Der Ort Rudersdorf scheint unter seiner ungarischen Bezeichnung Radofalva 1391 in einer königlichen Urkunde auf. Bis 1380 gehörte er zur Herrschaft Güssing. In Rudersdorf befand sich eine Zollstätte, ein sog. Dreißigstamt, da hier für alle nach Ungarn eingeführte Waren ein Dreißigstel des Wertes an Zoll eingehoben wurde. Um 1750 ließ sich Graf Emmerich Batthyány ein ebenerdiges Herrenhaus mit einem Meierhof errichten. Graf Stephan Batthyány verkaufte beides an Florian Fischer, von dem es eine Gräfin Kornisch erwarb. Sie ließ um 1890 die beiden viereckigen Ecktürme anbauen. Der nächste Eigentümer war General Smrecsányi. Er gab es an einen Leutnant Breiner weiter. Auch der nächste Schlossherr war ein Offizier. Hans Mansfeld richtete im Schloss eine Anstalt für minderbegabte Kinder ein. 1917 erwarben die Kaufleute Karl und Hermann Sattler den Besitz. Nach entsprechenden Umbauten diente das Schlösschen ab 1920 als Betriebsstätte der Textilfabrik Sattler. Später wurde es als Verwaltungsgebäude genutzt. Seit 1990 steht das Schloss leer. Es gab Pläne, es in eine „Second Hand Shopping Mall“ umzuwandeln, doch scheiterte dies an der Finanzierung.
Das Schloss liegt am südlichen Ortsende von Rudersdorf, am Rande eines kleinen Parks. Es ist aus einem Meierhof entstanden. Die zweigeschossige Vorderfront ist vielachsig. Die dreiachsige Mittelpartie wird durch einen einfachen Dreiecksgiebel betont. Das darunter liegende Hauptportal wurde leider in einen völlig unpassenden gläsernen Fabrikseingang verwandelt. Die beiden Ecktürme sind dreigeschossig. Ihre Vorderfronten sind mit historistischem Baudekor reich geschmückt, während die Seitenfassaden völlig schmucklos sind. Die Innenräume haben durch den Fabriksbetrieb jeden Schlosscharakter verloren. Im Park liegt die dem Hl. Kreuz geweihte Gruftkapelle. Sie wurde 1925 in neugotischen Formen erbaut.
Lage: Burgenland/Südburgenland – ca. 3 km östlich von Fürstenfeld
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
13.08.2007