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Vilseck (Vilsegg)


Das Vilstal gehörte im ausgehenden Hochmittelalter zum Besitz der Abtei Kempten, die es als Lehen an die Herren von Hoheneck weiter gegeben hatte. Diese zählten damals zu den vornehmsten Adelsfamilien des Allgäu. Sie ließen um 1220/30 die Burg Vilseck erbauen. Die 1263 bzw. 1265 genannten Heinrich und Berthold von Vilseck gehörten zu ihren Ministerialen und waren mit der Verwaltung der Burg betraut. Der um 1313 urkundlich fassbare Peter von Hoheneck führte bereits die Zusatzbezeichnung „zu Vilseck“. 1408 tauschte die Abtei Kempten die Herrschaft Vils mit Herzog Friedrich IV (mit der leeren Tasche) gegen die Herrschaft Ronsberg ein. Die Hohenecker durften Vilseck aber weiterhin als nun landesfürstliches Afterlehen behalten. 1450 teilte sich die Familie Hoheneck in zwei Linien, die vorerst die Burg gemeinsam besaßen. Eine Hälfte wurde 1594 an Markgraf Karl von Burgau verkauft. Er war ein Sohn Erzherzog Ferdinands II und der Philippine Welser. Nach dessen Tod ging die halbe Herrschaft als Pfandbesitz 1620 an den Hauptmann Hieronymus Stauber über. Als 1671 auch die zweite Hohenecker-Linie ausstarb, verlieh Kaiser Leopold I die gesamte Herrschaft an Leopold Wilhelm Graf Königsegg. Dieser gab sie aber schon im nächsten Jahr dem Landesfürsten wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Burg Vilseck aber bereits weitgehend unbewohnt gewesen sein, da der Herrschaftssitz schon längst in den um 1440 errichteten Turm zu Vils verlegt worden war. Im 1774 von Peter Anich aufgelegten „Atlas Tyrolensis“ scheint Vilseck bereits als Ruine auf. Diese befindet sich heute in Privatbesitz. Ein lokaler Verein kümmert sich seit 1982 um ihre Erhaltung.

Vils ist die zweitkleinste Stadt Tirols. Auf einer steil abfallenden bewaldeten Rückfallkuppe liegt etwas nördlich von ihr die einstige Burg Vilseck. Die halbwegs ebene Fläche der Hügelkuppe von 36 x 19 m ermöglichte nur die Errichtung einer bescheidenen Anlage. Diese wurde aber mit einem mächtigen romanischen Bergfried versehen, der die Angriffsseite zu decken hatte. Er ist der einzige, heute noch existierende, größere Bauteil der Wehranlage. Der Turm ist ca. 17 m hoch und weist eine Seitenlänge von etwa 11 x 10 m auf. Seine Mauerstärke beträgt bis zu 2,5 m. Er besaß vier Obergeschosse und war von einer Wehrplatte abgeschlossen. Diese Platte war ursprünglich von Schwalbenschwanzzinnen begrenzt. Um 1500 wurden zwei Giebelwände aufgemauert und ein Krüppelwalmdach aufgesetzt. Das Mauerwerk besteht aus behauenen und sorgfältig verlegten Bruchsteinen, wobei bei den Gebäudeecken geglättete Eckquader verwendet wurden. Das Innere des Turmes wurde nur durch schmale Lichtschlitze notdürftig erhellt. Sie sind meist an der ungefährdeten Talseite angebracht. An der Nord- und der Westseite finden sie sich nur im vierten Obergeschoß. Sie sind meist von behauenen Quadern gerahmt.1930 wurde die Statik des Turmes durch ein Erdbeben schwer beeinträchtigt, so dass 1939 die komplette Ostwand einstürzen konnte. Dadurch ging auch der hofseitig gelegene Hocheinstieg verloren. Von den übrigen Bauten der Hochburg sind nur mehr kümmerliche Mauerreste erhalten. Mauern östlich des Turmes lassen vermuten, dass sie zum einstigen Palas gehört haben. Man erkennt noch eine Ringmauer, die den Ost- und den Nordteil der Hügelkuppe umfasste. An der Nordostecke dürfte sich das ursprüngliche äußere Burgtor befunden haben, das im 14. Jahrhundert in die neu errichtete, tiefer gelegene Vorburg verlegt wurde. Etwas unterhalb der Burg liegt die 1506 von Andreas und Matthias von Hoheneck gestiftete Annakapelle.

Lage: Tirol/Außerfern – ca. 9 km nordwestlich von Reutte

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


02.11.2007