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Etzelsdorf


Niklas der Eczelstorffer ist der erste urkundlich gesicherte Inhaber der Herrschaft. Er war landesfürstlicher Pfleger von Tollet und scheint 1367 erstmals auf. Seine Tochter heiratete Kaspar Jörger, wodurch Etzelsdorf an dessen Familie gelangte. Die damalige Wasserburg befand sich aber nicht an der Stelle des heutigen Schlosses, sondern auf der kleinen Insel in jenem Teich, der zwischen dem Schloss und der Landesstraße liegt. 1551 wurde der Wehrbau durch einen Brand vernichtet. Mit Hans Jakob starb die auf Etzelsdorf sitzende Linie der Jörger um 1558 aus. Nach einem langen Erbstreit fiel der Burgstall 1563 an Erasmus von Gera. Im Jahr 1600 kaufte Josef Krenner das Gut dem Hans Christoph von Gera ab. Er veräußerte es aber bald an die Familie Seeauer. Diese baute den Ansitz wieder auf und veräußerte ihn 1625 an die Familie Schmidtauer auf Oberwallsee. Im Bauernkrieg von 1626 brannte der Ansitz neuerlich ab. Christoph Hellfried Schmidtauer verzichtete auf einen neuerlichen Wiederaufbau des Inselschlosses. Er ließ die Ruinen abtragen und erbaute in unmittelbarer Nähe das heutige Schloss. Es wurde 1726 ausgebaut und blieb als Fideikommiß bis zu ihrem Aussterben im 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Schmidtauer. 1901 kam Etzelsdorf an die Reichsedle Anna von Unkrechtsberg. Nach ihrem Tod gingen Schloss und Gut 1929 in bürgerlichen Besitz über. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt als Heim für Kleinkinder von meist polnischen Zwangsarbeiterinnen geführt. Ca. 20 % der Kinder überlebten ihre „Betreuung“ nicht. Heute befindet sich das Gebäude wieder in Privatbesitz und dient Wohnzwecken.

Das gepflegte Schlösschen ist ein einfacher zweigeschossiger Bau vom Ende des 17. Jahrhunderts. Es steht frei in einem gartenartig gestalteten Hof, der an den Schmalseiten von ebenerdigen ehemaligen Wirtschaftsgebäuden flankiert wird. Die Straßenfront des Hofes wurde erst vor einigen Jahren mit einer durchbrochenen Mauer geschlossen. Zuvor befand sich an ihrer Stelle ein Holzzaun. Das Herrenhaus ist mit einem breitausladenden Schopfwalmdach gedeckt. Anlässlich der letzten Restaurierung vor einigen Jahren wurde das Dachgeschoß ausgebaut, worauf die fünf Dachgaupen hinweisen. Bei dieser Gelegenheit wurde der Spitzgiebel, der die Mittelpartie der Hauptfassade betonte, entfernt. Letztere ist gelb gefärbelt. Sie wird durch weiße Putzbänder und Fensterumrahmungen gegliedert. Das Erdgeschoß ist vom Obergeschoß durch ein Gesims getrennt. Ein weiteres Gesims verläuft unterhalb der Dachunterkante. Die zwischen den Mittelfenstern des Obergeschosses befindliche Figurennische ist heute leer. Der Hauseingang ist mit einem gebrochenen Dreiecksgiebel geschmückt. Über der Türe erkennt man die Jahreszahlen 1726 und 1930, die sich auf Renovierungen beziehen. Vom steingepflasterten Vorraum gelangt man über eine einfache Treppe in das Obergeschoß. Die hier befindlichen Räume weisen schlichte Stuckdecken auf. Bemerkenswert sind die wuchtigen Kellergewölbe.

Lage: Oberösterreich/Traunviertel – im Ortsteil Etzelsdorf von Pichl bei Wels (ca. 10 km westlich von Wels)

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.11.2007