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Ottersbach


Schloss Ottersbach liegt im breiten Tal der Sulm. Es gilt als Nachfolgebau der Burg Mantrach, die 1593 an Hans Murn gelangte, aber zu diesem Zeitpunkt bereits verfallen war. Er hatte den Burgstall Wilhelm von Gera abgekauft. Murn erbaute sich unterhalb von ihm einen Ansitz. Dieser wurde 1616 von Erzherzog Ferdinand zu einem Edelmannsitz erhoben. Gleichzeitig erhielt Murn das Recht sich „von und zu Ottersbach“ zu nennen. Sein Verwandter, Elias Hemetter, wurde mit der Verwaltung betraut. Er blieb den Pachtzins jedoch jahrelang schuldig, so dass Murns Söhne die Herrschaft wieder selbst übernahmen. 1650 wurde Hans Wilhelm Murn von Ottersbach von seinem Mündel Christof Andree von Gleintz ermordet. Drei Jahre später kaufte Hans Georg Adam Adl von Adlstein aus der Verlassenschaft das Schloss. Er veräußerte es 1675 an Sigmund Ludwig Graf Khünburg. Dessen Sohn Johann Max verkaufte es 1692 an Niklas Graf Lodron. Auf Grund von Steuerschulden wurde der Besitz 1700 gepfändet und Ottersbach 1708 von Josef Graf Lodron an Johann Anton von Liscutin verkauft, auf den 1732 Franz Josef von Hingenau folgte. 1742 befand sich die nach wie vor schwer verschuldete Herrschaft im Eigentum seines Sohnes Franz Xaver Gottlieb. Zu ihr gehörte das Dorf Großklein, sowie 59 untertänige Häuser, die aber verstreut in 18 Dörfern lagen. Schließlich wurde Ottersbach gegen Ende des 18. Jahrhunderts an Moritz Edlen von Pistor verkauft.

Das damals Alt-Ottersbach genannte Gut war offensichtlich nur schwer wirtschaftlich zuführen, denn 1836 hatten sich neuerlich hohe Schulden angehäuft. Es wurde öffentlich versteigert, wobei Kaspar Wilhelm Graf Khünburg den Zuschlag erhielt. 1870 übernahm seine Schwester Caroline Gräfin Cerrini das Schloss. Danach gelangte Ottersbach in bürgerlichen Besitz. Auf die Familie Koch, Hochenburger und Germuth folgte 1925 die Familie Abel, die das bereits stark herabgekommene Gebäude umgehend sanieren ließ. Erst 1931 wurde das Schloss an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen. Die Abels besaßen ursprünglich Glasfabriken in der Gegend um Cilli in der damaligen Südsteiermark. Ab 1938 wurden sie Miteigentümer der Glasfabriken in Oberdorf und Voitsberg. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Anteile an der Nachfolgegesellschaft Stölzle-Oberglas AG verkauft. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ottersbach von Tito-Partisanen, Russen und Bulgaren besetzt und geplündert, wobei auch viel mutwillig zerstört wurde. Zu Beginn der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das im Osten des Parks gelegene, zwar noch gut erhaltene aber stark abgewohnte, barocke Gerichtsgebäude abgerissen. Nachdem es bereits in den Jahren zwischen 1960 und 1968 zu größeren Restaurierungsarbeiten gekommen war, erfolgte 1977 eine Generalsanierung und Modernisierung der Infrastruktur. 2005 wurde ein privates Schlossmuseum eingerichtet. Derzeitiger Eigentümer des Schlosses sind Dipl. Ing. Christian Abel und seine Gattin Annemarie. Die Repräsentationsräume können für Veranstaltungen und Seminare gemietet werden.

Wie der Name schon andeutet, war die Anlage durch Wasserläufe recht gut geschützt. Im Norden floss die Sulm und im Westen der Otterbach vorbei. Im Osten bot ein Geländeabbruch natürlichen Schutz. Das kleine Barock-Schlösschen besteht aus zwei Flügeln, die in einem stumpfen Winkel aneinander stoßen. Der mit einem hohen Walmdach versehene Nordflügel ist der ältere Bau. Er wurde noch von Hans Murn im Renaissancestil errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde an den Nordtrakt der im Süden anschließende Osttrakt angefügt. Im Scheitelpunkt des Winkels liegen Tor und Kapelle samt barockem Dachreiter. Im Osten erstrecken sich die Wirtschaftsgebäude. Im alten Pferdestall wurde ein Bauernmuseum mit landwirtschaftlichem Gerät eingerichtet. Glanzstück der Innenräume ist der tonnengewölbte Barocksaal im Nordtrakt, der im ersten Stock die ganze Gebäudetiefe einnimmt. Die Fenster, Türen sowie das Spiegelgewölbe sind reich stuckiert, wobei der barocke Stuck im 19. Jahrhundert durch neobarocken Stuck ergänzt wurde. Die Kehle der Decke ist mit etlichen Medaillons geschmückt, in denen einige innerösterreichische Städte wie Graz, Marburg, Cilli, Pettau und Voitsberg dargestellt werden. An den Längswänden hängen Portraits einstiger Schlossbesitzer sowie Mitglieder der Familie Habsburg. Im Obergeschoß liegt auch die kreuzgratgewölbte Kapelle. Ihr Altar stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Altarbild stellt die Geburt Christi dar. Die Stuckdecke des Kaminzimmers stammt aus der Sereni-Werkstatt (um 1680).

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 12 km südwestlich von Leibnitz

Besichtigung: das Schlossmuseum kann von Mai bis Oktober nach Voranmeldung mit Führung besichtigt werden

Homepage: www.schloss-ottersbach.at


Weitere Literatur:


11.12.2007