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Wöllersdorf - Schlössl


Die Familie Schmid von Schmidsfelden, die einen benachbarten Kupferhammer betrieb, errichtete hier in den Jahren 1690 bis 1710 aus einem älteren Gutshof einen Ansitz, der ihr als Familienzentrum diente. Vor allem ab 1795 erzeugten die Schmidsfelden in Wöllersdorf Münzplatten aus Silber und Kupfer für das Wiener Münzamt. Ab 1850 betrieben sie hier eine große Weißblechfabrik. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ließ Ferdinand Schmid von Schmidsfelden das Gebäude umbauen und das Innere neu einrichten. Im statuengeschmückten parkartigen Garten befand sich eine große Orangerie. Rechts und links davon lagen ein Gartensalon bzw. eine Gärtnerwohnung. Leider wurden die Parkbauten im späteren 19. Jahrhundert wieder abgerissen. Die Familie Schmidsfelden besaß das Schlössl etwa 150 Jahre lang. Danach wechselte es mehrfach die Eigentümer und wurde kaum mehr gepflegt. Schließlich erwarb die Gemeinde Wöllersdorf das Gebäude, wodurch es vor dem bereits drohenden Verfall gerettet werden konnte. In den Jahren 2001/02 fand eine umfassende Sanierung statt. Danach wurden einige Einrichtungen der Gemeinde (Bücherei, Gemeindearchiv) hier untergebracht. Die verbliebenen Räume wurden in Wohnungen umgewandelt.

Das repräsentative zweigeschossige Barockschlößchen liegt am linken Ufer der Piesting im Ortszentrum. Es besteht aus einem Längstrakt mit zwei kurzen dreiachsigen Seitenflügeln. Diese werden durch Pilaster vertikal gegliedert. Die Fenster sind mit profilierten Verdachungen und Solbänken ausgestattet. Blickfang ist die markante Freitreppe, die zum Obergeschoß des Mitteltraktes emporführt. Anlässlich der Restaurierung wurde ihr eine etwas unpassende Überdachung aufgesetzt. Die Fassade dieses Obergeschosses ist in drei flachbogige Arkaden aufgelöst. Darüber verdeckt ein schlichter Dreiecksgiebel das stattliche Walmdach. Bemerkenswert ist die große, bogenförmig geöffnete Vorhalle im an den linken Flügel anschließenden Nebengebäude. An den rechten Gebäudeflügel grenzt ein ehemaliger Wirtschaftstrakt, dessen Dachgeschoß ausgebaut wurde. Die Innenräume zeigen verschiedene Gewölbeformen, wie Tonnengewölbe mit Stichkappen, sowie Platzl- und Kreuzgewölbe. Die Wohnräume waren einst prächtig ausgestattet. So war der Saal mit gemalten niederländischen Tapeten geschmückt, auf denen Jagdszenen dargestellt waren. Venezianische Spiegel zierten die Wände. Das Blaue Zimmer besaß eine Tapete mit aufgelegten Blattornamenten. Diese Wanddekorationen sind längst verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Piestingtal – ca. 10 km nordwestlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.11.2007