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Werfenstein


Die Burg dürfte zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den hochfreien Herren von Machland bzw. deren Erben, den Grafen von Clam-Velburg errichtet worden sein. Sie ist der einzige Überrest einer aus mehreren Befestigungen bestehenden Sperranlage, die in Krisenzeiten ein unerlaubtes Befahren der Donau verhindern sollte. Die übrigen Wehrbauten wurden im Zuge von Regulierungsarbeiten zwischen 1777 und 1894 gesprengt. Auf Grund eines Erbvertrages des Grafen Ulrich von Clam-Velburg fiel Wervenstein 1217 an die Babenberger, wodurch es landesfürstlich wurde. 1234 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Die Verwaltung erfolgte meist durch Burggrafen, sofern die Veste nicht gerade verpfändet war. Die Burggrafen bzw. Pfleger waren auch für die Einhebung der Donau- und Straßenmaut zuständig. 1293 wird ein Herwicus von Werfenstein als Burggraf genannt, der dem Deutschen Ritterorden angehörte. 1294 belagerte Herzog Albrecht I die Burg, die zuvor König Rudolf von Habsburg gemeinsam mit Freienstein an Konrad von Sumerau verpfändet hatte. Da sich die Nachrichten über Übergriffe gegen die Donauschiffer häuften und er die Burg nicht wieder herausgeben wollte, musste sie erobert werden. 1461 kam Werfenstein durch einen Vertrag an Herzog Siegmund von Tirol. 1488 wurde es von Kaiser Friedrich III, der ständig unter Geldnot litt, an die Brüder Sigmund und Heinrich von Prüschenk, die späteren Grafen Hardegg verkauft. Diese sind auch die Erbauer der Greinburg. Werfenstein blieb bis zum dritten Viertel des 19. Jahrhunderts mit der Herrschaft Greinburg verbunden. Es hatte jedoch seine strategische Bedeutung längst verloren. Da es für Wohnzwecke zu klein und bescheiden war und auch ein Ausbau wegen der beschränkten Platzverhältnisse kaum in Frage kam, ließen die neuen Besitzer die Anlage verfallen. Um 1531 hatte man bereits das Dach abgetragen. Der Verwaltungssitz war in die Greinburg verlegt worden. 1645 vernichtete ein Feuer in der Ruine alles Brennbare. Erst 1876, als die englische Königin Victoria Mitbesitzerin der Herrschaft Grein war, kümmerte man sich wieder etwas um Werfenstein und stellte es dem englischen Hofkurier Julius Vanne als Wohnsitz zur Verfügung. Seine Erben verkauften die Ruine 1907 an Dr. Georg Adolf Lanz von Liebenfels, dessen pseudogermanische und antisemitische Schriften den jungen Adolf Hitler inspirierten. Lanz nahm größere Renovierungen vor und richtete sich in der Ruine eine Wohnung ein. Werfenstein wurde zum Sitz des obskuren „Ordens des Neuen Tempels“. 1945 wurde die kleine Burg von russischen Truppen geplündert. 1963 erwarb der Linzer Primar Dr. Kopf die Anlage und kümmerte sich in vorbildlicher Weise um deren Restaurierung.

Die weitgehend wieder aufgebaute Burgruine liegt auf einem zur Donau hin steil abfallenden Felskopf. Durch seine vorspringende Lage war es möglich, den Verkehr am Fluss weithin zu kontrollieren. Mit einer Fläche von 716 m² zählt die Hauptburg von Werfenstein zu den kleinsten Anlagen des Landes und war wohl nie als repräsentativer Wohnsitz vorgesehen. Von der mittelalterlichen Bausubstanz haben sich nur der Turm sowie Teile der 2 m dicken Ringmauer erhalten. Auch im Zwinger ist noch ein Gebäuderest zu erkennen. Als 1780 die Uferstraße neu angelegt wurde, brach man den bereits ruinösen Palas ab, da man eine Gefährdung des Straßenverkehrs durch herabfallende Trümmer befürchtete. Der größte Teil der etwas tiefer gelegenen Vorburg wurde im Zuge des Baues der Donauuferbahn abgetragen, wodurch sich die genaue Ausdehnung der Burg nicht mehr feststellen lässt. Hervorstechendstes Merkmal der Hauptburg war immer schon der viergeschossige Bergfried. Er diente gleichzeitig als Torturm. Bei einer Seitenlänge von 8,5 x 9 m beträgt seine Mauerstärke bis zu 2,5 m. Der Hocheinstieg liegt etwa 7 m über dem Boden des Hofes. Die steinernen Türgewände der Obergeschosse stammen aus der Renaissancezeit. Dr. Georg Lanz von Liebenfels ließ den schon stark verfallenen Turm wieder ausbauen und mit einer Betonplatte decken. Ihre vier Ecken sind mit großen Granitkugeln dekoriert. Der von Dr. Kopf 1965 in Auftrag gegebene Neubau eines eingeschossigen Wohntraktes wurde vom Architekten Gerhard Sedlak so geplant, dass er von außen nicht erkennbar ist. Die Bedachung wurde der einstigen Silhouette der Burg angepasst.

Lage: Oberösterreich/Donautal – oberhalb von St. Nikola etwa 3 km stromabwärts von Grein

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.10.2007