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Retz - Turmhof


Der heutige Turmhof hat mit einem mittelalterlichen Wehrbau nichts mehr gemein. Dennoch ist er aus einem befestigten Hof entstanden. Dieser wurde 1408 erstmals urkundlich erwähnt. Er gehörte damals den Grafen von Hardegg, die ihn als Lehen an Kaspar von Weikertschlag weitergaben. 1417 erwarb Przech von Kojatitz, dem die mährische Burg Neuhäusel gehörte, den Besitz. 1434 war der Turmhof ein freies Eigen der Herren von Eytzing, doch wird er bereits 1449 als landesfürstliches Lehen bezeichnet. Die Eytzinger hielten den Hof noch um 1540. Im 17. Jahrhundert war er Eigentum der Grafen Trautson. Als 1674 ein Brand die Retzer Altstadt in Schutt und Asche legte, wurde auch der Turmhof zerstört. Ab 1718 wurde er in seiner heutigen Form wiederaufgebaut. Während des Franzosenkrieges von 1809 war in ihm ein Notspital untergebracht. 1874 wurde die bisherige Einflügelanlage erweitert. Damals wurde der Turmhof zum Sitz des neu gegründeten Klosters der „Ehrwürdigen Schwestern vom armen Kinde Jesu“ bestimmt. Diese richteten hier ein Internat für Offizierswaisen und dann eine Volksschule ein. 1902 kam es zu weiteren Ausbauten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude neuerlich zum Lazarett und danach zu einem Erziehungsheim für Mädchen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turmhof zur Kaserne umfunktioniert. Nach der russischen Besatzung verzichteten die Schwestern auf die Wiederaufnahme ihrer einstigen Tätigkeiten. Der Turmhof ging in das Eigentum der Erzdiözese Wien über. Seit 1950 wird er als Behindertenzentrum der Caritas genützt. In den Jahren 2002 bis 2006 fanden eine umfassende Restaurierung des Altbaues sowie die Errichtung von anschließenden modernen Wohntrakten statt. Derzeit sind hier etwa 200 Personen untergebracht, denen ein Wohnheim, ein Tagesheim, neun Werkstätten sowie ein angegliederter Bauernhof zur Verfügung stehen.

Der Turmhof liegt auf einer leichten Erhöhung etwas außerhalb der Altstadt von Retz. Es handelt sich heute um einen vorwiegend viergeschossigen Baukomplex. Die barocke Fassade wird durch Lisenen gegliedert. Das Erdgeschoß ist genutet. Es ist von den Obergeschossen durch ein durchlaufendes Gesims getrennt. Der Haupteingang liegt in der Mitte des stattlichen Gebäudes. Unter dem profilierten Rundbogengiebel des Portals ist die Jahreszahl 1718 angebracht. Die Fassade wird durch zwei schlanke polygonale Türmchen mit spitzen Blechhauben belebt, die aber sicher nicht vom ursprünglichen Turmhof stammen. Von der mittelalterlichen Bausubstanz hat sich nichts erhalten, da mit den Umbauten, die mit den verschiedenen Verwendungszwecken verbunden waren, immer wieder Bausubstanz verloren ging. Auch das Innere weist keine historisch oder künstlerisch bedeutenden Details auf.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel

Ort/Adresse: 2070 Retz, Niederösterreich, Fladnitzer Straße 44 - 46

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.09.2007