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Unterdürnbach


Im Hochmittelalter wurde noch nicht zwischen Ober- und Unterdürnbach unterschieden. Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts auftretenden Herren von Durrinbach sind daher nicht eindeutig zuzuordnen. Erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts scheinen ein „superior“ und ein „inferior Durrenpach“ auf. Der 1293 genannte Wolfhart von Dürnbach dürfte sich ziemlich sicher auf Unterdürnbach beziehen, umso mehr als er hier eine Kirche stiftete. 1321 scheint ein Hartnit von Niederdürnbach auf, der mit den vermutlich verwandten Oberdürnbachern einen Gütertausch vornahm. Beim Ungarneinfall von 1481 wurde der Sitz Unterdürnbach zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Der Bauherr des jetzigen Spätrenaissanceschlosses ist wohl Melchior von Hohberg, der es laut einer Bauinschrift bis 1566 fertig stellte. Sein Sohn verkaufte es 1575 an Georg Ehrenreich Bayr. Als nächster Besitzer scheint die Familie Inprucker auf. Diese geriet jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, so dass die Herrschaft bald hoch verschuldet war. Unterdürnbach wurde sequestriert und 1644 dem Stift Lilienfeld verkauft. Dieses verwaltete von hier aus seine Besitzungen im westlichen Weinviertel. Die Zisterzienser ließen den Bau, der im Dreißigjährigen Krieg sowohl durch die Schweden als auch durch kaiserliche Truppen schwer beschädigt worden war, 1672 restaurieren. Abt Dominikus Peckendorfer verfügte 1747 einen Barockumbau, der bis 1757 vollendet worden war. Lilienfeld ist noch heute Eigentümer des Schlosses. Es dient als Pfarrhaus und örtliches Kulturzentrum. Im Sommer finden im Hof bzw. in den Repräsentationsräumen Konzerte statt.

Die relativ großräumige Anlage liegt im südöstlichen Ortsteil von Unterdürnbach. Sie besteht aus dem ehemaligen Wasserschloss und dem ausgedehnten Meierhofbereich. In diesen führt an der Nordseite eine repräsentative spätbarocke Einfahrt aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Über dem von Pfeilern flankierten Torbogen ist im geschwungenen Spitzgiebel das Wappen des Stiftes Lilienfeld angebracht. Das Holztor wurde im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts angefertigt. Die im späten 18. Jahrhundert angelegte Umfassungsmauer wurde durch mehrere Rundtürme verstärkt und später teilweise mit Wohn- und Nutzbauten überbaut. Der südöstliche Turm wurde später in einen barocken Gartenpavillon umgestaltet. Die dreiflügelige Anlage des Wirtschaftshofes ist dem Wohnschloss vorgelagert. Dieses ist ein zweigeschossiger Vierflügelbau um einen mit zweigeschossigen Säulenarkaden geschmückten Innenhof. Über den schmalen ehemaligen Wassergraben führt an der Westseite eine gemauerte Brücke zum barocken Rundbogenportal. Die vor einiger Zeit restaurierten Fassaden stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie werden vertikal durch breite Riesenlisenen gegliedert. Unterhalb der Obergeschoßfenster sind Zierfelder angeordnet. Die profilierten Fensterrahmungen gehen noch auf das 16. bzw. 17. Jahrhundert zurück. Die barocken Fensterkörbe im Erdgeschoß sind weitgehend original. Die Hofarkaden des Obergeschosses sind nur halb so breit wie jene im Erdgeschoß, dafür in doppelter Anzahl vorhanden. Die Arkadengänge weisen Kreuzgratgewölbe aus dem 16. Jahrhundert auf. Eine Säule zeigt ein Akanthuskapitell. Die Stichkappengewölbe der Erdgeschoßräume stammen aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Die Zimmer des ersten Stocks weisen schlichte barocke Flachdecken auf. Repräsentativ ausgestattet sind der Prälaten- und der Rittersaal. Hier finden sich Fresken aus dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert. Sie stellen die Besitzungen des Stiftes Lilienfeld sowie exotische Landschaften und Tiere dar. An der Stuckdecke des Prälatensaales erkennt man das Wappen des Abtes Dominikus Peckendorfer. Erhalten haben sich neben anderen Einrichtungsstücken auch einige Kachelöfen aus der Barock- und der Empirezeit. Die Schlosskapelle liegt im Nordflügel. Das Gemälde des barocken Sarkophagaltares stellt die Hl. Anna Selbtritt dar.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 5 km nordöstlich von Maissau

Besichtigung: meist nur von außen (aber inklusive Innenhof) möglich


Weitere Literatur:


26.10.2007