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Innsbruck - Weiherburg


Herzog Friedrich IV (Friedl mit der leeren Tasche) verlegte im Jahr 1420 seine ständige Residenz von Meran nach Innsbruck. Dies hatte zur Folge, dass zahlreiche Adelige und reiche Bürger in der unmittelbaren Umgebung der Stadt ihre Ansitze errichteten. Die Weiherburg ist einer der ältesten. Sie wurde von der Gewerkenfamilie Tänzl, die zuerst eine Kaufmannsfamilie in Innsbruck war und dann durch den Silber- und Kupferbergbau in Schwaz reich geworden war, als bürgerlicher Repräsentationsbau errichtet. Bauherr war vermutlich Christian Tänzl. Der Baustil deutet auf die Sechzigerjahre des 15. Jahrhunderts hin. Der Name bezieht sich auf einen künstlich angelegten Fischteich, der noch um 1911 existierte. Christian Tänzl übersiedelte schließlich nach Schwaz und benötigte seinen Innsbrucker Ansitz nicht mehr. Daher verkaufte er ihn 1479 an den Landesfürsten von Tirol, Erzherzog Sigmund. Dieser überließ ihn 1482 seinem Hausarzt Niclas Metri (Meteri) als Dienstwohnung. Dessen Sohn Dietrich war mit einer der zahlreichen unehelichen Töchter des Erzherzogs verheiratet. Als Heiratsgut erhielt er 1485 den Ansitz. Aber schon im nächsten Jahr wurde Oswald von Hausen als Entschädigung für die abgetretene Pflegschaft Landeck mit dem „Tänzlhaus“ belehnt. Oswald von Hausen war Sekretär des Erzherzogs und später Kanzler von König Maximilian I. Dieser schenkte ihm 1490 das Gebäude und erhob es 1493 zum Edelsitz. Der Beschenkte durfte sich außerdem von nun an „Hausen von Weyerspurg“ nennen. Maximilian hielt sich mehrfach hier auf. So empfing er 1509 in der Weiherburg den venezianischen Gesandten Antonio Giustiniano. Dieser versuchte Maximilian für ein Bündnis mit Venedig gegen Frankreich zu bewegen, was ihm aber nicht gelang.

Oswalds Söhne Karl und Christoph verkauften den Bau 1539 an Christoph Melchior von Köstlan, einem Adeligen aus Brixen. Dessen aus einer Augsburger Patrizierfamilie stammende Schwager Veit Langenmantel erwarb ihn im Jahr 1560. Unter ihm erfolgte ein bedeutender Ausbau. So ließ er zwischen der Kapelle und dem Nordbau einen dreiachsigen viergeschossigen Anbau errichten, in dessen ersten Obergeschoß sich der sog. Langenmantelsaal befindet. Trotz seiner hohen Investitionen verkaufte Veit Langenmantel das Schloss schon 1569 an Anna Welser Freiin von Zinnenburg, die Mutter der Philippine Welser. Sie übergab es 1571 als Geschenk an ihre Enkel Andreas und Karl. Deren Vater, Erzherzog Ferdinand II, ließ noch im selben Jahr neben dem Gebäude einen Tiergarten als Vorläufer des heutigen Alpenzoos anlegen. Die erforderlichen Bauarbeiten ließ er durch seinen Kammerdiener und Baumeister Matern Felitsch von der Site durchführen. Ferdinand kümmerte sich auch um den weiteren Ausbau des Schlosses. Die Neugestaltung des Maximiliansaales im zweiten Obergeschoß geht vermutlich ebenfalls auf ihn zurück. Sein Sohn Karl (Markgraf von Burgau) stiftete 1599 der Kapelle eine neue Glocke. Sie ist noch heute vorhanden. Karl von Hohenberg war ein außerehelicher Sohn des Markgrafen. Er verkaufte die Weiherburg 1621 an den tirolischen Regimentskanzler Melchior Geyr (Geuer). Im zweiten und dritten Viertel des 17. Jahrhunderts wechselten die Eigentümer sehr rasch.

