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Palais Lamberg (Kaiserhaus)


Im 17. Jahrhundert standen hier zwei Häuser. Das dem Kohlmarkt näher gelegene war um die Mitte des 16. Jh. ein Liechtensteinsches Freihaus. Es gelangte noch vor 1668 aus dem Besitz der Herren von Thurn an den Landmarschall Ferdinand Maximilian Graf Sprinzenstein, der einige Jahre später auch das Nachbarhaus erwarb. Er erbaute um 1675 das heutige, damals im Inneren luxuriös eingerichtete Palais. Die Vorgängerbauten wurde in den Neubau einbezogen, worauf Gewölbe aus dem 15. Jh. im Erdgeschoß des heutigen Palais hinweisen. Carl Joseph Graf Lamberg-Sprinzenstein ließ es 1730, möglicherweise nach Plänen von Josef Emanuel Fischer von Erlach, umbauen. 1740 verkaufte er es an Franz Stephan von Lothringen, dem Gemahl der Kaiserin Maria-Theresia. In seiner Zeit wurde auch die Bezeichnung Kaiserhaus gebräuchlich, da der Kaiser sich hier ohne höfisches Zeremoniell seinen Finanzgeschäften, der Verwaltung seiner Güter und seiner numismatischen Sammlung widmen konnte. Hier wurden Besucher empfangen, die in Sachen des „Heiligen Römischen Reiches“ kamen, während die Hofburg der Verwaltung der Kronländer Maria Theresias vorbehalten war. Außerdem empfing er hier im privaten Kreis Vertraute und Freunde. Um die Mitte des 18. Jh. wurde die Innenausstattung weitgehend im Rokokostil erneuert. 1765 erbte Kaiser Josef II das Gebäude und verkaufte es an Franz Ulrich Fürst Kinsky. Von 1855 bis 1911 befand sich das Palais im Besitz der Grafen Buquoy-Longueval. Sie ließen das Innere neuerlich, diesmal im Stil des zweiten Rokokos verändern. Die Fassaden wurden von Friedrich Flohr für Georg Graf Buquoy-Longueval dem Zeitgeist angepasst. Zwischen 1918 und 1945 hatten im Kaiserhaus mehrere Versicherungen ihren Hauptsitz. 1962/63 erfolgte ein nicht sehr einfühlsamer zweigeschossiger Dachausbau durch den Architekten Josef Becvar. Heutiger Eigentümer ist die Donau-Finanz AG.

Das frühbarocke Palais hat in der Wallnerstraße seine breit gelagerte Schauseite. Sie stammt weitgehend aus dem Jahr 1846. Ihr hohes genutetes Sockelgeschoß bezieht auch den ersten Stock optisch ein. Darauf folgt die glatte Oberzone. Über dem schlichten dritten Stock trennt ein Kranzgesims den Altbau vom nicht sehr geglückten zweistöckigen Dachausbau. Dahinter flankieren drei weitere Trakte einen Innenhof. Er ist durch zwei asymmetrisch angeordnete Korbbogenportale zugänglich. Ein Wandbrunnen ist mit einer Löwenmaske geschmückt. Im Hintergrund liegen die einstigen Stallungen. In der Beletage hat sich eine Enfilade erhalten, die Rokoko-, Empire- und neoklassizistische Ausstattungselemente, aber auch altdeutsche Formen und solche des Zweiten Rokokos zeigt. Einige Räume entstanden nach Entwürfen von Benedict Henrici 1797. Bemerkenswert ist der Festsaal mit seinen Stuckputten und vergoldeten Vasen. Ein Marmorkamin stammt von 1855. Die Supraportengemälde der Salons zeigen spielende und schlafende Putten sowie Blumen- und Früchtestilleben. Ein Salon, der in den Jahren nach 1920 der Providentia Versicherung als Direktionszimmer diente, ist mit einer reichen Stuckkassettendecke ausgestattet. Der Altar der ehemaligen Kapelle befindet sich heute in Kranichberg.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Wallnerstraße 3

Besichtigung: Das Gebäude dient als Bürohaus und kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


02.09.2002