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Welsdorf


Welsdorf war ursprünglich ein Teil der Herrschaft Fürstenfeld am Stein. Es befand sich im Lehensbesitz der Teufenbach-Maierhofen und dann der Perner. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verkaufte Christof Perner das kleine Gut an Barnabas Kornpeckh, der hier einen bescheidenen Meierhof einrichtete. Um 1550 wurde dieser durch Wolf von Wilfersdorf erworben. Dessen Sohn Jonas baute den Hof weiter aus. Es gelang ihm 1589 die Grunduntertänigkeit von der Herrschaft Fürstenfeld am Stein abzuschütteln. Damit wurde er für Grundeinbußen entschädigt, die er durch den Ausbau der Fürstenfelder Stadtbefestigung erlitten hatte. Er errichtete neben dem Meierhof einen Edelsitz, für den er 1603 die Genehmigung erhielt, ihn „Wolfsdorf“ zu nennen. Beim Haidukeneinfall von 1605 wurden gemeinsam mit dem Dorf Übersdorf auch der Ansitz und der Meierhof niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte nur schleppend. 1612 galt Wolfsdorf noch als baufällig. 1679 kaufte Georg Ferdinand Freiherr von Falbenhaupt den Hof. Verkäuferin war Regina von Gera. Allerdings bezahlte Falbenhaupt vom vereinbarten Kaufpreis von 3.000 Gulden nur ein Drittel und verkaufte ihn sofort an Ferdinand Emmerich Graf Kollonitsch weiter. Durch Pfändungen konnte nur ein Teil der Forderungen hereingebracht werden. 1695 konnte die Familie Gera das Gut zurück erwerben und verkaufte es 1701 dem Augustiner-Chorherrnstift Pöllau. Welsdorf wurde zur Vierflügelanlage ausgebaut und als Sommersitz der Pröpste verwendet. Als 1782 Stift Pöllau aufgehoben wurde, gelangte das Schlösschen vorerst in Staatsbesitz. 1806 wurde es an Karl Graf Batthyany verkauft, auf den 1841 Dr. Franz Bayer folgte. Im 20. Jahrhundert wechselten die Eigentümer mehrmals. 1945 wurde das Schloss durch Kriegseinwirkungen schwer beschädigt und danach geplündert. Die Schäden sind zwar längst beseitigt, doch könnten die Fassaden eine neuerliche Renovierung durchaus vertragen. Um 1968 erwarb Univ. Prof. Dr. Rudolf Aizetmüller und seine Gattin Univ. Prof. Dr. Linda Aizetmüller-Sadnik das Schloss. Heute hat hier eine Werbeagentur ihren Firmensitz.

Schloss Welsdorf liegt südwestlich von Fürstenfeld auf einem langgestreckten Hügel, der nach Nordost und Südwest steil abfällt. Die Wohntrakte begrenzen an drei Seiten einen zweigeschossigen Arkadenhof. Die flachbogigen Pfeilerarkaden sind in beiden Geschossen gleich hoch. Die vierte Seite war ursprünglich ebenfalls geschlossen, doch wurde dieser Trakt vermutlich im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts abgerissen. Von den ehemals vier wuchtigen quadratischen Ecktürmen sind noch drei gut erhalten. Sie sind mit stattlichen Pyramidendächern gedeckt. Das Schloss ist heute ein Bau des 18. und 19. Jahrhunderts. Zum ältesten Bestand gehört vor allem der Nordflügel mit der Kapelle „Maria Schnee“ sowie der Westflügel mit seinem starken Eckturm. Die 1635 geweihte Kapelle wurde 1945 zerstört, danach aber modern erneuert. Die Schießscharten am Dachboden des Nordwestturms gehören zu den ältesten Baudetails des Schlosses. Dieses war einst von einer Mauer und Basteien umgeben. Von den einstigen Wehranlagen hat sich nichts erhalten. Über dem Portal ist das Wappen des baufreudigen Propstes Johann Ernst von Ortenhofen angebracht. Die auf das Schloss zuführende Akazienallee wurde in der Nachkriegszeit abgeholzt.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 2 km westlich von Fürstenfeld

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.10.2007