1686 verkaufte das Innsbrucker Jesuitenkolleg den Ansitz, den es nur fünf Jahre besessen hatte, an den Hofsekretär Ignaz Ehrenreich von Weinhart. Nun blieb die Weiherburg für mehr als hundertzehn Jahre bei seiner Familie. Damit sind die Weinharts jene Familie, die die Weyerburg am längsten besessen hat. Maria Anna von Weinhart starb 1798. Sie vermachte die Weiherburg einem entfernten Verwandten, Dr. Philipp Wörndle von Adelsfried. Dieser war als Sieger der Schlacht von Spinges (1797) gegen die Franzosen in Tirol sehr populär. Er ließ die Kapelle neu ausgestalten und die Fassaden erneuern. Wörndle konnte sein Schloss nur wenige Jahre bewohnen, da er während der bayerischen Herrschaft in Tirol emigrieren musste und 1818 in Linz verstarb. Seine Tochter Maria war mit dem Landrat Joseph Andreas von Attlmayr verheiratet. Beiden gelang es, die Herrschaft durch Zukäufe auszubauen. Das Schloss wurde damals ebenfalls stark verändert und vergrößert. So wurde nördlich des Südturmes ein neuer Treppenturm errichtet und der gotische Nordbau um ein Geschoß erhöht. 1841 wurde das ursprünglich aus Holz errichtete dritte Obergeschoß des Langenmantelbaues aufgemauert. Die einzelnen Bauteile wurden mit einer einheitlichen Verdachung versehen. Anstatt des ehemaligen Kapellenturmes wurde ein Dachreiter aufgesetzt. Der Maler Richard Attlmayr richtete 1875 im Schloss eine Gastwirtschaft ein. Sein Neffe Max Attlmayr ließ die Weiherburg 1911 versteigern. Meistbieter war die Stadt Innsbruck. Sie beauftragte den Architekten Dipl. Ing. Wolfgang Brenner 1976/78 mit einem großen Umbau, damit das Schloss für repräsentative Zwecke besser genutzt werden konnte. Durch den Abriss von Zwischenwänden erhielt man große Räume, die sich gut für Ausstellungen oder Empfänge eignen. Das Erdgeschoß wird von einem Restaurant genutzt. Im zweiten und dritten Stock des Nordtraktes befinden sich Büroräume des 1962 auf dem Gelände des ehemaligen Tiergartens angelegten Alpenzoos.

Schloss Weiherburg liegt im Stadtteil Hötting, am südlichen Abhang der Nordkette unterhalb der Hungerburg. Es ist von einem großen Park umgeben, der in den Bergwald übergeht. Unweit davon befand sich bis 1330 das „Hochgericht auf dem Bühel Taiseck“. Ältester Bauteil ist der nach Süden gerichtete, dreigeschossige, rechteckige Wohnturm. Er unterscheidet sich nicht nur durch sein steiles Walmdach sondern auch durch seine vier Eckerker deutlich von den nach Norden hin später angebauten, eher gesichtslosen Trakten. Die Südfront des Altbaues wird durch die beiden Eckerker bestimmt, die über dem ersten Stock ansetzen und bis zum Traufgesims reichen. Sie ruhen auf vierfach abgestuften Nagelfluhkonsolen, die durch kleine Stichbogen mit der Gebäudekante verbunden sind. Die Erker verfügen über ein breites Mittelfenster, über dem sich eine querovale Luke befindet. Zusätzliches Licht erhalten die Erkerräume durch schmale Rechteckfenster an den Seitenfronten. Interessant ist die rautenförmige Fensteranordnung der Südfront. Während das Erdgeschoß nur ein Mittelfenster aufweist, befinden sich darüber zwei Fenster mit gotischen Gesimsen und abgefasten Gewänden. Zwischen diesen beiden ist ein großes Wappen des Philipp Wörndle von Adelsfried vom Ende des 18. Jahrhunderts aufgemalt. Im zweiten Obergeschoß gibt es wieder nur eine Fenstertüre. Diese ist aber besonders dekorativ gestaltet. Sie ist von einem Renaissancerahmen umgeben. Die deutlich vorspringende Bedachung ist in Form eines steilen Giebels ausgeführt, der auf Volutenkonsolen ruht. Vor der Fenstertüre springt auf gotisch getreppten, leicht abgefasten Kragsteinen ein schmaler Balkon vor. Die Eckerker verfügen über eigene steile Walmdächer. Jedes Geschoß enthält einen großen Raum. Die Fassaden des Wohnturmes sind mit einer Quadermalerei verziert, wobei die Hauskanten und die Erkerfüsse rot hervorgehoben sind. Diese Bemalung wurde erst bei der letzten Restaurierung aufgedeckt und erneuert. Die gotischen Beschläge der alten Holztüre des spitzbogigen Nagelfluhportals sind original und stammen aus dem späten 15. Jahrhundert. Das Erdgeschoß ist mit einem mächtigen gratigen Netzgewölbe überspannt. Im ersten Stock hat sich eine gotische Balkendecke aus der Bauzeit erhalten. Die Kassettendecke des im zweiten Stock liegenden Maximiliansaales wurde 1978 erneuert.

