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Klaus am Pyhrn


Klaus wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Talsperre errichtet. Hier führten schon eine Römerstraße und später ein wichtiger Handelsweg nach Venedig. Mit Udalscalch de Clusa wird die Burg 1175 erstmals erwähnt. Er hatte die Funktion eines Burgvogtes inne. Wegen seiner strategisch wichtigen Lage befand sich Klaus schon immer in landesfürstlichem Besitz. Es gehörte zuerst den steirischen Ottokaren, dann den Babenbergern und schließlich den Habsburgern, wurde aber häufig verpfändet oder verliehen. 1282 belehnte Herzog Albrecht I Albero von Puchheim mit der Feste, weil ihm dieser treue Kriegsdienste geleistet hatte. Dietmar von Aistersheim erhielt Klaus 1357 von Herzog Albrecht II als Pfandbesitz. Danach wurde es meist von landesfürstlichen Burggrafen verwaltet. Während einer Fehde im Jahr 1390 verwüstete ein Herr von Leonstein die Burg. 1499 gelangte sie in den Besitz der Familie Storch aus Rottenmann. Ihre Mitglieder waren als Salzverweser in Aussee zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen, das durch vorteilhafte Ehen noch gesteigert werden konnte. Ulrich Storch ließ ab 1578 unmittelbar unterhalb der Burg und mit dieser verbunden, ein neues Schloss errichten. Am Fuße des Burgfelsens wurde eine Vorburg angelegt, die mit dem Schloss durch einen Wehrgang verbunden war. Die alte Burg wurde aber vorläufig noch weiter bewohnt. Unter der Familie Storch wurde Klaus ein Zentrum des Protestantismus im südlichen Österreich ob der Enns. Im 17. Jahrhundert wurden die Befestigungen ausgebaut. Klaus konnte seine Sperrfunktion noch 1610 unter Beweis stellen. Damals scheiterte hier der Vormarsch der Ramee’schen Truppen auf ihrem Weg nach Graz. 1616 erbaute Ludwig von Storch oberhalb des Schlosses die vorerst protestantische Bergkirche, die 1674 katholisiert wurde. Auf Grund von Familienstreitigkeiten, die zu finanziellen Schwierigkeiten führten, musste 1632 die Herrschaft Klaus an den Hauptgläubiger, Graf Georg Siegmund von Salburg, verkauft werden. Er brachte sie in einen Fideikommiss ein.

Während des Bayrischen Erbfolgekrieges von 1741 wurde die Burg von bayrischen Truppen besetzt. Oberst Franz Freiherr von der Trenck konnte mit seinen Panduren die Besatzer durch einen Handstreich wieder vertreiben. 1758 wurde das Schloss barockisiert, doch verkaufte es Norbert Anton Oswald Graf Salburg bereits zwei Jahre später an das Stift Spital am Pyhrn. Dessen Propst Franz Xaver Grundner gab eine neuerliche Generalsanierung in Auftrag. Die benachbarte Burg blieb aber dem Verfall überlassen. Nach der Aufhebung des Stiftes übernahm 1809 der staatliche Religionsfonds die Verwaltung. Die Abdeckung des Daches im Jahr 1828 machte die alte Burg endgültig zur Ruine. 1878 kaufte Adolf Georg Fürst Schaumburg-Lippe den großen Waldbesitz mit dem bereits stark vernachlässigten Schloss. 1942 wurde Klaus an Sigismund von Treskow verkauft. Dieser fiel jedoch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Klaus ging im Erbweg an die Baronin Ursula von Sydow über, war aber nicht mehr zu bewohnen. Unmittelbar nach Kriegsende diente das Schloss als Flüchtlingsunterkunft und von 1948 bis 1950 als Kindererholungsheim. Wegen der mangelnden Pflege war bereits die unter dem Schloss vorbeiführende Bahnlinie durch herabstürzende Mauerteile gefährdet. Eine Wende zum Guten trat erst 1963 ein, als der evangelische Verein „Missionsgesellschaft der Fackelträger“ die Anlage von der Familie von Sydow pachtete und mit der Renovierung begann. Das Schloss wird seither als evangelisches Bildungshaus und Jugendgästehaus geführt. Um den immer größer gewordenen Raumbedarf zu decken, entschloss man sich – nicht gerade zur Freude des Denkmalschutzes – zu einem Wiederaufbau der Burgruine. Man versuchte zwar den Ausbau an den Vischer Stich von 1674 anzupassen, doch stören der zu hoch geratene Rundturm mit seinem „Schwammerldach“ und die vielen Dachgaupen und -fenster. Von weitem gesehen macht die Anlage aber einen recht ordentlichen Eindruck.

Die Burg/Schlossanlage von Klaus liegt auf einem Felsvorsprung über dem Tal der Steyr, das von hier aus leicht gesperrt werden konnte. Daher auch der Name Klaus (von Klause oder clusio). Die eigentlichen Sperrbauten an der Straße mussten längst deren Verbreiterung weichen. Hat man die steile Auffahrt hinter sich, gelangt man zur einstigen Vorburg, die später in eine Brauerei umfunktioniert wurde. Vom Torbau führt ein mit der Außenmauer verbundener gedeckter Wehrgang zum engen oberen Schlosshof. Die Außenmauer ist von Scharten durchbrochen, die für Musketen und Falkonetten bestimmt waren. An der linken Seite des Hofes erhebt sich das viergeschossige Schloss, während rechts die alte Burg lag. Von ihr haben sich nur bescheidene Reste erhalten. Das heutige Gebäude ist im wesentlichen ein Neubau. Erhalten geblieben sind nur die bis zu vier Meter dicken Mauern der Süd-, Ost- und Nordseite. Die Westfront stürzte schon vor Jahrzehnten ins Tal. An ihrer Stelle entstanden ein Saal mit 250 Sitzplätzen, eine Kapelle sowie Wohnräume für etwa 60 Personen. In einem kleinen Raum sind spätgotische Rankenfresken zu sehen. Das Schloss ist ein rechteckiger Baukörper mit einem turmartigen achteckigen Anbau. Er ist aber nur die Imitation eines Turmes, da seine Mauern nicht stärker als die des restlichen Schlosses und seine Geschosse nicht miteinander verbunden sind. Auch ist der Dachstuhl mit jenem des Schlosses verbunden. Zur Zeit der Errichtung des Schlosses benötigte man keinen Wehrturm mehr. Man wollte durch die vorspringende Fassade lediglich den Rundblick erweitern. Die Obergeschoßfenster des Schlosses sind mit geschwungenen Verdachungen versehen. Über dem Eingang des Schlosses weist eine Inschrift auf dessen Errichtung unter Ulrich Storch hin.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 32 km südwestlich von Steyr

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.schlossklaus.at


Weitere Literatur:


10.09.2007