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Grein - Greinburg


Während der Ort Grein bereits im landesfürstlichen Urbar der Babenberger als Marktort genannt wird, entstand die Greinburg relativ spät. Kaiser Friedrich III verkaufte die Herrschaft 1488 an seine Günstlinge und Geldgeber, die Brüder Siegmund und Heinrich Prüschenk, die bald zu Reichsfreiherren von Stettenberg und dann zu Grafen von Hardegg aufstiegen. Er gab ihnen auch die Erlaubnis zur Errichtung des Schlosses, für das 1491 der Grundstein gelegt wurde. Obwohl es noch bewehrt war, verzichtete man bereits auf die Attribute einer mittelalterlichen Burg, wie Bergfried, Palas oder Zwinger. Die Wohn- und Verwaltungsfunktionen lagen eindeutig im Vordergrund. Man bezeichnet die Greinburg daher auch als den ersten Schlossbau auf österreichischem Gebiet. Aus den erhaltenen Abrechnungen geht hervor, dass zeitweise bis zu 100 Steinmetzen auf der Baustelle tätig waren. Als Baumeister vermutet man Hans von Cöllen aus Meißen. 1495 später war der Bau im Wesentlichen vollendet. Die Ausstattung des Inneren dürfte aber wohl länger gedauert haben. Das Schloss wurde zuerst Stettenfels und Heinrichsburg, ab 1533 aber Greinburg genannt. In diesem Jahr wollte Julius Graf Hardegg die Herrschaft an das Hochstift Passau verkaufen, doch untersagte der Kaiser den Handel, da ihm die Macht der Passauer Bischöfe ohnehin bereits suspekt war. Schließlich erwarb noch im gleichen Jahr der kaiserliche Rat und Burgvogt von Enns, Johann Leble (Löbl) die Greinburg. 1594 zählte diese zu den verteidigungsfähigen Fluchtburgen des Machlandes. Von Anfang an war mit ihr ein Landgericht verbunden.

1621 wurde der Besitz an den Grafen Leonhard Helfrich von Meggau veräußert. Er führte einen tiefgreifenden Umbau durch. Bei dieser Gelegenheit wurden die noch vorhandenen Verteidigungsanlagen geschliffen. Auch das sog. Theater, der Rittersaal und die Schlosskapelle gehen auf ihn zurück. Graf Meggau war Obersthofmarschall Kaiser Ferdinands II und damit einer der mächtigsten Männer im Reich. Er war in der Zeit der Gegenreformation ein entschiedener Kämpfer für die Rekatholisierung Oberösterreichs. Seine Tochter Anna brachte die Greinburg 1644 in die Ehe mit Ludwig Sigmund Graf Dietrichstein ein. 1700 erwarb Graf Oktavian Karl von Cavriani die Herrschaft, gab sie aber bereits 1709 an den Grafen Franz Ferdinand von Salburg und Prandegg weiter. Nachdem sie 1810/11 nochmals für einige Monate der Familie Dietrichstein gehört hatte, kaufte sie der Heereslieferant und Bürgermeister von Hainburg Michael Fink. Das Schloss wurde während der Franzosenkriege in den Jahren 1797, 1809, 1811 und 1814 jeweils als Militärspital verwendet. 1823 erwarb Herzog Ernst I von Sachsen-Coburg-Saalfeld, der sich ab 1826 von Sachsen-Coburg-Gotha nannte, die Herrschaft Grein mit der Greinburg. Er hatte sich in den Kämpfen gegen Napoleon als Kavallerie-General und Korpskommandant der preußischen Truppen ausgezeichnet. Am Wiener Kongress erhielt er für seine Verdienste umfangreiche Besitzungen im Gebiet des heutigen Saarlandes zugesprochen. 1834 verkaufte er dieses „Fürstentum Lichtenberg“ an Preußen und verwendete große Teile des Erlöses für den Ausbau des österreichischen Besitzes des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha.

