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Oberrußbach


Oberrußbach wird bereits im 12. Jahrhundert als landesfürstliches Gut erwähnt. Die hier sitzende Familie nannte sich nach dem bescheidenen Wehrbau, der es schützte. So scheint um 1171 ein Herbort von Ruspach auf. Neueren Forschungen nach, dürfte sich dieser aber eher auf das heutige Schloss Großrußbach beziehen. Die in Oberrußbach lebende Familie war vermutlich eine Seitenlinie der Großrußbacher. Die in den 60er und 70er Jahren des 13. Jahrhunderts genannten Brüder Wernhard, Otto, Pilgrim und Wulfing von Rußbach sind aber bereits mit Sicherheit Oberrußbach zuzuordnen. Im 14. und 15. Jahrhundert befand sich die kleine Burg im Besitz der Familie Floyt. Ihre Güter im Bereich von Oberrußbach waren zum Teil Lehen der Herzoge von Österreich und zum anderen Teil solche der Hardegger. Um 1476 gelangte der Ansitz an Wilhelm von Auersperg. Einige Jahre später fiel er in die Hände der Ungarn, musste aber 1491 an Kaiser Maximilian I zurückgegeben werden. Hans von Auersperg verkaufte seinen Lehensbesitz 1502 an die Grafen von Hardegg. 1590 scheinen die Thurn vorübergehend als Inhaber der Herrschaft auf. 1617 verkaufte sie Graf Friedrich von Hardegg gemeinsam mit Oberabsdorf und Seitzersdorf an Ludwig von Polheim. 1955 wurde im Schloss Stetteldorf ein Fresko aufgedeckt, das eine Ansicht der Burg Oberrußbach aus dem 17. Jahrhundert zeigt. Der kleine Wehrbau wurde 1663 noch unter den für die Bevölkerung vorgesehenen Zufluchtsstätten angeführt, doch hätte er wohl bereits damals einem ernsthaften Angriff kaum widerstehen können.1797 wurde ein Teil des Baues abgetragen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Anlage meist bäuerlich genutzt, was zu häufigen Umbauten führte. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der in der Südwestecke befindliche Turm abgerissen. Oberrußbach gehört seit 1985 Herrn Georg Stradiot. Bis 1987 wohnte hier noch ein Förster. Seither sind die Gebäude unbewohnt. Vor einigen Jahren stürzte während eines schneereichen Winters der Dachstuhl des Hauptgebäudes ein. Er wurde bisher nur provisorisch abgedeckt.

Oberrußbach ist eine eindrucksvolle Hausberganlage. Auf dem von einem Ringwall und einem Graben umgebenen Erdpyramidenstumpf haben sich die Reste der einstigen Burg erhalten. Der Graben konnte durch eine nahe gelegene Quelle mit Wasser gefüllt werden, ist heute aber trocken und nicht mehr vollständig erhalten. Da die etwa 7 m über dem Grabenniveau liegende Plateaufläche lediglich 24 x 25 m misst, kann die Kernburg nicht sehr groß gewesen sein. Durch eine Straße getrennt, liegt im Westen ein ausgedehnter, aber ebenfalls stark vernachlässigter Wirtschaftshof aus dem 18./19. Jahrhundert. Die auf einem weiteren Erdwerk im Osten stehende Kirche war ursprünglich durch eine über den tiefen Graben führende Holzbrücke mit der Burg verbunden. Sie dürfte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein und als Burgkapelle gedient haben. Die Bauten der hochmittelalterlichen Anlage sind längst verschwunden. Die heutigen Mauerstrukturen gehen auf das 16. Jahrhundert zurück, wobei aber das alte Baumaterial teilweise wieder verwendet wurde. So ist die Südostecke im Erdgeschoß durch Buckelquader verstärkt. Auch an der Nordseite findet man immer wieder einzelne Buckelquader sowie glatt behauene Werksteine, die vom Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert stammen dürften. Die Kernburg besteht aus zwei parallel angeordneten länglichen Bauten, von denen das südliche zweigeschossige Gebäude den Wohntrakt darstellt, während das nördliche nur als hölzerne Scheune erhalten ist. Beide waren im Osten durch eine Begrenzungsmauer und im Westen durch die Toranlage miteinander verbunden. Im kleinen Innenhof befand sich ein Brunnen oder eine Zisterne. An der Südfront haben sich einige Fenster mit aus dem 16. Jahrhundert stammenden profilierten Verdachungen und gekehlten Solbänken erhalten. An der Hoffassade des unterkellerten Wohnbaues ist noch der Rest eines vermauerten Fensters zu sehen. Im Erdgeschoß sind die Räume gewölbt. Zwei steinerne Türstöcke zeigen profilierte Architraven aus dem 17. Jahrhundert. Die Hänge des Erdwerks sowie der Graben werden derzeit als Tiergehege genützt, in dem Mufflons gezüchtet werden. Das Burgareal kann daher nicht betreten werden, ist aber vom Kirchenhügel aus einzusehen.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 13 km südlich von Hollabrunn

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.10.2007