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Vestenthal


Vestenthal wird erstmals 1254 erwähnt. Damals schenkte Otto von Steyr sein Gut „in valle“ dem Kloster Gleink. Er hatte es aber zuvor an Conrad von Ritzenwinkel verlehnt, so dass dieser auf sein Lehen verzichten musste, was er auch tat. Allerdings hatte er den Hof als Afterlehen an den Gleinker Mönch, Otto Pistor, weitergegeben. Dieser musste zuerst entschädigt werden. Die Herren von Ritzenwinkel wurden nun Gefolgsleute des Klosters. Sie dürften im Tal eine Veste errichtet haben, die später Vestenthal genannt wurde. Wie eine Eintragung im Lehenbuch der Grafen von Schaumberg beweist, gehörte der Ansitz 1447 diesem Geschlecht. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte Vestenthal an die Familie Flußhardt. Ihre Mitglieder saßen hier über 100 Jahre lang. Unter ihnen wurde der bescheidene Wehrbau gegen Ende des 16. Jahrhunderts in ein Renaissance-Wasserschloss umgebaut. 1662 verkaufte die Erbtochter des Paul Christoph Flußhardt die Herrschaft an den Freiherrn Johann Gottfried von Klamm. Die folgenden Besitzer waren Wolf Maximilian Händl von Ramingdorf (1676), Gottfried Heckelberger von Hohenegg (1682) und Maria Magdalena Gräfin Auersperg (1687). In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte das Schloss der Familie Pernauer von Pernegg. 1756 wurde es an Anton Schmiedtauer von Oberwallsee verkauft. Die nächsten Schlossherren waren 1809 Franz Mauchhardt und 1819 Julius Graf Gilleis. Es folgte die Herrschaft Gleink des Oberennsischen Religionsfonds. Unter der Familie Volpini de Maestri wurde das Schloss 1906 durch den späteren Wiener Dombaumeister Karl Holey im neugotischen und neubarocken Stil erneuert. Es folgten 1910 Bürgermeister Josef Durringer und dann die Familie Heiligmann. Der derzeitige Schlossbesitzer Willibald Backfrieder ließ 1994/95 das Gebäude aufwändig restaurieren und den lange Zeit trockenen Schlossgraben wieder mit Wasser füllen.

Das malerische Wasserschloss liegt ziemlich versteckt in einer Talmulde unweit von Haidershofen. Das rechteckige zweigeschossige Hauptgebäude ist an drei Seiten von einem breiten Wassergraben umgeben. Es ist ein vierflügeliger Baukörper, an dessen Ecken weit vorspringende bastionsartige Rundtürme angebaut sind. Die einst hohen und besonders spitzen Dächer wurden später durch einfachere Kegeldächer ersetzt. Sie erreichen jedoch nicht mehr die Höhe der hohen Walmdächer. Die glatten Wände werden nur durch Putzquaderdekorstreifen zwischen den Fenstern (aus der Zeit nach 1600) vertikal gegliedert. Die spätgotischen Fenstergewände sind abgefast. Im Obergeschoß zeigen die Fenster schöne Schmiedeisenkörbe. Im obersten Geschoß der Türme erkennt man winzige Schlüssellochscharten, die wohl weniger der Verteidigung als der Dekoration dienten. Lediglich die Eingangsfront ist stärker gegliedert. Über dem einfachen rustizierten Renaissanceportal springt ein breiter einachsiger Flacherker mit „Spionen“ an den Schmalseiten vor. Er trägt einen gestuften Halbrundgiebel. Während am Vischer-Stich von 1672 noch ein hölzerner Steg zu sehen ist, der zum Portal und zur Fußgängerpforte führt, gelangt man heute über eine gemauerte Bogenbrücke dorthin. Die Bögen des winzigen Arkadenhofes ruhen im Erdgeschoß auf breiten Mauerpfeilern, während sie sich im Obergeschoß auf abgefaste zierlichen Granitpfeilern stützen. Die dahinter liegenden Arkadengänge zeigen langgezogene Kreuzgratgewölbe. Der mit einem Schmiedeeisen-Baldachin versehene Hofbrunnen stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts. Vor der Gartenseite der Südfront liegt eine Terrasse mit Steinbrüstung und Freitreppe. Im Erdgeschoß des Schlosses finden sich meist kreuzgratgewölbte Räume mit Stichkappen. Die Zimmer des Obergeschosses weisen Flachdecken und vereinzelt Vertäfelungen auf. Sie stammen aus der Zeit um 1595. Die wandfeste Ausstattung ist ansonsten aber weitgehend durch den Ausbau von 1906 geprägt. Nordwestlich des Schlosses liegt ein großer Wirtschaftshof aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Kern ist er jedoch spätbarock.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 7 km nordöstlich von Steyr

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.08.2007