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Spitz - Erlahof


Der Erlahof liegt auf dem ältesten Siedlungsgebiet von Spitz. Man vermutet, dass sich hier die Margarete-Kapelle befand, die 865 vom Erzbischof Adalwin von Salzburg geweiht wurde. Der Name des Hofes leitet sich von der Freibauernfamilie Erla ab. Die Brüder Hermannus und Pertholdus de Erla verkauften ihn 1147 an den Provisor der Abtei Niederaltaich, Conradus. 1309 wurde eine neue Kapelle geweiht. Der Erlahof blieb nun bis zur Säkularisierung 1803 im Besitz des bayerischen Benediktinerstiftes und diente als Verwaltungszentrum der Stiftsgüter im Waldviertel. Außerdem fand er als Lesehof Verwendung. Im 13. Jahrhundert übten die Kuenringer als Lehensträger der bayerischen Herzöge die Vogteirechte über den Klosterbesitz aus. Der Wirtschaftshof wurde im Sommer und Herbst gerne von den Äbten als Erholungsort aufgesucht. 1451 wurde hier Abt Erhard Reittorner von Leopold von Neidegg, der auf der benachbarten Burg Oberranna saß, überfallen und entführt. Er musste diese Missetat aber mit einer hohen Geldstrafe büßen. Als 1620 kaiserliche Truppen das protestantisch gesinnte Spitz einnahmen und niederbrannten, kam auch der Erlahof zu Schaden. Unter anderem wurde die Kapelle geplündert. Abt Joscio Hamberger von Niederaltaich sowie dessen Hofmeister Bernhard Knopf waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die treibenden Kräfte für den Ausbau des noch wehrhaft gestalteten Hofes zum barocken Schloss. Nach der Säkularisierung ließ der staatliche Kameralfonds 1808 die Herrschaft versteigern. Sie gelangte an den römischen Grafen Alois Geniceo. Zu den Wirtschaftsgebäuden gehörten damals eine Mühle, eine Schnapsbrennerei sowie ausgedehnte Weinkeller. 1835 wurde der Erlahof bürgerlich. Er gelangte zuerst an den Aggsbacher Schiffmeister Josef Wimmer, auf den 1847 Prof. Alois Weiß und 1890 Ludwig Wagner folgten. 1940 erwarb die Marktgemeinde Spitz das bereits etwas heruntergekommene Schloss. Da es in der Kriegs- und Nachkriegszeit als Umsiedlerlager und danach als Mietshaus diente, verschlechterte sich der Bauzustand weiterhin. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte eine umfassende Restaurierung. 1970 wurde in ihm das Schifffahrtsmuseum Spitz eröffnet. 2005/06 fand die letzte Renovierung statt.

Der Erlahof ist ein weitläufiger Gebäudekomplex etwas außerhalb der geschlossenen Ortsverbauung von Spitz. Er besteht aus mehreren freistehenden Gebäuden, die große Höfe umgeben. Die neunachsige, nach Osten gerichtete Eingangsfront des zweigeschossigen kastenförmigen Hauptgebäudes wird durch einen schlanken, kaum vorspringenden Mittelturm akzentuiert. Er wird von einer hohen barocken Haube samt Laterne überragt. Architektonisch interessanter ist jedoch die Südostfront mit ihrer riesigen, mehrfach geschwungenen Giebelwand. In vier Rundbogennischen stehen Skulpturen von Engelknaben. Da man auch im Inneren des Schlosses immer wieder auf Putti trifft, wurde der Erlahof früher auch „Engelsburg“ genannt. Im oberen Bereich der Giebelwand erkennt man drei runde Wandfelder. Sie sind heute leer, da sich die hier befindlichen Fresken nicht erhalten haben. Die unter dem Ziergiebel liegende Südwand wird durch drei Riesenpilaster gegliedert. Meist leere Figurennischen und ebenso leere Wandfelder finden sich auch an den übrigen Gebäudefronten und den Torbauten der einzelnen Höfe. Die ehemalige Rauchküche im Südosten der Anlage ist noch an ihrem Pyramidenkamin zu erkennen. Im Erdgeschoß des Herrenhauses befand sich eine zweischiffige sechsjochige Halle, deren Stichkappengewölbe auf wuchtigen gedrungenen Pfeilern ruhte. Sie wurde aber später durch Zwischenwände unterteilt.

Die Repräsentationsräume im Obergeschoß sind prächtig ausgestattet. Das Vestibül weist eine mit Bandlwerk- und Laubwerkstuck gestaltete Flachdecke aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts auf. Die Flachdecken der wichtigsten Räume wurden um 1740 mit reichen Stuckdekorationen versehen. Der besonders aufwändig ausgestattete Prälatensaal ist ein dreiachsiger Raum. Korinthische Pilaster tragen ein Gesims unter der gekehlten Flachdecke. Ein in diese eingelassenes Ölgemälde zeigt die Himmelfahrt Mariens. Der Bandlwerk- und Volutenstuck ist polychromiert und teilweise vergoldet. Er zeigt die Jahreszahl 1731. An den prächtigen Portalen sind die Wappen des Stiftes, Bayerns, Österreichs und des Abtes Hambergers angebracht. Das sog. Löwenportal wird von stuckierten bayerischen Löwen flankiert. In der Supraporte erinnern stuckierte Trophäen an das siegreiche Ende der Türkenkriege. Der anschließende Saal ist ähnlich gestaltet. Im Zuge einer Restaurierung konnten 1967 nahe der Treppe im Obergeschoß Freskenreste aus dem 14. Jahrhundert freigelegt werden, wodurch die Lage der ehemaligen Kapelle lokalisiert werden konnte. Dadurch ist es auch klar, dass beim Ausbau zum Barockschloss Teile der mittelalterlichen Anlage überbaut wurden. Das Schifffahrtsmuseum beschäftigt sich mit der Donauschifffahrt, dem Schiffsbau und der nicht ungefährlichen Arbeit der Schifferleute.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 20 km südwestlich von Krems (ca. 1 km nordwestlich von Spitz in Richtung Ottenschlag)

Besichtigung: das Schiffahrtsmuseum ist vom 15. April bis 31. Oktober täglich von 10.00 bis 12.00 und von 14.00 bis 16.00 geöffnet (So u. Fei 10.00 – 16.00)


Weitere Literatur:


07.12.2007