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Zellerndorf


Der Ort Zellerndorf scheint unter der Bezeichnung „Celdrandorf“ um 1149 erstmals urkundlich auf. Grundherren waren im Hochmittelalter vor allem verschiedene kirchliche Organisationen wie Stifte und Klöster. Erst 1310 wird von einer Herrschaft berichtet. Sie gehörte damals dem Ritter Dietmar von Zellendorf. Er hielt den Ansitz als landesfürstliches Lehen. Im späteren 14. Jahrhundert ging Zellerndorf an die Herren von Dachpeck über. 1376 bestimmte Hans Dachpeck die „halbe Veste ze Zeldrendorf“ als Heiratsgut für seine Tochter. Hiefür musste er die Genehmigung des Herzogs Albrecht III einholen. 1409 gehörte die Herrschaft noch der Familie Dachpeck. Im 15. Jahrhundert dürfte der kleine Wehrbau nicht mehr gepflegt worden sein, denn als 1476 Johann Hinterholzer diesen an die Familie Eytzing verkaufte, war er bereits verödet. Zu den Besitzern von Zellerndorf zählten im 16. Jahrhundert die Familie Grabner, der die Rosenburg gehörte sowie Marquard von Kuenring (1540) und Friedrich von Hain (1573). Damals dürften die Bauten weitgehend erneuert worden sein. 1611 gelangte die ehemalige Feste an Otto Friedrich Geyer. 1626 verkaufte sie Johann Unterholzer an den Freiherrn Ferdinand von Althan. 1710 kam sie in den Besitz des Wiener Jesuitenkollegs. Zwischen 1826 und 1848 gehörte der heute als Schlossmühle bezeichnete Bau dem Wiener Schottenkloster. Danach ging er in Privatbesitz über. Pläne, ihn in ein Schlosshotel zu verwandeln, wurden um 1999/2000 nicht verwirklicht. Heute wird das Gebäude wieder privat bewohnt.

Die Schlossmühle liegt am westlichen Ortsrand von Zellerndorf. Bei der heutigen Anlage handelt es sich um einen dreiflügeligen Baukomplex aus dem 16./17. Jahrhundert, der zwei bis drei Geschosse aufweist. Da entsprechende Untersuchungen fehlen, kann man derzeit keine mittelalterliche Bausubstanz nachweisen. Es handelt sich vielmehr durchwegs um Renaissancebauten. Die Gebäude sind um einen rechteckigen Hof angeordnet, wobei die Ostseite offen ist. Gartenanlagen umgeben das Objekt an drei Seiten. Die Fassaden sind mit Ausnahme einer an den Hauskanten aufgeputzten Ortsteinquaderung weitgehend schmucklos. Die Fenster zeigen profilierte Sohlbänke und Verdachungen. Im Erdgeschoß haben sich die ursprünglichen schmiedeeisernen Fenstergitter zum Teil noch erhalten. Der einstige Mühlentrakt liegt an der Nordseite. Hier befindet sich das rundbogige Einfahrtstor. Sein Gewände ist mit einem Rosettendekor aus dem 17. Jahrhundert verziert. An der Zufahrt ist ein alter Prellstein aufgestellt. Er trägt die Inschrift „IHS 1707“. Durch eine kreuzgratgewölbte Durchfahrt gelangt man in den Hof. Im Erdgeschoß des Nordtraktes liegt eine interessante Pfeilerhalle (16./17. Jh.). Ihr Spiegelgewölbe zeigt eine Stuckdecke mit Vogelmotiven und ornamentalem Dekor. Auch die Flachdecken und Kreuzgratgewölben des Obergeschosses sind zum Teil stuckiert. Hier lagen die Wohnräume. Der Nordosttrakt springt deutlich vor. Das profilierte Steingewände eines kleinen Fensters ist dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts zuzuordnen. Der Westtrakt wurde als Getreidespeicher verwendet. Auch der Südtrakt dürfte eher wirtschaftlichen Zwecken gedient haben.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km südlich von Retz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.10.2007