landes bekannt. Von 1662 bis 1836 war die Tierburg Eigentum der Familie Weinhart. 1645 wurde hier ein großes Fest abgehalten, an dem auch die Landesfürstin Erzherzogin Claudia von Medici sowie der Hofkanzler Dr. Wilhelm Bienner teilnahmen. Beim Erdbeben von 1669 erlitt der Ansitz größere Schäden, so dass er für einige Jahre unbewohnbar blieb. 1686 gehörte die Tierburg dem geheimen Hofsekretär Ignaz Ehrenreich Weinhart. Das bekannteste Mitglied der Familie war jedoch neben dem Pestarzt Paul Weinhart d. Ä. der Jesuitenpater Ignaz von Weinhart (1705 – 1787), der als Physiker und Mathematiker an der Innsbrucker Universität lehrte. 1836 ging die Tieburg durch Kauf an die Freiherren von Sternbach über. 1932 erbte die Familie Liphart den Besitz. Heutiger Eigentümer ist Michael von Liphart. Die letzte große Restaurierung fand 1968/70 statt. Das gepflegte Schlösschen wird bewohnt. Mit ihm sind mehrere Tiroler Sagen verbunden.

Der zweigeschossige Ansitz liegt abseits des Verkehrs am südöstlichen Rand des Gnadenwalder Mittelgebirges. Die ihn einst umgebenden fünf Fischweiher sind heute meist ausgetrocknet. Die Anlage besteht aus mehreren spätgotischen Gebäuden, die einen Hof umgeben. An ihrer Nordseite steht ein kleiner Torturm, der aber keine Funktion mehr hat. An seiner Außenseite sind die Wappen der einzelnen Besitzerfamilien aufgemalt. Eine marmorne Inschrifttafel bezieht sich auf die 1674 verliehenen Jagdfreiheiten. Die hohen Walmdächer des Südtraktes zeigen eine mehrfach gebrochene Dachlinie. Das hier befindliche spätgotische Rundbogenportal weist eine mit 1673 bezeichnete Rollwerkkartusche auf. Die Tierburg war ursprünglich deutlich größer. Der an der Ostseite des Hofes gelegene Fürstentrakt war vor 1554 ausgebaut, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen worden. Ebenfalls im Osten liegt die 1488 errichtete und 1514 geweihte Schlosskapelle. Angeblich wurde sie aus dem nördlich des Schlosses gelegenen Lärchenwald hierher übertragen. Von außen ist sie an ihrem Dachreiter sowie an den hohen Spitzbogenfenstern erkenntlich. Der Kirchenraum ist mit einem Netzgratgewölbe versehen. Über den beiden Türen sind die Wappen von Karl Joseph von Weinhart und seiner Gattin Anna Felicitas Payr aus der Zeit um 1760 zu sehen. Der Rokokoaltar zeigt ein Madonnenbild in der Art von Giovanni Bellini. Der spätgotische Dachstuhl stammt noch aus der Erbauungszeit des Schlosses. An einem Wohngebäude ist hofseitig das gemalte Wappen der Familie Weinhart angebracht. Die Wohnräume sind meist vertäfelt und mit Rocaille-Bemalungen versehen. Die besonders schöne Jagdstube aus der Renaissancezeit (bez. 1531) befindet sich heute im Volkskundemuseum Innsbruck. Zu ihr gehört auch ein 1569 angefertigter Wappenofen.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal – ca. 4 km nordöstlich von Wattens

Besichtigung: nur von außen möglich (die Zufahrten sind mit Fahrverbotsschilder versehen)


Weitere Literatur:


22.12.2007