Der nach Norden hin anschließende Trakt ist ein viergeschossiger Anbau, der die Kapelle weitgehend umschließt. Lediglich der Westteil des Kirchenschiffes springt in der Form eines Breiterkers auf gotisch abgefasten Kragsteinen im ersten Stock der Westfront des Ansitzes vor. Es wird durch ein Rechteckfenster in der Mitte und zwei schmale rechteckige Fenster an den Seiten beleuchtet. Über dem Mittelfenster sorgt ein gotisches Rundfenster für zusätzliches Licht. Im südlichen Schmalfenster ist eine gotische Wappenscheibe des Bernhard von Cles (1514/39) eingebaut. In der Unterwölbung dieses Kapellenerkers befand sich bis zur letzten Restaurierung ein Fresko aus dem frühen 18. Jahrhundert. Es stellte Maria in der Glorie dar. Im Osten umfasst ein erst 1976/78 errichteter dreiachsiger Verbindungsbau den Kapellenchor, der nur im Inneren des ersten Obergeschosses teilweise sichtbar ist. Die Kapelle ist der Hl. Anna geweiht und stammt noch aus der ersten Bauphase der Familie Tänzl. Dies wird auch durch den bei der letzten großen Restaurierung gemachten Fund eines Reliquienbehälters in der Altarmensa bestätigt. Er zeigt das unversehrte Siegel des Brixener Weihbischofs Conrad Reichard, der sein Amt zwischen 1481 und 1513 ausübte. Die Kapelle ist ein einschiffiger dreijochiger Raum mit dreiseitigem Chorabschluss. Die Chorfenster sind zum Teil vermauert. Das spätgotische Sterngewölbe weist tiefe Stichkappen auf. Die zwischen 1814 und 1817 angeschaffte Ausstattung ist wie jene der Franzensburg in Laxenburg ein wichtiges Werk der neugotischen Architekturmalerei in Österreich. Die Wände der Schiffe zeigen Grisaillemalereien von Josef Strickner aus dem Leben Jesus und Marias. Die Altarfigur der Hl. Anna Selbdritt stammt aus der Zeit um 1520. Sie wurde aber erst 1959 hier aufgestellt. Zuvor befand sie sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Das ursprüngliche Altarbild aus den Jahren um 1510 wurde damals vom Ferdinandeum übernommen. Es zeigte die Gottesmutter zwischen der Hl. Anna und dem Hl. Christophorus.

An den Kapellenbau grenzt im Nordosten der Langenmanteltrakt. Er ist viergeschossig und dreiachsig. An der Ostseite des ersten Obergeschosses liegt der Langenmantelsaal. Er ist erst seit 1978 wieder in seiner ursprünglichen Form zu erkennen, da um 1800 ein Teil von ihm abgetrennt und als Sakristei der Schlosskapelle verwendet wurde. Bei der Generalrenovierung durch die Stadt Innsbruck wurde er in seiner alten Form wiederhergestellt. Auch die Wandmalereien konnten durch den Restaurator Frambert Wall-Beyerfels größtenteils gerettet und restauriert werden. Der Saal wurde zwischen 1560 und 1569 erbaut und ausgestattet. Die drei Fenster sind nach Osten gerichtet. An der Südwand ist ein kleiner Renaissancebrunnen angebaut, dessen Muschelbecken auf einem Säulenfuß aus rotem und grauem Marmor ruht. Die Balkendecke ist original. Die Wände des Saales sind bis zu zwei Drittel ihrer Höhe mit roten und gebrochenen weißen Streifen pilasterartig gegliedert. Über einem profilierten Holzgesimsband nimmt ein zum Teil gut erhaltener Wappenfries das obere Wanddrittel ein. Engelknaben, die entweder militärisch oder zivil gekleidet sind, halten jeweils zwei Wappenschilde mit Allianzwappen. Sie stellen die Wappen der Mitglieder der Familie Langenmantel dar. Auf den Resten des Holzgesimses sind noch teilweise die Namen der Wappeninhaber zu erkennen. Der in seiner Art für Tirol einmalige Freskenzyklus ist ein heraldisch-genealogisches Denkmal der Familie Langenmantel. Die Eingangstüre des Saales wird von einer gemalten Portaldekoration eingefasst. Im zweiten Obergeschoß des Langenmanteltraktes befand sich die wohl älteste Sauna Tirols. Die Reste ihres Getäfels wurden erst 1976 entfernt. Im Norden wird die Schlossanlage von einem Treppenturm aus dem 19. Jahrhundert abgeschlossen. Seine dem Alpenzoo zugewandte Nordseite zeigt im ersten Obergeschoß ein Fresko von Prof. Max Spielmann (1978), das Kaiser Maximilian I als Jäger darstellt.

Ort/Adresse: 6010 Innsbruck, Weiherburggasse 37 - 39

Besichtigung: teilweise und zeitweise möglich


Weitere Literatur:


17.12.2007