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Gleiss


In einer Urkunde des Königs Otto III aus dem Jahr 993 wird der Ort Gleiss unter der Bezeichnung Gluzengisazi erstmals genannt. Eine erste Burg dürfte um 1050 zur Sicherung des eben gerodeten Gebietes errichtet worden sein. Um 1100 gehörte die Grafschaft Gleiss dem Grafen Gero von Seeburg. 1116 wurde hier sein Sohn Graf Wichmann von Seeburg-Gleiss geboren, der von 1152 bis 1192 Erzbischof von Magdeburg und dazwischen auch Kanzler des Kaisers Friedrich I Barbarossa war. Er dürfte die Gegend um seinen Geburtsort dem Bistum Passau geschenkt haben. Da die Burgkapelle von Gleiss dem Hl. Blasius geweiht war, gibt es aber auch Vermutungen, dass die Herrschaft zumindest eine Zeitlang dem Stift Seitenstetten gehört hat. Unter den Passauer Bischöfen wurde Gleiss vorerst von Burggrafen verwaltet, die sich meist auch danach nannten. Im 13. Jahrhundert wurde Gleiss als Hofmark bezeichnet. Es verfügte auch bereits über ein eigenes Landgericht. Um 1297 ging die Herrschaft als Lehen an Leutold von Kuenring. Seine Tochter Anna gab 1345 eine Erbverzichtserklärung ab. 1459 befand sich Gleiss im Besitz des Wolfgang von Wallsee. Er verkaufte es damals an Georg Gailspecker. Dessen Witwe überließ die Hofmark Siegmund von Eitzing. 1500 ist Oswald Schirmer, 1542 Hans Freiherr von Hofmann und 1575 Gottfried von Scherfenberg nachweisbar. Von dessen Nachfolger Daniel Strasser wird berichtet, dass er ein militanter Protestant war und die Wallfahrer zum nahen Sonntagsberg belästigt haben soll. Seine Enkelin Maria Magdalena brachte Gleiss Wolf Christian Geyer von Osterburg in die Ehe mit. Von 1665 bis um 1700 besaßen die Fürsten Montecuccoli die Herrschaft. Durch Heirat gelangte diese dann an die Grafen Orsini-Rosenberg. Die Familie behielt Gleiss mit einer Unterbrechung von 1718 bis 1760, als es den Freiherren von Hohenegg gehörte, bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Das prächtige Schloss, das von den Türken nicht eingenommen werden konnte, wurde 1806 von den Franzosen niedergebrannt und danach nicht mehr aufgebaut. 1913 wurde Rudolf Freiherr von Drasche-Wartinberg Eigentümer der Ruine. 1934 ging diese mit dem Gut an die Kärntner Montanindustrie über.

Obwohl die Bundesstraße Amstetten – Waidhofen unmittelbar an der Ruine vorbeiführt, ist sie sogar vielen Bewohnern der nächsten Umgebung unbekannt. Sie liegt auf einem dicht bewaldeten Felssporn über dem rechten Ufer der Ybbs, der an drei Seiten steile Abbrüche aufweist. Im Süden wird sie aber durch die benachbarte Siedlung überhöht. Der Wehrbau hatte einst - bedingt durch die Ybbs und einen künstlichen Flussarm – den Charakter einer Inselburg. Dieser Arm ist längst trocken gelegt, doch ist der Graben noch bis zu 12 m tief. Wer den prächtigen mehrgeschossigen Schlossbau am Vischer-Stich von 1672 betrachtet, wird vergebens eine Ähnlichkeit mit den heute noch vorhandenen spärlichen Mauerresten suchen. Vom einst stattlichen viereckigen Bergfried ist nur ein großer Schutthaufen übrig geblieben. An ihn schlossen sich die Wohngebäude der Kernburg an, doch ist auch von ihnen fast nichts mehr erhalten, da ihre Außenmauern weitgehend abgestürzt sind, was den Zusammenbruch der Gebäude zur Folge hatte. Von der Beringmauer aus dem 13. Jahrhundert ist nur mehr eine etwa 1,3 m starke Mauerecke vorhanden. Im Osten erkennt man noch die Fundamente einer langen Wehrmauer aus dem 14./15. Jahrhundert. Am besten erhalten ist eine mit Kanonenscharten bestückte Außenmauer der Kasematten. Sie ist der jüngste Bauteil des Burgschlosses und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die ehemaligen Wirtschaftsbauten lagen auf einem Plateau oberhalb bzw. südlich der Burg. An ihrer Stelle wurde ab 1895 das Kloster der Schwestern vom göttlichen Erlöser erbaut.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 9 km nördlich von Waidhofen/Ybbs

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


15.08.2007