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Palais Dietrichstein (Dorotheergasse)


Dieses Barockpalais stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es wurde um 1650 von Sigmund Hellfried Graf Dietrichstein errichtet. 1688 gelangte es durch Heirat in den Besitz von Hartmann Fürst Liechtenstein. Nach seinem Tod fiel es an seine Witwe Antonia, geb. Gräfin Dietrichstein. Das Palais erstreckte sich ursprünglich über das gesamte Grundstück zwischen Bräunerstraße und Dorotheergasse, doch erfolgte zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Teilung des Hauses und Abmauerung des Innenhofes. 1825 wohnte hier die Gräfin Marcelline von Worcell. Ihr Familienwappen war über dem Portal angebracht, doch ist es nicht mehr erhalten. Die Kartusche ist heute leer. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb der Hofzuckerbäcker August Dehne das Haus. Er war der Gründer der berühmten Konditorei Demel. Seit 1873 befinden sich hier der Musikalienverlag und das Musikhaus Doblinger, denen das Gebäude inzwischen gehört.1876 wurden Palais und Musikverlag von Bernhard Herzmansky übernommen. Das Verlagsprogramm der Firma Doblinger umfasst derzeit ca. 15.000 Titel. 1912 wurde das Gebäude um zwei Geschosse aufgestockt, wobei das alte Konsolgesims wieder verwendet wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurden die tiefen Keller, wie jene praktisch aller Häuser der Wiener Innenstadt als Luftschutzräume verwendet. Heute lagern hier auf bis zu 135 Jahre alten Holzregalen Noten und Musikbücher praktisch aller bekannten Komponisten.

Wie bei vielen Wiener Stadtpalais ist die Fassadengestaltung des Erdgeschosses durch den Einbau von Geschäftsportalen weitgehend verloren gegangen. Erhalten ist jedoch das Korbbogenportal mit seinen über Eck gestellten gebänderten ionischen Pfeilern, die mit Vasen und Puten geschmückt sind. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde die bis dahin nur sparsam dekorierte Fassade aufgewertet, indem nicht nur das Portal eingebaut, sondern auch über dem darüber liegenden Mittelfenster ein von Vasen und Puten gerahmtes Marienrelief hinzugefügt wurde. Den einzigen erhaltenen Fassadenschmuck aus der Bauzeit stellen die mit qualitätvollen Grotesken-Masken besetzten Konsolen unterhalb des Dachgesimses dar. Die einfache Treppe des Hauptstiegenhauses verbindet alle vier Stockwerke und das Dachgeschoß. Die Stufen sind aus hartem Kalkstein aus Kaisersteinbruch und weisen die hierfür typischen blauen Einsprengungen auf. 1912 wurde in das Stiegenhaus eine späthistoristische Aufzugsanlage eingebaut. Im ersten Stock befindet sich ein Barocksaal, in dem seit 1924 Hauskonzerte veranstaltet werden. Er zeigt eine bemerkenswerte Stuckdecke. Auch in einigen anderen Räumen der Beletage hat sich einiges von der alten Ausstattung, wie Stuckdecken und Holzverkleidungen, erhalten. Über eine gusseiserne Wendeltreppe gelangt man in das zweistöckige Kellergeschoß mit seinen vier Meter hohen Gewölben. In den tonnengewölbten Räumen haben sich noch mittelalterliche Fundamente aus Bruchsteinmauerwerk des 14./15. Jahrhunderts erhalten.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Dorotheergasse 10/Bräunerstraße 5

Besichtigung: üblicherweise nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.09.2002