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Prandegg


Das Gebiet um Prandegg wurde 853 vom Grenzgrafen Wilhelm dem Kloster St. Emmeran in Regensburg geschenkt. 1287 heiratete Elisabeth Pranter den Leutwin von Sunnburg. Sie erhielt von ihrem Vater, Ruger der Pranter, die halbe Burg Prandegg. Dieser wurde bereits 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Die Herrschaft gehörte zur Hälfte dem Bistum Regensburg, das sie seinem Ministerialen Pranter als Lehen überlassen hatte. Die andere Hälfte war ein landesfürstliches Lehen. Der Name Pranter weist darauf hin, dass einer seiner Träger sich durch Brandrodung Verdienste um die Kolonisierung des Landes erworben hatte. 1298 hatte Prandegg bereits drei Herren: Ulrich von Kapellen und Haug von Reichenstein teilten sich das regensburgische Lehen während Wernhard von Rußbach die landesfürstliche Hälfte besaß. Bis 1352 konnten die Herren von Kapell die einzelnen Anteile wieder vereinen. Sie bauten die Burg nach Südosten hin aus und behielten die Herrschaft bis 1422, gaben sie aber 1368 als Afterlehen an Georg Tannbeck weiter. Eberhard von Kapell hatte sie 1422 seinen Töchtern, die mit Georg von Dachsberg bzw. Heinrich von Liechtenstein verheiratet waren, vererbt. Da Christoph von Liechtenstein auf der Seite des ungarischen Königs Matthias Corvinus stand und gegen Kaiser Friedrich III kämpfte, ließ dieser 1492 seinen Hälfteanteil konfiszieren. 1522 wurde die Familie Walchen von Arbing mit diesem landesfürstlichen Anteil belehnt. Sie hatte bereits 1497 die andere Hälfte der Herrschaft erworben.

Hilleprant Jörger kaufte 1557 Prandegg. Es gelang ihm die bisherige Lehenshoheit der Passauer Bischöfe für deren Hälfteeigentum durch Zahlungen abzuschütteln und die Herrschaft durch Zukäufe auszubauen. Der bescheidene Wehrbau der Pranter hatte sich bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts bereits zu einer der wehrhaftesten Burgen des Landes entwickelt, die in Krisenzeiten auch der umliegenden Bevölkerung Schutz bot. Prandegg wurde jedoch nie angegriffen. 1591 wurde die Burg zum Sitz eines Landgerichtes. Die Jörger wohnten meist hier oder auf dem 1607 erworbenen Schloss Zellhof. 1631 musste der Protestant Ferdinand Jörger seinen gesamten Besitz an Gottfried von Scherffenberg verkaufen. Dessen Witwe heiratete 1636 Heinrich Reichard von Starhemberg, der Prandegg 1642 an Siegmund von Salburg veräußerte. Damals wurde die Burg auch von der landesfürstlichen Lehenschaft befreit. Die Salburger betrieben auf Prandegg eine Brauerei, wohnten aber nicht hier. Die Herrschaft blieb bis 1811 im Familienbesitz, als sie durch Erbschaft an Josef Carl von Dietrichstein geriet. Die Burg war aber bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlassen worden, was ihren Verfall zur Folge hatte. 1786 wurde sie bereits als Ruine bezeichnet. 1817 kaufte der Armeelieferant Michael Fink Prandegg und veräußerte es 1823 an den Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha. 1945 hatte die russische Besatzungsmacht sämtliche Besitzungen der Herzöge im Mühlviertel als deutsches Eigentum konfisziert. Die Ruine und der dazugehörige Waldbesitz befinden sich seit 1958 wieder im Besitz der herzoglichen Familienstiftung. Um die Sicherung und Erhaltung kümmert sich seit 1964 ein örtlicher Burgverein.

Mit einer Fläche von etwas mehr als 2.435 m² und einer Länge von 150 m zählt Prandegg zu den größten Burgruinen Oberösterreichs. Durch den nach zwei Seiten steil abfallenden, schmalen Felsriegel, auf dem die langggestreckte Burg erbaut wurde, hatte sie einen guten natürlichen Schutz. Vor dem äußeren Burgtor liegt ein aus dem Fels gearbeiteter Halsgraben, der mit einer Holzbrücke überquert werden konnte. Reste eines Brückenpfeilers sind noch erhalten. In der etwas tiefer als die Hauptburg liegenden Vorburg befindet sich ein dreigeschossiger Getreidespeicher aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen der Vor- und der Hauptburg sperrten eine Schildmauer sowie der Bergfried den weiteren Zugang. Letzterer ist ein mächtiger, 23 m hoher Rundturm, der Ende des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf gewachsenem Fels erbaut wurde. Sein Durchmesser beträgt etwa 12 m, wobei die Mauern ca. 4 m stark sind. Der Bergfried dient heute als Aussichtsturm. Sein Inneres ist noch heute nur über den in 7 m Höhe gelegenen Hocheinstieg erreichbar. Es wird nur von wenigen Lichtschlitzen erhellt. Die Konsolen eines hölzernen Wehrganges sind noch vorhanden. Im dahinter liegenden Torbau ist der Raum des Torwärters noch gut erhalten, während das Gewölbe teilweise eingestürzt ist. Die den anschließenden Hof umgebenen Bauten liegen in Ruinen. An seiner Nordseite befanden sich die Wirtschaftsbauten, während die Wohnbauten an der Südseite lagen. Sie wurden aus örtlich gewonnenen Bruchsteinen errichtet. Für die Tür- und Fenstergewände wurde Granit verwendet. Stellenweise hat sich noch der originale Verputz mit Resten seiner Bemalung erhalten. Durch einen Rundbogen in der 3,4 m dicken Tormauer gelangt man in die nur 340 m² umfassende spätromanische Altburg im Nordwesten der Anlage. Sie wurde im 12./13. Jahrhundert an der höchsten Stelle des Burgfelsens errichtet. In dem kleinen, aus dem Fels herausgemeißelten Hof liegt der spitzbogige Eingang zur einst zweigeschossigen Burgkapelle (14. Jh.). Sie ist an ihrer Sakramentnische und den Ansätzen des Kreuzrippengewölbes erkenntlich. Etwas unterhalb der Vorburg liegt der Meierhof. Er war im 19. Jahrhundert bereits so verfallen, dass er 1854 abgetragen und erneuert werden musste.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 17 km nordöstlich von Pregarten

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


23.08.2007