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Stadlkirchen


Stadlkirchen ist heute eine zur Gemeinde Dietach gehörende kleine Ortschaft. Einst befand sich hier der Stammsitz des angesehenen Adelsgeschlechtes der Stadler. In einem Totenbuch des Stiftes St. Florian, das in der Zeit zwischen 1099 und 1115 geführt wurde, findet sich bereits ein Rotpreht de Stadele. Die Stadler dürften ursprünglich einfache Lehensleute des Stiftes St. Florian gewesen sein, stiegen aber im Lauf der Zeit in den Adelsstand auf und wurden zu Grundherren. Die Familie gehörte zum oberösterreichischen Uradel. Ihr Name ist von einem Stadl oder Meierhof abgeleitet, den ihre frühesten Angehörigen verwalteten. Die dem Schloss gegenüberliegende Eigenkirche wurde 1074 geweiht. Sie war wohl ebenso wie der Hof der Stadler aus Holz erbaut. 1162 wird Lantfried de Stadele urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert ließen die Stadler sowohl ihren bescheidenen Sitz als auch die Kirche in Stein erneuern. 1263 gehörte die Kirche bereits dem Kloster Gleink, wurde aber auch später noch von den Stadler mit Stiftungen bedacht. Stadlkirchen befand sich bis 1442 im Besitz der Familie. Damals starb Leonhard Stadler. Auf ihn folgte die Familie Kerschperger aus Steyr. Die Stadler lebten aber im Mühlviertel weiter und starben erst 1559 aus. 1487 saß hier der „Edel Jörg Kerschperger zu Stadlkirchen“. 1532 plünderten türkische Streifscharen den mittlerweile zum Schloss gewordenen Edelhof. Dabei wurde die Gattin des Schlossbesitzers verschleppt und dann wohl getötet. Nach dem Aussterben der Kerschperger erbte Bartholomäus Panhalm die Herrschaft. Er war als Hofrichter für das Stift Gleink tätig.1558 kaufte der aus Bayern stammende Georg Christoph von Neuhaus den Besitz. Er war es, der das Wasserschloss so ausbaute, wie es der Vischer-Stich zeigt. Als eifriger Protestant führte er einen jahrelangen Streit mit dem Kloster Gleink um die Kirche von Stadlkirchen, da er sich als deren Patronatsherr betrachtete. Immerhin hatte er den bereits ruinösen Bau auf eigene Kosten wieder hergerichtet. Georg Ehrenreich von Neuhaus verkaufte 1638 die Herrschaft an Anton Eckhart von der Than. Paul Eckhart ließ das Schloss renovieren. Unter seinen Nachfolgern begann jedoch die Vernachlässigung. Heinrich Fürst von Auersberg, der 1773 Stadlkirchen kaufte, vereinigte es mit seiner Herrschaft Losensteinleithen. Das Schloss wurde nicht mehr bewohnt und endgültig dem Verfall preisgegeben. Dieser beschleunigte sich rapide, als es 1808 an die Familie Gößwang aus Steyr verkauft wurde. Alles Brauchbare wurde entfernt und die Mauern als Steinbruch zum Bau der Häuser in der Umgebung bestimmt.

Stadlkirchen war noch 1674, als es Georg Matthäus Vischer auf einem Stich abbildete ein prächtiges Renaissance-Wasserschloss. Es lag knapp südlich der Kirche. Das dreigeschossige viereckige Gebäude besaß einen hohen Hauptturm, der von einer Barockhaube mit Laterne gekrönt war. An den Ecken sprangen schlanke Rundtürme vor, die Zwiebelhauben trugen. Das Schloss stand in einem Teich, über den eine einfache Holzbrücke führte. Es war von Nebengebäuden sowie von einer mit Schießscharten und Beobachtungstürmen versehenen Mauer umgeben. Dahinter erkennt man ausgedehnte Obstgärten. Der Einfahrt gegenüber stand die ehemalige Eigenkirche der Stadler. Diese stattliche Schlossanlage ist fast spurlos verschwunden. Auch der Teich wurde aufgefüllt. Lediglich ein Teil der ehemaligen Schlossbrauerei hat sich erhalten. Sie ist im Vordergrund des Vischer-Stiches deutlich zu erkennen. Der Rest eines Turmes ist in einem modernen Wohnhaus verbaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand auch noch ein kleiner Teil der Westmauer. Wesentlich interessanter als der kümmerliche Rest des eigentlichen Schlosses ist die jetzige Filial- und ehemalige Schlosskirche. In den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden in ihr kulturhistorisch wertvolle Fresken aus dem Mittelalter (14. Jh.) und der Renaissance (16. Jh.) freigelegt.

Lage: Oberösterreich/Eisenwurzen – ca. 6 km nördlich von Steyr

Besichtigung: die Kirche kann besichtigt werden, doch sollte man im Gasthaus nach dem Schlüssel fragen


Weitere Literatur:


14.09.2007