ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Peggau


Der Landstrich um „Pecach“ gehörte um die Mitte des 11. Jahrhunderts dem Edlen Eppo, von dem er wohl an die Grafen von Zeltschach gelangt ist. Rodolf de Peka stammte aus dieser Familie. Er wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Burgherr erwähnt. In einer Fehde mit dem Bischof von Gurk unterlag er und musste diesem Teile seines Besitzes übergeben. Allerdings durfte er sie als bischöfliches Lehen wieder entgegennehmen. Rudolf setzte einige seiner Gefolgsleute als Burggrafen ein. Hauptaufgabe der Burg war die Kontrolle des Murtales sowie die Sicherung einer wichtigen Straße, die vom Raabtal in das Murtal führte. Poppo II von Peggau begab sich auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Zuvor schenkte er seinen gesamten Besitz dem Bistum Gurk, was zu einer neuerlichen Fehde zwischen seiner Familie und dem Bistum führte. Sie dauerte 50 Jahre. Zwar mussten die Herren von Peckach (Peggau), mehrfach Schadenersatzzahlungen leisten, doch konnte Ulrich von Peggau durch seine Parteinahme für Kaiser Friedrich II anlässlich dessen Ächtung wieder an Macht gewinnen. Der Kaiser verlieh ihm die Grafenwürde. Nach einem zuvor vom Stift Göss erworbenen Lehen nannte er sich Graf von Pfannberg. Nach seinem Tod einigten sich seine Söhne um 1247 mit dem Bischof von Gurk. Dieser gestattete nun auch die Beisetzung Ulrichs im Kloster St. Paul, was er zuvor verweigert hatte. Die Peggauer bzw. Pfannberger blieben aber eine streitbare Familie. Poppo von Peckach nahm 1250 sogar seine Pfannberger Verwandten gefangen und hielt sie in Peggau in Haft. Nach einigen Wochen gelang es jedoch dem Salzburger Erzbischof beide Familien wieder zu versöhnen. Als die Brüder Bernhard und Heinrich von Pfannberg die Burg Peggau geerbt hatten, begannen sie sogleich eine neue Fehde mit dem Bischof von Gurk. Schließlich zahlte ihnen dieser 1264 350 Mark Silber, worauf sie auf alle Ansprüche verzichteten. Graf Bernhard von Pfannberg beteiligte sich an einer Adelsverschwörung gegen König Ottokar II, worauf dieser Peggau zerstörte. 1276 erhielt Bernhard die in Ruinen liegende Burg wieder zurück und begann sofort mit ihrem Wiederaufbau. Die Pfannberger wohnten nur gelegentlich auf Peggau, das meist von Dienstmannen verwaltet wurde, die sich nach der Burg nannten.

1362 starben mit Graf Hans die Pfannberger aus. Damit kam es zu neuerlichen Streitigkeiten zwischen den Grafen von Cilli und den Grafen von Montfort, da beide glaubten, Ansprüche auf das Pfannberger Erbe zu haben. Auf Grund eines Richterspruches setzten sich die Montforter durch. Sie bewohnten die Burg Pfannberg und setzten auf Peggau Verwalter ein. 1430 wurde mit der Burg ein Landgericht verbunden. Auch unter den Montforts kam es um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu familieninternen Erbstreitigkeiten. Da sich die finanzielle Situation unter Graf Wolf von Montfort, der recht verschwenderisch lebte und sich auch als Alchemist betätigte, ständig verschlechterte, verkaufte dieser die Herrschaft 1596 an den Freiherrn Paul von Eibiswald. Damals wurde auf der Burg auch eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Die Montforter zogen sich bald nach Vorarlberg zurück. Als Protestant musste Paul von Eibiswald 1629 die Steiermark verlassen. Er verkaufte Peggau zuvor seinem Vetter Georg Amelreich von Eibiswald. Dieser war zwar katholisch und durfte bleiben, er war aber ein rechter Bauernschinder. Ein junger Viehhirt erfror 1641 im Turm von Peggau, in den ihn der Burgherr hatte einsperren lassen. Zwei Bauern erlitten schwerste Verletzungen. Auch Georg Amelreich war als Alchemist bekannt. Den Kaufpreis blieb er seinem Vetter bzw. dessen Erben, Paul Hartmann Freiherrn von Eibiswald, jahrzehntelang schuldig. Schließlich kehrte dieser, wieder katholisch geworden, aus dem Exil zurück und übernahm 1649 die Herrschaft. 1652 verkaufte er Peggau an das Stift Vorau. Die Burg wurde noch bis 1804 von den Verwaltern bewohnt. Erst als diese in den Amthof im Ort umzogen, wurde sie dem Verfall preisgegeben. Die Ruine befindet sich noch heute im Besitz des Stiftes, wurde aber zuletzt verpachtet. Um die Sanierung kümmerte sich ab 1936 ein Burgverein.

Die bescheidenen Ruinen der einst ausgedehnten Burg liegen etwa 100 Meter über dem Tal, auf einem nach Westen gerichteten Höhenrücken, der an drei Seiten steil abfällt. Im Osten wird das Burggelände durch einen schmalen, künstlich vertieften Sattel vom Bergland der Tanneben getrennt. Der schmale Bauplatz war hervorragend ausgenützt worden. Der Zugang erfolgt von Westen her durch ein enges und steiles Tal. Man gelangt zuerst zu den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden, von denen aber nur mehr kümmerliche Ruinenreste vorhanden sind. Dahinter liegt ein tiefer, teilweise in den Fels gehauener Graben, der von einer Zugbrücke überspannt war. Hinter dem ersten Tor führte ein von zwei Wehrmauern flankierter Zwinger zum zweiten Tor. Dieses wurde von einem viereckigen Turm überragt. Er bewachte den Zugang zum inneren Burghof, der vom relativ gut erhaltenen quadratischen Bergfried dominiert wird. Unmittelbar am südlichen Steilabfall liegen die Ruinen dreier, vom gegenwärtigen Pächter teilweise wieder bewohnbar gemachter Wohntrakte. Auf Grund des beschränkten Platzangebots wurden die hier stehenden Wohnbauten turmartig in die Höhe gezogen. Im Hauptbau befand sich die 1404 erstmals genannte Burgkapelle. Sie war der Hl. Lucia geweiht. Von den Wandmalereien, die sich dort befanden und über die noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichtet wurde, ist nichts mehr zu sehen. Die in einem polygonalen Schalenturm eingebaute ehemalige Burgküche ist an ihrem hohen, sechsseitigen, pyramidenförmigen Kamin erkenntlich. Sie wurde auch als Alchemistenküche bezeichnet, doch hat sie sicherlich den Ernährungsbedürfnissen der Burgbewohner gedient. Mittlerweile ist der Verfall der übrigen Gebäude schon so weit fortgeschritten, dass ihre Verwendungszwecke nicht mehr nachzuvollziehen sind.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 12 km nordwestlich von Graz

Besichtigung: nur aus der Ferne möglich


Weitere Literatur:


26.11.2007