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Klagenfurt - St. Georgen am Sandhof


Das heutige 4-Stern-Schlosshotel ist aus einem befestigten Wirtschaftshof entstanden, der 1217 in einer Urkunde des Papstes Innocenz III erstmals erwähnt wird. Bodenfunde lassen vermuten, dass das Areal bereits in der Spätantike durch die Römer besiedelt war. 1550 gehörte der Hof der Familie Lansinger. Als Erbauer des Schlosses gilt Hans von Haus, worauf auch ein mit 1584 datierter Wappenstein beim Kapelleneingang verweist. 1599 verkaufte seine Witwe den Sandhof an den Prokurator Dominicus Hackl, auf den aber schon bald Hans Reinwald zu Rojach folgte. 1630 erwarb Gottfried von Schrattenbach den Besitz. Er war Komtur des Deutschen Ordens in Friesach und begründete 1635 im Sandhof die Kommende St. Georgen. Um das Gebäude seinem neuen Verwendungszweck anzupassen, ließ der Komtur Georg Andreas Freiherr von Staudach um 1651 größere Ausbauten vornehmen. Später diente der Ansitz einzelnen Deutschordensrittern als Wohnsitz, so um 1684 Hans Jakob Graf Kazianer von Katzenstein und um die Mitte des 18. Jahrhunderts dem Grafen Karl Colloredo. Bleibende Eindrücke hat der 1719 verstorbene Freiherr von Kulmer hinterlassen, der zwar Ordenskomtur war, aber wegen seines liederlichen Lebenswandels angeblich immer noch in den Gästezimmern herumspukt. 1769 erwarb der Deutschordenskomtur Leopold von Lichtenfels das Schlösschen neuerlich für den Orden. 1779 saß hier der Pfleger Christian Morari. Um 1800 werden Franz Ritter von Wolf und Maria Mikic, Edle von Nollberg als Besitzer genannt. 1856 kaufte Franz Thaddäus Ritter von Reyer den Edelsitz und ließ ihn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stil des Späthistorismus umgestalten und mit einem Zubau versehen.1915 gehörte das Schloss Dr. Otto Georg Ritter von Leitgeb. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Nordflügel durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. 1953 wurde der Ansitz an das Land Kärnten verkauft, das hier ein Institut für angewandte Pflanzensoziologie einrichtete. Dieses wurde 1967 wieder geschlossen und das Schloss an Privatpersonen abgegeben. Die Familie Kuess, der St. Georgen am Sandhof derzeit gehört, führte eine durchgreifende Renovierung durch, bei der auch die Schlosskapelle, die jahrzehntelang als Abstellkammer gedient hatte, wieder instand gesetzt wurde. Das Gebäude wird heute als gediegenes Schlosshotel geführt.

Das von einem großen Garten umgebene Schloss liegt am Nordostrand von Klagenfurt, unweit des Flughafens Annabichl. Es gehört zu jenen Edelsitzen, die in und um Klagenfurt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neu errichtet wurden, als die Stadt zur ständischen Residenz aufgebaut und Hauptstadt des Landes wurde. St. Georgen am Sandhof ist ein einstöckiger rechtwinkeliger Bau, der im Lauf seiner Geschichte häufig verändert wurde. Vom ursprünglichen Hof des Mittelalters hat sich keine Bausubstanz mehr erhalten. Auch die einstigen Befestigungen sind längst verschwunden. Ältester Bauteil ist heute der Bau in der Südwestecke der Anlage. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert. Alles andere wurde im 17. und 19. Jahrhundert zugebaut. Im genuteten Erdgeschoß der Nordwestseite sind noch die alten Pfeilerarkaden vorhanden. Weitere Arkaden befinden sich im ersten Stock an der Südwestecke. Sie bilden hier eine Loggia. Dieser mit einem Treppengiebel versehene Bauteil dürfte im 17. Jahrhundert entstanden sein. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden alle Außenfronten neu fassadiert. Die Hauptfassade ist achtachsig. Ihre Mitte wird durch einen hohen abgetreppten Ziergiebel betont. Ritter von Reyer ließ darunter ein Majolikarelief in der Art des Florentiner Quatrocento anbringen. Es zeigt die Madonna mit dem Jesuskind. Über dem Rundbogenportal ist ein großes Doppelwappen eingemauert. Im Süden stellt ein kurzer Verbindungsgang aus dem 19. Jahrhundert den Anschluss an die einst freistehende Schlosskapelle her. Sie ist der Hl. Elisabeth geweiht. Errichtet wurde sie bereits um 1584 durch Hans von Haus. Sie wurde aber 1652 durch den Komtur Georg Andreas von Staudach erneuert. Davor diente sie in der Reformationszeit als protestantischer Betraum. Über dem abgewalmten Giebel ihrer Westseite ragt ein Dachreiter mit Zwiebelhelm empor. Die Kapelle beherbergt einen interessanten Altar aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In und an ihr sind verschiedene Stifterwappen angebracht, die Hinweise über die einstigen Besitzer des Schlosses geben. Bei Renovierungsarbeiten wurden 1992 unter dem Boden der Kapelle mehrere Gräber aus dem 18. Jahrhundert aufgedeckt. In ihnen dürften ehemalige Schlossbewohner bestattet worden sein.

Ort/Adresse: 9020 Klagenfurt, Sandhofweg 8

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.schloss-st-georgen.at


Weitere Literatur:


15.10.2007