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Perchtoldsdorf - Knappenhof


Der Name des schlossartigen Anwesens erinnert an die alte Bezeichnung der heutigen Wiener Gasse. In dieser Knappengasse gab es mehrere Ansitze von Gefolgsleuten der Herren von Perchtoldsdorf. Der Knappenhof wird 1380 erstmals erwähnt. Er war damals ein landesfürstliches Lehen im Besitz von Hans Geweller. In der Renaissancezeit war in ihm ein öffentliches Bad eingerichtet. Es wird sowohl 1593 als auch noch 1691 urkundlich genannt. 1642 erwarb die Marktgemeinde Perchtoldsdorf den Ansitz. Kaiser Ferdinand III verzichtete auf seine Lehensrechte, so dass er zum freien Eigen wurde. 1694 ging der Hof wieder in adeligen Besitz über. Neue Eigentümerin wurde Maria Margaretha Gräfin Slawata, geb. Trautson. 1719 wird ein Wolfgang Heymerle von Heimthal genannt. Wer den Freihof in das heutige palaisartige Rokokoschlösschen umbauen ließ, ist nicht bekannt. Es muss jedoch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewesen sein. Auch der Architekt ist unbekannt. Der schmucke Bau diente aber bereits ab 1795 industriellen Zwecken. Peter Chazel richtete hier die erste Kattundruckerei Österreichs ein, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb war. Danach wurde im Knappenhof zur Badeanstalt „Herkulesbad“. 1870 übernahm Heinrich Zell Gebäude und Bad. 1971 kaufte die Marktgemeinde Perchtoldsdorf den Knappenhof an und ließ ihn 1983 prächtig restaurieren. Das Gebäude ist heute u. a. Sitz der Musikschule. In ihr wurde ein Gedenkraum für den Komponisten Franz Schmidt eingerichtet, der in Perchtoldsdorf wohnte. Ansonsten sind die Räume als Wohnungen, Büros und Geschäfte vermietet. Vor allem in den Sommermonaten finden im Knappenhof kulturelle Veranstaltungen statt.

Das Ensemble wird gerne als schönster Privatbau von Perchtoldsdorf bezeichnet, versteckt sich aber hinter einer recht schlichten, langgestreckten, dreigeschossigen Straßenfront. Herzstück des Schlosses ist der Innenhof, in den man durch eine unscheinbare schmale Einfahrt gelangt. Seine nach Norden gerichtete Schauseite wird von einer zweiarmigen Freitreppe dominiert, deren Absatz von zwei kräftigen Atlanten gestützt wird. Darunter liegt die Durchfahrt zum einstigen Garten, dem heutigen Zellpark. Während sie im Erdgeschoß waagrecht gelb und weiß gebändert ist, wird die hofseitige fünfachsige Hauptfassade in den Obergeschossen durch doppelte Riesenpilaster zwischen den Fenstern senkrecht gegliedert. Die Fenster des ersten Stocks sind mit den verschiedensten Verdachungen sowie mit Putzfeldern versehen. An den beiden Ecken der etwas einfacher gestalteten Südseite des Hofes treten die beiden Stiegenhäuser segmentbogig vor. Die Gartenfassade ist ebenfalls durch Doppelpilaster gegliedert, doch wurde die Mittelachse mit den beiden Balkonen und dem etwas unpassenden Vordach zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu gestaltet. Die Räume des Erdgeschosses sind stichkappentonnengewölbt. In einem quadratischen Raum des ersten Obergeschosses hat sich eine Stuckdecke aus der Zeit um 1730 erhalten, die in ihrem Spiegel Justitia zeigt. In der 1983 wiederhergestellten barocken Gartenanlage hinter dem Knappenhof stehen neun Sandsteinplastiken aus der Erbauungszeit des Schlosses. Sie stellen Juno, Bacchus, Flora, Herkules, Ceres, Paris, Diana, Venus sowie einen Puttengruppe dar.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald - im Ortszentrum von Perchtoldsdorf

Ort/Adresse: 2380 Perchtoldsdorf, Wiener Straße 17

Besichtigung: großteils nur von außen möglich, der Franz Schmidt-Gedenkraum ist jedoch zugänglich


Weitere Literatur:


20.12.2007