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Hohenwang


Hohenwang zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Wehrbauten der Obersteiermark. Im 11. Jahrhundert gehörte der größte Teil des oberen Mürztales den Eppensteinern. Herzog Heinrich III von Kärnten, aus der Familie der Eppensteiner, schenkte u. a. auch das Gebiet der späteren Herrschaft Hohenwang den steirischen Landesfürsten. Im 12. Jahrhundert gab Markgraf Ottokar von Steyr weite Gebiete im Mürztal als Lehen an die Stubenberger. Die Burg dürfte bereits vor 1160 durch die Landesere, die sich bald auch Herren von Hohenwang nannten, erbaut worden sein. Sie war von Anfang an ein landesfürstliches Lehen. 1171 wird ein Gewolf von Hohenwang und 1222 ein Wulfing von Hohenwang genannt. Als Inhaber des Mundschenkenamtes unter den Markgrafen von Steyr zählten die Herren von Hohenwang zu den vornehmsten Adeligen der Obersteiermark. Auch Erchenger von Landesere nannte sich nach der Burg. Mit dem Hospital am Semmering, das auch im Mürztal mehrere Besitzungen hatte, hatte er immer wieder Grenzstreitigkeiten, die erst 1269 durch Erchenger II beigelegt werden konnten. Die Landesere waren eine Ministerialenfamilie, die aber meist nicht hier lebte, sondern auf ihrer Burg Landsee residierte. Sie ließ Hohenwang von Burggrafen verwalten. 1240 zog der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein als König Artus verkleidet durch die Steiermark nach Wien und nahm dabei an vielen Turnieren teil. Er berichtete auch über eines mit Erchenger II, das am Fuß der Burg Hohenwang stattfand. 1286 starb die Familie Landesere aus und Hohenwang fiel an den Landesfürsten. Durch die Dotierung des 1327 gegründeten Zisterzienserstiftes Neuberg wurde der Herrschaftsbereich Hohenwangs massiv geschmälert. Der Rest wurde von Burggrafen verwaltet. Erster landesherrlicher Burggraf war Ulrich der Schenk von Hohenwang, der 1332 erwähnt wird. 1354 wurde Hohenwang durch Herzog Albrecht kurzzeitig an Ulrich von Graben verpfändet, dann aber wieder landesfürstlichen Burggrafen zur Verwaltung übergeben. Diese nannten sich meist nach Hohenwang. 1406 belehnte Herzog Leopold seinen Feldhauptmann Friedrich von Fladnitz, der ihm im Kampf gegen die Appenzeller treue Dienste geleistet hatte, mit Hohenwang. Friedrich war Führer des Steirischen Ritterbundes und späterer Landeshauptmann. 1434 wurde die Herrschaft zwischen den Brüdern Friedrich und Wilfing von Fladnitz einerseits und Hermann und Hans von Montfort anderseits geteilt. Die Burg blieb aber bei den Fladnitzern. Diese konnten durch Zukäufe ihren Herrschaftsbereich wieder ausweiten, doch kam es durch Erbteilungen bald zu einer neuerlichen Zersplitterung. Zwischen 1480 und 1490 war die Feste von den Ungarn besetzt.

