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Einödhof


Zu Beginn des 12. Jahrhunderts befand sich das herrschaftliche Gut im Besitz der Eppensteiner. Als diese ausstarben, übernahmen es die steirischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Traungauer. Sie gaben es als landesfürstliches Lehen an die Familie Pfaffendorf, die zu ihren Ministerialen gehörte, weiter. 1150 schenkte Chuniza de Phavendorf den Hof dem Stift Admont. Er wurde damals noch Lobenich genannt und erhielt erst später den Namen Einöd, als der Zehent von Chieneinode bei Kraubath hierher verlegt wurde. Die ritterlichen Dienstmannen, die für das Stift das Gut verwalteten, nannten sich alle „de Ainode“. Die Herren von Wildon fühlten sich als Erben der Eppensteiner und errichteten 1250 auf landesfürstlichen Grund einen eigenen Wehrbau. Als Herzog Albrecht I die Schenkung des Gutes an Admont bestätigte, mussten die Wildoner ihren Hof an das Stift gegen einen Ersatz der Baukosten abtreten. 1287 übergab Abt Heinrich II den Hof an Herzog Albrecht. Dieser entschädigte damit die Herren von Lobming für ihre Dienste im Kampf gegen den Erzbischof von Salzburg. Der Wehrhof war eine wichtige Sperre der Ebene zwischen Mur und dem Bergland. Die Lobminger saßen hier fast 90 Jahre lang als Lehensnehmer, aber auch als Pfandherren. 1375 löste Admont den Hof wieder aus. Er war aber nach wie vor landesfürstliches Lehen. Doch gelang es dem Stift, dieses 1413 in freies Eigen umzuwandeln.

1420 tauschte Admont den Einödhof mit Hans Kainacher gegen zum Stift näher gelegene Güter. Bei dessen Familie blieb Einöd nun fast zwei Jahrhunderte lang. Das Gut wurde meist verpachtet. Später wohnten Verwandte der Kainacher dort. In dieser Zeit wurde der Hof zum Schloss ausgebaut. 1609 verkaufte Christof von Kainach auf Grund seiner hohen Schulden die Herrschaft an seinen Nachbarn Hans Jakob Zach. Dessen Sohn Sigmund Friedrich war als Protestant 1629 gezwungen, die Steiermark zu verlassen. Er verkaufte seine Güter an Christof Adam von Teufenbach. Dieser nahm zwar größere Investitionen vor, doch verkaufte bereits sein Sohn Ferdinand Heinrich den Hof an Hans Balthasar Graf Galler. 1746 veräußerte Karl Ernst Graf Galler den Ansitz, der kaum von seiner Familie bewohnt worden war, an Thomas Reicher. Die Herrschaft behielt er jedoch. Sie ging 1774 in Konkurs und kam dann an eine Gräfin Attems, auf die die Grafen Wurmbrand und die Freiherren von Sessler folgten. Ende des 19. Jahrhunderts gelangte das Schloss in bürgerlichen bzw. bäuerlichen Besitz. Die Eigentümer waren aber am Erhalt des Schlosses nicht interessiert. Bis 1945 war der zweistöckige Nordtrakt noch bewohnt, musste aber dann wegen der großen Bauschäden aufgegeben werden. Der derzeitige Eigentümer, Ing. Franz Zanger, versucht, einen finanzkräftigen Investor zu finden, der die Ruine saniert.

Der Einödhof liegt am rechten Murufer, am Rande des südlichen Aichfeldes, unweit von Knittelfeld. Sein turmartiger Haupttrakt lässt erkennen, dass der einstige Ansitz aus einem alten Wohnturm entstanden ist. Der dreistöckige Bau umschloss gemeinsam mit zwei zweistöckigen Nebentrakten hufeisenförmig einen kleinen Hof. An der vierten Seite befanden sich Wirtschaftsgebäude, die aber längst verfallen sind. Der äußere Torbau wurde einst von einem Turm geschützt, doch ist dieser nicht mehr vorhanden. Daneben lag die St. Blasius-Kapelle. An einer Hofmauer war eine Sonnenuhr aufgemalt. Sie zeigte das Wappen der Teufenbacher. Die einzelnen Gebäude gerieten vor allem im 20. Jahrhundert mangels Pflege in Verfall. Ein Großteil der Bauten musste wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Am besten erhalten ist noch der viergeschossige Wehrturm, da sein Dachstuhl 1975 generalsaniert und mit alten Biberschwanzziegeln gedeckt wurde. Seine beiden ersten Geschosse sind mit Kreuzgewölben aus dem 17. Jahrhundert versehen. Vom an den Turm anschließenden Wohngebäude steht nur mehr eine Außenmauer. Kunsthistorisch interessant sind ihre steinernen Fenstereinfassungen mit Renaissancemotiven im ersten Obergeschoß. Die umfangreichen Keller sind meist verfallen und verschüttet. Der breite Graben, der den Ansitz umgab, ist heute eingeebnet. Die ehemalige Wehrmauer ist nur mehr in Resten erhalten. Sie umschloss auch einen kleinen Garten.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 3 km südlich von Knittelfeld

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich

Homepage: www.einoedhof.at


Weitere Literatur:


29.08.2007