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St. Peter in der Au - Haghof


Der Haghof wird auch als St. Peterer Urhof bezeichnet, da er vermutlich bereits vor dem Schloss und der Marktgründung existierte. Ursprünglich gehörte er zur Bambergischen Hofmark Haag. Hier saßen die Pauzzen von Wiesenbach als Vasallen und Vögte des Bistums. Auf Grund der Verhängung der Reichsacht über Bischof Eckbert von Bamberg fiel der Besitz 1209 an Herzog Leopold VI. Ab 1252 wohnten hier die Vögte der landesfürstlichen Herrschaft. 1384 wird ein Gut Haghof urkundlich erwähnt. 1418 verkaufte Georg Hager den nicht nach ihm sondern nach der bischöflichen Hofmark Haag benannten Ansitz an den Steyrer Bürger Friedrich Goldschmit. Danach sind die Besitzverhältnisse zeitweise unklar. Während der meisten Zeit des 16. Jahrhunderts befand sich der Hof im Besitz der Familie Haunolt, doch wird um 1543 ein Ritter Jörg von Perckheim als Kurzzeitbesitzer genannt. 1577 kaufte Katharina Seemann von Mangern, deren Gatten die Pfandherrschaft St. Peter in der Au gehörte, den „Adelssitz Haghoff“ von Jacob Israel Stöckhl. Der damit verbundene Grundbesitz war umfangreicher als jener, der damals zum Schloss gehörte. Er blieb bis ins 20. Jahrhundert mit der Herrschaft St. Peter vereinigt. Deren Pfleger nützten ihn als Wohnsitz. Wilhelm Seemann von Mangern, der zur Zeit des niederösterreichischen Bauernaufstandes von 1596/97 Herrschaftsinhaber war, nannte sich ab 1609 Freiherr zu St. Peter und Haghof. So ist es auch auf seiner Grabplatte vermerkt. Von 1682 bis 1845 gehörte der Haghof mit der Herrschaft den Grafen bzw. Fürsten Windischgraetz. Nachdem der Ansitz 1695 durch Blitzschlag abgebrannt war, blieb er 14 Jahre lang ohne Dachstuhl bevor er renoviert und umgebaut wurde. Letzte adelige Eigentümer waren die Grafen Segur-Cabanac. Ihnen gehörte St. Peter bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Danach ging er in das Eigentum der Gemeinde über. Von 1956 bis 2001 war der Haghof Sitz der Bezirksbauernkammer und einer landwirtschaftlichen Fortbildungsschule. Nach seiner Renovierung wurden die Innenräume vermietet.

Der Haghof liegt freistehend am oberen Marktplatz im Zentrum des Ortes. Der stattliche dreigeschossige Bau ist mit einem hohen Krüppelwalmdach gedeckt. Seine dicken Mauern deuten eine Errichtung im Mittelalter an. Der im Westen angebaute turmartige Baukörper weist eine Dachterrasse auf, um die eine Balustrade läuft. Er dürfte erst beim Umbau des Jahres 1709 angefügt worden sein. Wie der Merian-Stich von 1649 zeigt, war die östliche Giebelseite damals mit zwei runden Flankierungstürmen mit Zwiebelhelmen versehen. Heute ist nur mehr der Südostturm – wenn auch verändert – erhalten. Er reicht nicht bis zum Boden, sondern sitzt auf einem schmalen Rundsockel auf, wobei ihm zusätzliche Konsolen einen besseren Halt geben. Während die Mauern des Ansitzes ansonsten glatt verputzt sind, zeigt er sein aus sorgfältig bearbeiteten Steinquadern bestehendes Mauerwerk. Vor seinen offensichtlich später vergrößerten Fenstern sind qualitätvolle Rokokogitter angebracht. Die Windfahne am blechernen Zeltdach läuft in einen Halbmond aus und erinnert damit an die österreichischen Siege in den Türkenkriegen. Der Turm stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Die fensterarme Hauptfassade im Süden ist mit einem großen Relief geschmückt, das eine Bauernfamilie darstellt. Es wurde 1957 von Otto Köhler für die Bezirksbauernkammer geschaffen. Die Innenräume sind um einen Mittelflur angeordnet. Sie weisen in den unteren beiden Geschossen Tonnen- und Kreuzgratgewölbe aus dem späten 16. Jahrhundert auf, während sie im obersten Stock Flachdecken zeigen. Im Norden schloss an den Haghof eine große hufeisenförmige Meierhofanlage an, doch ist diese nicht mehr erhalten.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 20 km südwestlich von Amstetten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.09.2007