1512 erwarb die Familie Scherffenberg den Anteil der Fladnitzer an der Herrschaft Hohenwang. Auch sie erhielt das landesfürstliche Lehen, allerdings erst 1525. Bis 1589 konnte sie auch den Montforter Anteil in ihren Besitz bringen. Da auch diese Familie zahlreiche Mitglieder hatte, wurde die Burg zeitweise von mehreren Familienzweigen bewohnt. Die Herren von Scherffenberg waren ein altes Adelsgeschlecht, das angeblich bereits 928 aus Franken in die Südsteiermark gekommen war. 1067 wird ein Heinrich von Scherffenberg als Bischof von Speyer erwähnt. 1525 richtete ein Großfeuer in den Gebäuden der Burg schweren Schaden an. Vier Jahre später konnten türkische Streifscharen Hohenwang nicht erstürmen, da sie über keine schwere Artillerie verfügten. Auf Grund der guten Sichtverbindungen war im 16. Jahrhundert auf dem Burggelände eine Kreidfeuerstation eingerichtet worden. Siegmund Ludwig von Scherffenberg war kaiserlicher Oberst. Er musste sich Hohenwang ab 1577 mit seinen fünf Brüdern teilen. Sein monumentales Grabmal befindet sich in der Pfarrkirche von Langenwang. Die Scherffenberger waren militante Protestanten, was zu Reibereien mit dem benachbarten Stift Neuberg führte. Zwischen 1580 und 1600 stand die Burgkapelle als protestantisches Bethaus auch den Bürgern und Bauern der Umgebung zur Verfügung. Durch die laufende Zerstückelung des Familienvermögens mussten auf Grund von Steuerschulden immer wieder einzelne Ämter und Güter abverkauft werden. Erst Ulrich Christoph von Scherffenberg konnte ab 1617 die Herrschaft wieder ausbauen. Er kaufte damals von Johann Mailgraber den Krottenhof, der später zum Schloss ausgebaut wurde. Bereits 1606 hatte er den Freiherren von Teufenbach ein Gut im Mürztal abgekauft. 1628 kam die Herrschaft Oberkindberg hinzu. Seine Gattin Elisabeth geb. Gräfin Thurn brachte u. a. die Herrschaft Rabenstein an der Mur in die Ehe mit. Ulrich Christoph brachte es nicht nur zu einem beträchtlichen Vermögen sondern auch zu großem Ansehen. Er wurde Landesverweser der Steiermark. Aus einem von ihm in Auftrag gegebenen Urbar geht hervor, dass die jährlichen Einkünfte der Herrschaft Hohenwang stattliche 10.205 Gulden betrugen und ihr Wert auf 150.000 Gulden geschätzt wurde. Ulrich Christoph errichtete ein Familienfideikommiß, in das Hohenwang einbezogen wurde.

Trotz der Bedeutung der Burg und ihrer Herren war mit ihr nur die niedere Gerichtsbarkeit verbunden. Malefiz-Personen, die größere Verbrechen begangen hatten, mussten dem Kapfenberger Landgericht übergeben werden. Ulrich Christophs katholisch gewordener Sohn Maximilian musste sich seiner Gattin gegenüber verpflichten, auf ewige Zeiten einen weltlichen Priester zu erhalten, der in der Schlosskapelle wöchentlich vier heilige Messen zu lesen hatte. Sein Bruder Ludwig Siegmund durfte als Protestant keine Güter in der Steiermark übernehmen. Die Familie Scherffenberg bewohnte schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Burg nur mehr fallweise. Beim Türkeneinfall von 1683 wurden von der Herrschaft Hohenwang 300 Bewaffnete zur Verteidigung des Semmerings aufgebracht und verpflegt. Die Burg, in der die Chorfrauen aus Kirchberg am Wechsel Zuflucht gefunden hatten, wurde nicht angegriffen.1711 wurde Hans Wilhelm Kundschäck als Pfleger angestellt. Er war auch für die Kontrolle der herrschaftseigenen Hammerwerke im Mürztal zuständig, die für die Familieneinkünfte immer mehr an Bedeutung gewannen. Da das Hochschloss bald nur mehr von Bediensteten bewohnt war, investierte man nichts mehr in die Erhaltung. 1770 wurde die Burg durch ein Erdbeben so stark beschädigt, dass man sie dem Verfall überließ und den Herrschaftssitz 1780 nach Krottenhof verlegte, auf dessen Grund das Schloss Neuhohenwang erbaut wurde. Um Verwechslungen mit der Burg zu vermeiden, wurde diese nun als Alt-Hohenwang bezeichnet. Aus steuerlichen Gründen wurde ihr Dachstuhl abgetragen und verkauft, wodurch ihr endgültiger Ruin besiegelt war. Der letzte Bewohner von Hohenwang war ein Einsiedler, dessen Aufgabe es war, durch Läuten der Glocke im Schlossturm die umliegende Bevölkerung vor aufziehenden Gewittern zu warnen. Bei dieser Tätigkeit wurde er vom Blitz getroffen und getötet.

