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Gallenstein


Das große Waldgebiet um St. Gallen war noch Ende des ersten Jahrtausends ein deutsches Reichsgut. König Heinrich II schenkte es 1007 dem Erzbistum Salzburg. Erzbischof Gebhard übergab es 1074 dem neu gegründeten Benediktinerstift Admont, das sogleich mit der Rodung und der Kolonisation begann. Zur Sicherung dieses Gebietes bewilligte König Rudolf I 1278 dem Abt Heinrich II von Admont die Errichtung einer Burg. Diese wurde bis 1285 fertig gestellt, so dass sich 1291 Abt Heinrich mit seinen Mönchen und dem Klosterschatz während des Adelsaufstandes gegen Herzog Albrecht vor den einfallenden salzburgisch-bayerischen Truppen hierher flüchten konnte. Nach den Siegen Albrechts konnte das Stift 1292 wieder bezogen werden. Seit dem 13. Jahrhundert war mit der Burg ein ausgedehntes Landgericht verbunden. 1285 wurde der mit Abt Heinrich II verwandte During Grießer als Verwalter der Herrschaft eingesetzt. Da ihm größere Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden, wurde er 1296 verhaftet und einige Zeit eingesperrt. Nach seiner Freilassung ermordete er den Abt Heinrich. Grießer wurde gefangen und in Rottenmann hingerichtet. Auch in der Folge wurden vom Stift auf Gallenstein Burggrafen eingesetzt. Einer von ihnen war Friedrich von Saurau, der 1396 die St. Peter Kapelle neu errichten ließ. Gallenstein war Verwaltungssitz einer riesigen Herrschaft, die dem östlichen Drittel des heutigen Bezirkes Liezen entsprach. 1467 brannten große Teile der Burg ab, doch ließ sie Abt Johann III mit Hilfe der Robotleistungen seiner Bauern rasch wiederherstellen. 1471 schlug der Verwalter Hans von Trautmannsdorf mit seinen Untertanen einen gegen das Stift Admont gerichteten Bauernaufstand nieder. Aus Dank dafür wurden den Bauern von St. Gallen ein Teil ihrer Abgaben erlassen.

Während der Ungarnkriege machte sich Abt Anton I die allgemeine Verwirrung im Land zu Nutze und veruntreute einen Teil des Klosterschatzes. Nachdem er 1492 auf der Flucht verhaftet wurde, sperrte man ihn im Turm von Gallenstein ein. Er lebte dort zwar relativ komfortabel im „Herrenzimmer“, starb er dort aber noch im gleichen Jahr. Gallenstein konnte seine Aufgabe als Fluchtburg für die Admonter Benediktiner stets erfüllen. Es wurde nie ernsthaft bedroht. Im Bauernkrieg von 1525 zog sich Abt Georg von Stainach mit seinem Konvent und den Stiftsschätzen hinter die starken Mauern von Gallenstein zurück. Auch die aus Graz geflüchteten Abgeordneten der steirischen Landschaft hatten hier Zuflucht gesucht. Mit 50 Mann Besatzung und einer ausreichenden Menge an Waffen und Munition war die Burg so gut vorbereitet, dass die Aufständischen keinen Angriff wagten. Das unbewehrte Stift Admont war jedoch ausgeplündert worden. Die Anführer der Aufrührer machten anschließend mit der „Bauernkammer“, dem Verließ im Turm, Bekanntschaft. 1532 konnte der Pfleger von Gallenstein Georg Sebastian von Stainach mit dem Landsturm am Pfaffensteig den Türken eine empfindliche Niederlage beibringen. Um die hohe Türkensteuer aufbringen zu können, verpfändete das Stift Gallenstein schließlich an Georg Sebastian von Stainach. Er und seine Nachfolger legten großen Wert auf eine Instandhaltung der Wehreinrichtungen. 1591 brannten aufrührerische Bauern, die mit den erhöhten Abgaben nicht einverstanden waren, den Meierhof unterhalb des Schlosses nieder. An das gut bewehrte Schloss wagten sie sich aber nicht heran.

