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Retz - Althof


Der heutige Althof ist ein modernes Gebäude. Es hat nahezu nichts mehr mit seinem einstigen Vorgängerbau gemeinsam. Dieser entstand noch vor der um 1280/90 gegründeten Stadt Recze. Knapp nördlich von ihr kreuzten sich zwei mittelalterliche Handelswege. Der Rittsteig kam aus Krems und führte nach Iglau bzw. nach Brünn, während der Thayatalweg über Raabs nach Budweis führte. Die Grafen von Hardegg besaßen hier einen Freihof, bei dem Straßenmaut eingehoben wurde. Zu dessen Schutz wurde ein Wehrbau errichtet. Als 1260 Graf Otto von Plain-Hardegg gemeinsam mit seinem Bruder im Kampf gegen die Ungarn ums Leben kam, heiratete seine Witwe Wilbirg zuerst Heinrich von Dewin und dann Berthold von Rabenswald-Schwarzburg. Dieser gilt als eigentlicher Gründer der Stadt. Bei der Stadtgründung von Retz wurde die Burg als willkommene Verstärkung in die Stadtmauer integriert. Sie sicherte nun die Nordwestecke der Stadt. 1314 fiel die Herrschaft an die Grafen von Maidburg-Hardegg. Im frühen 14. Jahrhundert wurde der Herrschaftssitz von Hardegg in die Retzer Stadtburg verlegt. 1425 zerstörten die Hussiten mit der Stadt auch die Burg. Letztere wurde danach nicht mehr völlig wiederhergestellt. Sie diente nur mehr als Verwaltungssitz. 1481 fiel die Herrschaft an Kaiser Friedrich III. Dieser setzte zuerst Pfleger ein, doch wurde Retz bald häufig verpfändet. Um 1500 erbaute man in der Südostecke der Stadt an der Stelle des einstigen Wirtschaftshofes der Burg das heutige Schloss Gatterburg. Der Bereich der alten Burg wurde nun Althof genannt und als neuer Wirtschaftshof adaptiert. Nachdem die Herrschaft Retz 1601 verkauft worden war, diente der bereits längere Zeit leer stehende Althof als Steinbruch und wurde so langsam abgetragen. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erwarb die Stadtgemeinde Retz das weiträumige Grundstück und errichtete hier ein Vier Sterne Hotel mit einer angeschlossenen Tourismusfachschule. Zuvor erfolgten archäologische Untersuchungen, wobei man auf den verschwunden geglaubten Althof aufmerksam wurde. Die ausgegrabenen Gebäudereste wurden anschließen wieder zugeschüttet.

Vom einstigen Althof haben sich vorwiegend archäologische Spuren erhalten. Die von einem Bering umgebenen Bauten nahmen eine Fläche von etwa 57 x 45 m ein. Erhalten gebliebenes aufgehendes Mauerwerk ist in den Außenmauern des Nord- und Westtraktes der heutigen Hotelanlage verbaut und nur stellenweise mehr sichtbar. Bei den Ausgrabungen stieß man auch auf die Reste des Bergfrieds. Er war quadratisch und hatte eine Seitenlänge von etwa 8,5 m. Die Mauerstärke des freistehenden Turmes betrug an seiner Basis ca. 3 m. Seine einstige Höhe schätzt man auf 16 bis 20 m. Das noch stehende Hofinger-Tor in der westlichen Stadtmauer dürfte der Eingang in die Burg gewesen sein. Es war durch eine Wolfsgrube gesichert, die in Friedenszeiten mit Balken überdeckt war. Über den davor liegenden Burggraben führte eine Zugbrücke. Das Hofinger-Tor ist jedoch nicht mehr original. Es dürfte ebenfalls dem Hussitensturm zum Opfer gefallen und später erneuert worden sein. Auch das an der Nordwestecke der Burgmauer vorgebaute Rondell stammt aus einer Zeit als die Burg bereits zerstört war. Es wurde in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts fertig gestellt. Ein unmittelbar vor dem östlichen Burggraben ergrabenes, aber wieder zugeschüttetes, 23 x 19 m großes Gebäude stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Es könnte sich dabei um den ehemaligen Freihof bzw. die einstige Mautstelle gehandelt haben. Das Bruchsteinmauerwerk der alten Anlage war verputzt. Ein kleiner Rest davon hat sich noch an der Innenseite der nördlichen Stadtmauer erhalten. An der nördlichen Zwingermauer kann man noch einige Schlüsselscharten erkennen.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – an der Nordwestecke der Altstadt von Retz

Besichtigung: die noch sichtbaren Mauerreste sind auf Anfrage zugänglich

Homepage: www.althof.at


Weitere Literatur:


11.10.2007