1803 vergrößerte Johann von Scherffenberg seine industriellen Unternehmungen durch den Ankauf des Pammer-Sensenhammers. Um das notwendige Brennmaterial sicher zu stellen, wurden auch etliche Wälder angekauft. Mit der Herrschaft war damals ein Grundbesitz von mehr als 26 km² verbunden, von dem mehr als drei Viertel auf Waldland entfielen. Johann von Scherffenberg war das erste Mitglied seiner Familie, das in den Grafenstand erhoben wurde. Da er sechs Kinder hatte, ergab sich eine neuerliche Zersplitterung der Herrschaft. Trotz des Kindersegens starb die Familie mit Hans Graf von Scherffenberg 1849 aus. Die Herrschaft Hohenwang war aber bereits 1838 an Alfred Fürst von Schönburg-Hartenstein, der einige benachbarte Eisenwerke und Bergbaugetriebe besaß, verkauft worden. Nach dessen Tod kaufte 1840 der k. k. Rittmeister Christian Heinrich Gottfried Plattensteiner den gesamten Besitz. Bereits fünf Jahre später ging dieser an den Großgrundbesitzer und Gewerken Josef Ritter von Wachtler, der die Eisenwerke in Mürzzuschlag betrieb und dem auch die Herrschaft Usetin in Mähren gehörte. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtete eine abgeworfene Fliegerbombe etliche Mauerteile der einstigen Burg, wobei auch die gotische Burgkapelle endgültig zerstört wurde. Die Ruine blieb mit den dazugehörigen Wäldern bis 1961 im Besitz seiner Nachkommen. Als damals das Familienvermögen auf 27 Erben aufgeteilt werden musste, kam es zum Verkauf. Schließlich veräußerte die Genossenschaftliche Zentralbank in Wien die Ruine mit den umliegenden Wäldern an die Industriellenfamilie Schrack. 1961 wurde in Langenwang ein Burgverein gegründet, der seither vorbildlich für die gründliche Sanierung und Erhaltung der noch vorhandenen Mauern sorgt.

Die immer noch stattlichen Mauerreste der einstigen Burg Hohenwang liegen auf dem schmalen, langen Rücken eines Ausläufers des Sulzkogels, etwa 100 m oberhalb der Marktgemeinde Langenwang. Sie sind über einen Forstweg leicht erreichbar, doch ist dieser vom Ort aus für einen Wegunkundigen nicht so leicht zu finden. Zunächst gelangt man zur Kapelle, hinter der der Zugang zur Ruine liegt. Mit ihrer außergewöhnlichen Länge zählte die Anlage zu den größten Burgen der Steiermark. Die nach drei Seiten abfallenden Steilhänge des Burgfelsens boten einen natürlichen Schutz. Die vierte Seite wurde durch einen künstlich vertieften Graben und die darüber führende Zugbrücke gesichert. An ihrer Stelle überwindet heute eine gemauerte Bogenbrücke den 25 m breiten Halsgraben. Danach steht man vor dem ersten Tor, das neben der Einfahrt auch ein Mannloch aufweist. Darüber befanden sich zwei Schlüsselscharten, von denen aber nur mehr eine vorhanden ist. Dieses erste Tor entspricht bereits dem zweiten Tor auf dem Vischerstich, da sich vom damaligen ersten Tor fast nichts erhalten hat. Es ist der jüngste Bauteil des vorhandenen Bestandes und stammt bereits aus der Zeit der Scherffenberger (16./17. Jh.). Die dahinter liegende 60 Meter lange Vorburg wird durch einen weiteren Graben vom Hochschloss getrennt. An ihrer linken Seite lag eine zum Teil aufgeschüttete Bastei, die mit dem Oberstock des Torbaues verbunden war. Dahinter befanden sich Stallungen, die aber bereits völlig verfallen sind. An der rechten Seite der Vorburg führt eine lange, einst teilweise überdachte Rampe zur höher gelegenen Hauptburg empor. Auch das Tor der Hauptburg war durch eine Zugbrücke gesichert. Sie überwand einen 4 m breiten und etwa 7 m tiefen Einschnitt, wurde jedoch schon vor Jahrhunderten durch eine Holzbrücke ersetzt, wobei die Schlitze für die einstigen Wippbäume mit Ziegeln vermauert wurden. Der zweite Torbau ist dank seines Quadermauerwerks wesentlich besser erhalten. Sein Fahrtor und die Fußgängerpforte führen in einen unregelmäßigen Hof. Die ihn umgebenden Bauten stammen noch aus dem Mittelalter, während die Vorburg erst im 17. Jahrhundert frühbarock ausgebaut wurde.