1595/97 wurde das Obergeschoß des Roten Turmes neu aufgebaut. 1602 wurden bei einem schweren Unwetter 1216 Fensterscheiben in der Burg zerschlagen. Zwischen 1621 und 1626 wurde die Anlage durch die Baumeister Benedetto und Bartolomeo de la Torre komplett umgebaut. Damals wurden neue Kasematten errichtet, die Brustwehren erneuert bzw. erhöht und im Burghof Arkadengänge vorgebaut. Da es 1626 in Oberösterreich zu neuerlichen Bauernunruhen kam, legte man 120 Schützen in das Schloss. Die Schätze der Klöster Admont, Garsten und Spittal am Pyhrn hatte man vorsorglich hierher gebracht. 1683 wurde der Graue Turm durch Blitzschlag schwer beschädigt. 1727 brannte er während eines Gewitters völlig aus. Während der Franzosenkriege wurde Gallenstein mehrfach geplündert. Wegen der schlechten Erreichbarkeit und der ungesicherten Wasserversorgung wurde die Verwaltung der Herrschaft 1831 auf Antrag des Pflegers Ferdinand Berthold in den Ort St. Gallen verlegt. Das Schloss wurde an den Nagelschmied Josef Langensteiner verkauft. Dieser ließ alles Eisen herausreißen und benützte die Mauern als Steinbruch. Die Burgruine gelangte später wieder an das Stift Admont. Die damit verbundenen Herrschaftswälder waren aber schon 1882 an die Innerberger Hauptgewerkschaft verkauft worden und gelangten 1883 in den Besitz der Alpine-Montan-Gesellschaft. Die Burgruine wurde seit 1968 durch einen örtlichen Burgverein saniert und teilweise etwas zu fantasievoll wieder aufgebaut. Im Sommer finden hier kulturelle Veranstaltungen statt.

Die ausgedehnte Burgruine liegt oberhalb von St. Gallen auf einer Bergkuppe, die nach allen Seiten steil abfällt. Der Platz war gut gewählt, da man von hier aus drei Täler kontrollieren konnte. Der Zugang erfolgt von Süden her. Der vom einstigen Meierhof heraufführende Burgweg passierte zuerst zwei Tore und einen Graben, der von einer Zugbrücke überspannt war. Nach dem kleinen Turm mit dem Torwärterhaus folgten noch zwei Tore bis zum sog. Grauen Turm. Dieser begrenzte im Westen den dreistöckigen Palas. Durch das fünfte Tor gelangt man schließlich in den länglichen inneren Burghof. Hier wartet eine Burgtaverne auf Gäste. Die stark restaurierten Gebäude sind meist aus Tuffsteinquadern erbaut. Es gab zwei Kapellen. Eine stand beim zweiten Tor und die andere befand sich im Weißen Turm. Letztere wurde um 1290 errichtet. Sie war dem Hl. Peter geweiht. An zwei Fenstern haben sich Reste des gotischen Maßwerks erhalten. Der Weiße Turm war ein mächtiger viereckiger Wohnturm, der den äußeren Hof nach Westen hin abschloss. Seine Innenräume sind restauriert. Sie dienen kulturellen Zwecken. Das Erdgeschoß ist durch eine Mittelmauer geteilt und mit einem Tonnengewölbe versehen. Die darüber liegenden Geschoße hatten Balkendecken. Eine einstöckige Wehrmauer mit gedecktem Wehrgang verband die einzelnen Bauten. Im Norden lag ein heute unzugänglicher Hof mit der Zisterne. Im Osten wird die Burg durch den viereckigen Roten Turm geschützt. Er war der eigentliche Bergfried. Das Baumaterial besteht aus regelmäßigem lagerhaften Bruchsteinmauerwerk. Die Kanten sind mit Tuffsteinquadern verstärkt. Auch er ist mit den Wohngebäuden durch eine mit einem Wehrgang versehene Wehrmauer verbunden. An den nördlichen Bereich dieser Mauer waren Wirtschaftsgebäude und Gesindewohnungen angebaut. Im 17. Jahrhundert wurden ihr zwei Basteien vorgelagert, die heute aber nicht mehr vorhanden sind. Hingegen gibt es noch spärliche Reste von der großen Bastion an der Südseite. Gallenstein weist im Wesentlichen vier Bauphasen auf: Aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert stammen der Weiße und der Rote Turm sowie die Ringmauer. Eine Erweiterung im 15. Jahrhundert betraf die Torhalle sowie die Einbauten im Hof. Aus dem 16./17. Jahrhundert stammt das unterste Tor. Schließlich machten aufwändige Restaurierungen und Rekonstruktionen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Ruine wieder eine Burg.

Lage: Steiermark/Ennstal - 18 km südlich von Weyer

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


09.08.2007