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Freiberg


Wie ein 1685 beim Schloss gefundener und seither im Schlosshof eingemauerter Römerstein beweist, war die Gegend um Freiberg schon im ersten Jahrhundert n. Chr. besiedelt. Die Errichtung der Burg dürfte gegen Ende des 12. Jahrhunderts erfolgt sein. Bauherren waren Gefolgsleute der Stubenberger, die die Burg als freies Eigen besaßen und sich auch nach ihr nannten. 1218 werden die Brüder Ulrich und Reinher von Freiberg urkundlich genannt. Reinher befand sich damals mit den Stubenbergern auf einem Kreuzzug im Heiligen Land, der ihn nach Damiette führte. Die Freiberger werden bis in das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts immer wieder erwähnt. Während der Wallseer Fehde, an der die Freiberger an der Seite der Stubenberger teilnahmen, wurde ihre Burg zerstört. Die Familie starb bald danach aus und die Stubenberger zogen die herrenlose Burg ein und verliehen sie an die Stadler, die ebenfalls zu ihrem Gefolge zählten. Diese bauten den Ansitz gegen Ende des 15. Jahrhunderts wieder auf, wobei bereits mehr Wert auf Wohnlichkeit gelegt wurde. Georg Stadler vollendete1522 den Ausbau. Das neue Schloss liegt aber nicht an der Stelle des alten Wehrbaues sondern etwa 80 m südlich davon. Der Burgstall diente nunmehr als Weingarten. Beim Ungarneinfall von 1605 wurde Freiberg zwar nicht ernstlich angegriffen oder gar erobert, doch hatten die Bauern der Herrschaft schwer zu leiden. Da 1635 kein Mitglied der Familie Stadl mehr katholisch war, gelangte Freiberg an die aus Kroatien stammenden Freiherren und Brüder Ott Gottfried und Ferdinand Erasmus von Kollonitsch. Um 1638 wurde das Schloss durch Ott Gottfried weitgehend zu seiner heutigen Gestalt ausgebaut. Er ließ auch den neuen Meierhof errichten und einen großen Keller anlegen. Von ihm wird auch berichtet, dass er einen eigenen Speisezettel für das Gesinde aufstellte, der durchaus großzügig gestaltet war.

1724 erbte der Wiener Fürsterzbischof Kardinal Graf Siegmund Kollonitsch die Herrschaft. Er veranlasste um 1747 die Modernisierung und Erweiterung der Schlossanlage. Sie wurde aufgestockt und eine, einem Kardinal würdigere Schlosskapelle errichtet. Die Bauarbeiten wurden vom erzbischöflichen Baumeister Matthias Gerl aus Wien geleitet. Der Neffe des Kardinals, Ladislaus Zaj von Zaynberg, übernahm 1747 nicht nur Freiberg sondern auch den Namen Kollonitsch. Beschwerden seiner Untertanen über zu hohe Robot konnten gütlich geregelt werden. Die Grafen Kollonitsch von Kollograd waren bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1874 im Besitz der Herrschaft. Danach wechselten die Eigentümer ziemlich rasch. 1928 fand die letzte durchgreifende Restaurierung des Schlosses statt. Vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer vernachlässigt und verkam. Professor Dr. Fischer begann mit Sanierungsarbeiten, doch verhinderte sein baldiger Tod die Wiederherstellung. Ein Plan, ein Museum für Kultursoziologie und Rechtsgeschichte einzurichten, scheiterte. 1976 übernahm der Gastwirt Walter Haibel das Schloss. Er und sein Mitbesitzer, Erich Mohringer, setzten die Restaurierung in kleinen Schritten fort. Bis Ende 2006 war in den gewölbten Räumen des Erdgeschosses ein Restaurant untergebracht. Das Schloss macht zwar äußerlich einen ziemlich herabgekommenen Eindruck, doch wurden die Innenräume zum Teil wieder bewohnbar gemacht. Sie werden für Veranstaltungen aller Art genutzt. Von der einstigen Ausstattung hat sich nichts erhalten. Auch die Ahnengalerie der Familie Kollonitsch ist nicht mehr vorhanden.

Schloss Freiberg liegt auf einem Hügel zwischen Raab und Rabnitz. Es ist ein langgestreckter dreigeschossiger Vierflügelbau um einen schmalen rechteckigen Innenhof. Die Ecken des Schlosses sind durch vorspringende quadratische Türme verstärkt, deren Zeltdächer das Gebäude aber kaum überragen. In der Mitte der Nord- und der Südseite sind zwei hohe und schlanke, über Eck gestellte Türme eingebunden. Sie sind mit barocken Zwiebelhauben auf achteckigen Aufsätzen ausgestattet. Das Wappen des Kardinal Siegmund Graf Kollonitsch und die Jahreszahl 1747 sind über dem Hauptportal an der Südfront angebracht. Das Portal ist rustiziert und mit einer Volutenrahmung versehen. Im Erdgeschoß der Hoffassaden haben sich Bogengänge erhalten, die später teilweise zugemauert wurden. Im Westtrakt liegt ebenerdig ein zweischiffiger Saal, dessen Kreuzgratgewölbe auf vier gedrungenen Steinsäulen ruht. Im zweiten Stock des Ostflügels befindet sich der Festsaal mit seiner Rokoko-Stuckdecke. Er wurde 1970 restauriert. Die zweigeschossige Schlosskapelle liegt im Nordtrakt. Sie ist zweijochig und mit einem Platzlgewölbe versehen. Das Altarbild aus dem Jahr 1743 stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Es ist mit Gaetano de Rosa signiert. Die einstige Rokokokanzel ist nur in Resten erhalten. Dem Schloss ist im Norden auf etwas niedrigerem Niveau ein mächtiger Torbau vorgelagert. Von ihm führten einst die nicht mehr erhaltenen Wehrmauern weg, so dass er heute frei steht. Über der Durchfahrt weist eine Bauinschrift sowie ein Wappenstein auf den Bauherrn Ott Gottfried von Kollonitsch hin. Die großen Basteien wurden zum Teil abgetragen und zum Teil in Gartenanlagen umgewandelt. Das Schloss war sowohl nach Norden als auch nach Süden hin durch Halsgräben gesichert. Der Zugang erfolgte von Süden her.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 4 km nordwestlich von Gleisdorf

Besichtigung: das Innere ist meist nur bei Veranstaltungen zugänglich

Homepage: www.schlossfreiberg.at


Weitere Literatur:


18.12.2007