Die Greinburg wurde im Inneren komplett neu eingerichtet. Der englische Einfluss ist dabei unverkennbar. Dieser manifestiert sich auch im nach 1827 angelegten Landschaftspark mit seinen alten Bäumen. Im 19. Jahrhundert gewann die Familie Sachsen-Coburg europäische Bedeutung. Ihr entstammten die Königshäuser von England, Belgien, Portugal und Bulgarien. Auch Kronprinz Rudolf von Österreich war mit einer Coburgerin verheiratet. Für kurze Zeit war auch die englische Königin Victoria Miteigentümerin des Schlosses. Im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts kam es zu etlichen Veränderungen des Gebäudes im Stil des Historismus. Obwohl es 1945 teilweise ausgeplündert und von der russischen Besatzungsmacht als Deutsches Eigentum eingezogen wurde, geben die Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha\\\'schen Festräume auch heute noch einen guten Eindruck der fürstlichen Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. 1958 wurde die Greinburg der Familie Sachsen-Coburg wieder zurückgestellt. Mittlerweile wurde sie in eine Familienstiftung eingebracht. In den Jahren 1976 bis 1990 kam es zu einer umfangreichen Generalrestaurierung und Modernisierung des Schlosses. 1983 wurde im Erdgeschoß des Ostflügels wieder das alte Herrschaftsarchiv eingerichtet. Dabei kam unter dem Putz die Rötelzeichnung einer Galeone aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein. Im Westflügel hat sich die Forstverwaltung etabliert. Die Greinburg ist eines der besterhaltenen Schlösser des Landes. Sie wird auch heute noch von Mitgliedern der Familie bewohnt. In ihr ist neben dem Familienmuseum, den Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha\'schen Festräumen auch das Oberösterreichische Schifffahrtsmuseum untergebracht. In den Sommermonaten finden im Arkadenhof bzw. im Rittersaal Konzerte statt.

Das Schloss liegt auf dem „Hohenstein“ genannten Felsen über der Stadt Grein und der Donau. Eigentlich sind es zwei Gebäudekomplexe, da auch die dreiflügeligen vorburgartigen Wirtschaftsbauten herrschaftlich ausgebaut sind und eine beträchtliche Größe haben. Der heutige Eindruck des aus der Zeit um 1500 stammenden, vier- bis fünfgeschossigen Hochschlosses wird durch die Umbauten des Grafen Meggau bestimmt, doch kann man an seinen ca. 2,5 m dicken Außenmauern noch die spätgotische Burg erkennen. Die Greinburg ist ein mächtiges viergeschossiges Gebäude, dessen vier Flügel einen rechteckigen Hof umfassen. Die einzelnen Trakte sind mit hohen Walmdächern gedeckt. An den Flügeln springen fünf unregelmäßig angeordnete, polygonale Türme nach außen vor. Aus ihnen konnten die langen Wandflächen dazwischen mit Feuerwaffen bestrichen werden. Sie waren ursprünglich als dachlose Wehrtürme konzipiert, dürften aber spätestens beim Renaissanceumbau gekappt und mit Dächern versehen worden sein. Der Eintritt erfolgt im Norden durch den wuchtigen fünfeckigen Torturm vom Ende des 15. Jh. Er reckt den Besuchern seinen Kiel entgegen und ist durch ein gotisches Portal zugänglich. Sein abgewinkelter Eingang sollte einen direkten Beschuss durch das Tor verhindern. Vier Wappensteine erinnern an die vergangenen und jetzigen Besitzer. Eine 26 m lange, von einem Zellengewölbe überspannte Halle gibt den Blick in den dahinter liegenden Innenhof frei. Er ist 36 m lang, 20 m breit und an drei Seiten mit prachtvollen dreigeschossigen Arkaden versehen. Diese wurden im 17. Jahrhundert den Hofwänden vorgelagert. Die Bögen ruhen auf schlanken toskanischen Säulen. Bei großen Festlichkeiten erfüllte der Hof die Funktion eines großen Festsaales. Die Wände hinter den toskanischen Säulen sind mit Jagdtrophäen geschmückt. Die Mitte des Hofes ziert ein flaches Becken mit einem Springbrunnen aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. In seinem Nordosteck steht ein alter Ziehbrunnen, dessen Winde noch original ist.