Die starke Ringmauer wurde 1945 durch Bombentreffer beschädigt, wobei ihr südwestlicher Teil zerstört wurde und abstürzte. Sie war mit zahlreichen Schießscharten versehen, die offenbar noch nicht für Feuerwaffen bestimmt waren. Ein Mauerabsatz weist auf eine ehemalige Wehrgalerie hin. Zwischen dem zweiten und dem dritten Tor führte eine Poterne nach außen. Das dritte flachbogige Tor liegt am Fuß einer hohen und 2 m starken Mauer, die den Palas mit dem inneren Burghof schützte. Sie ist an der, der späteren Vorburg zugewandten Angriffseite schildmauerartig verstärkt, um vom Angreifer aufgestellten Steinschleudern zu widerstehen. Bei Restaurierungsarbeiten wurde 1998 über dem Tor ein dreiteiliges Kreuz freigelegt, das die Heilige Dreifaltigkeit symbolisieren soll. Es war ursprünglich rot bemalt. Die Schildmauer diente gleichzeitig als Außenmauer des herrschaftlichen Wohntraktes, der sich 34 m entlang der nördlichen Ringmauer hinzog. An ihrer Außenseite gab es nur unterhalb der rechteckigen Zinnen Fensteröffnungen. An ihrer Innenseite hat sich noch teilweise der alte Verputz mit aufgemalten rötlichen Streifen erhalten. Die Bedachung des Palas erfolgte wohl durch ein hofseitig abfallendes Pultdach. Die schmale, aber ca. 70 m lange Hauptburg ist so stark zerstört, dass man die Inneneinteilung nicht mehr erkennen kann. Ein Urbar aus dem 15. Jahrhundert weist auf fünf Zimmer und einen großen Saal hin, doch gab es damals mehrere Besitzer, so dass sich dieses Urbar wohl nur auf einen Burganteil bezieht. Auf Grund der Größe kann man jedoch darauf schließen, dass allein in den oberen Stockwerken des Palas mehr als 10 Zimmer vorhanden waren. Am Westende des Burgareals lag ein weiterer Wohnbau. Er war mit dem Palas durch einen zinnenbekrönten Laufgang verbunden. Dieses zweite Wohngebäude ist ebenfalls an die Wehrmauer angebaut. Wie auch von den übrigen Bauten haben sich auch hier nur Reste erhalten. Schon beim Bau der Burg im 12. Jahrhundert wurde eine Kapelle eingerichtet, die der Maria Heimsuchung geweiht war. Sie entwickelte sich bald zu einem beliebten Wallfahrtsort und wurde daher mehrmals umgebaut. 1776 wurde sie gemeinsam mit einem einsturzgefährdeten Bauteil des Hochschlosses abgerissen. An sie erinnerte lange Zeit nur mehr eine Doppelkonsole an der Südostmauer. Das spätgotische Gnadenbild war abgenommen und mit dem Flügelaltar 1859 in einer vor der Burgruine neu errichteten Kapelle angebracht worden. Heute befindet sich der Altar in der Pfarrkirche von Langenwang. Als 1950 ein Teil der Hauptmauer einstürzte, wurde plötzlich der einstige Chorraum des Sakralbaues freigelegt. Er zeigt in seinem 5/8-Schluss zwei schöne romanische Rundbogenfenster. Über der Kapelle befand sich ein Turm. Dieser wurde im Jahr 1700 durch einen Blitzschlag in Brand gesetzt und weitgehend zerstört. Sein oberer Teil wurde nicht mehr wieder aufgebaut. Am Fuß des Burgberges liegt eine halbwegs ebene Fläche, die ursprünglich als Turnier- und Spielplatz diente.

Lage: Steiermark/Obersteiermark – ca. 6 km südwestlich von Mürzzuschlag, oberhalb der Marktgemeinde Langenwang

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich – ev. Führungen können mit dem Leiter des Burgvereines, Herrn Dr. Gerhard Wresounig, Tel. 03854 2352, abgesprochen werden.

Homepage: www.hohenwang.at


Weitere Literatur:


20.10.2007