Ein Raum im Erdgeschoß ist mit einem prächtigen spätmittelalterlichen Zellengewölbe versehen, das in Österreich einzigartig ist. Es wurde vermutlich von Meister Hans von Cöllen aus der Bauhütte der Albrechtsburg in Meißen geschaffen. In jenem Flügel, der der Donau zugewandt ist, liegt im Untergeschoß ein 16 x 7 m großer Renaissancesaal mit Tonnengewölbe. Es handelt sich dabei um eine typische Sala terrena, die hier aber „Steinernes Theater“ genannt wird. Sie ist ein wichtiges Beispiel für die manieristische Grottenkultur in Österreich. Ihre Wände und die gewölbte Decke sind vollständig mit einem Mosaik aus Donaukieseln bedeckt, die Wappen, Figuren, Architekturelemente sowie Blumen und Bäume bilden. Die Raumausstattung wurde von Graf Leonhard Helfrich von Meggau um 1630/40 veranlasst. Sein Wappen ist an der Decke abgebildet. Die kleine querovale Grotte in der Mitte der Nordseite war einst mit Wasserspielen ausgestattet. Von ihrer Decke hängen imitierte Tropfsteine. Die Wände sind mit Kalksinterbrocken, Muscheln und farbigen Kieselsteinen bedeckt. Die Sala terrena wurde erst 2001 restauriert und sollte noch etwas Patina ansetzen. Vom Arkadenhof führt eine spätmittelalterliche Spindeltreppe in den ersten Stock. Der „Kleine Rittersaal“ ist heute Teil des Oberösterreichischen Schifffahrtsmuseums. Seine Decke ist mit frühbarocken Stuckdekorationen geschmückt. Der riesige „Große Rittersaal“ (30 x 16 m) nimmt fast den gesamten Südtrakt ein. Er ist 14 m hoch und reicht durch zwei Geschosse, so dass er mit Recht als größter gewölbter Renaissance-Saal Österreichs gilt. Drei hohe gekuppelte Fenster mit darüber liegenden Ochsenaugen erhellen den etwas rustikalen Raum und beleuchten die großen Porträts und Landschaftsbilder aus dem 17. Jahrhundert, die an den Wänden hängen. Unter anderem sind hier sämtliche Habsburger-Herrscher von König Rudolf I (gest. 1291) bis Kaiser Ferdinand II (gest. 1637) sowie verschiedene kaiserliche Feldherren abgebildet.

Vom Rittersaal aus gelangt man durch eine reich verzierte Doppeltüre in die schmale Schlosskapelle des Südwestturms. In geöffnetem Zustand kann man an der Türe in verschiedenen Gemälden die Geschichte des Hl. Leonhard, des Namenspatrons des Grafen Meggau, nachvollziehen. Im Gebälk erkennt man das Wappen des letzteren. Bemerkenswert ist die große gemalte Supraporte. Die allegorischen Figuren Glaube, Liebe und Hoffnung begrenzen einen ebenfalls gemalten Sprenggiebel. Der qualitätvolle manieristisch-frühbarocke Marmoraltar aus der Zeit um 1625 zeigt in Kalksandstein-Reliefs Szenen aus der Weihnachtsgeschichte. Zwei rot gesprenkelte Steinsäulen begrenzen den Mittelteil. In ihm wird die Anbetung der Hirten dargestellt. Im dritten Geschoß liegt das Fürstenzimmer, auch Jagdzimmer genannt, das von einer hölzernen Kassettendecke und einem schönen Kachelofen geprägt wird. Zu den Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha\'schen Festräumen gehört auch das Wappenzimmer im zweiten Obergeschoß des Nordostturmes. Es ist mit einem spätmittelalterlichen Netzrippengewölbe (Ende 15./Anfang 16. Jh.) ausgestattet. Seine Schlusssteine zeigen die Wappen der im Herzogtum Coburg aufgegangenen Grafschaften des Herzogtums Sachsen. Dieser Raum dürfte ursprünglich als Kapelle gedient haben. Die Einrichtung der Fürstenzimmer wurde nach den Devastierungen der Besatzungszeit durch prächtige Möbeln und Gemälde aus dem Privatbesitz der herzoglichen Familie ergänzt. Der Südsaal wurde 1985/87 unterteilt. Im Jagdzimmer steht ein bunt ornamentierter Renaissance-Kachelofen. Das Hochschloss ist allseits von Basteien und einem gepflegten Park umgeben. Im Nordwesten liegt etwas unterhalb des Hauptgebäudes der von wuchtigen, dreigeschossigen Gebäudeteilen umschlossene Wirtschaftshof. Er war vom Schloss durch einen Graben getrennt, der später zugeschüttet wurde. Der Meierhof ist nicht öffentlich zugänglich, da hier private Wohnräume der Eigentümer liegen. Wie auch das Schloss gehen die Wirtschaftsbauten im Kern noch auf das späte 15. Jahrhundert zurück, wurden aber nach 1621 stark ausgebaut. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden sie weiter verändert. An der dem Schloss abgewandten westlichen Eingangsseite fällt ein rundbogiges Renaissanceportal mit Schlussstein und gesprengtem Giebel auf. Im Hof der Wirtschaftsbauten stehen zwei an die Hausmauer angebaute Brunnen mit steinernen Figuren aus dem 17. Jahrhundert. Sie stellen einen Fischer und eine Wäscherin dar.

Lage: Oberösterreich/Donautal – oberhalb des Städtchens Grein

Besichtigung: vom 01.05. bis 26.10. täglich von 09.00 bis 17.00 / Schlossführungen jederzeit nach Anmeldung (+43(0)7268-7007-18) möglich.

Homepage: www.schloss-greinburg.at


Weitere Literatur:


30.08.2007