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Losenstein


Losenstein zählt zu den ältesten Burgen Oberösterreichs. Auftraggeber für die Errichtung der Burg waren die Markgrafen von Steyr, die auch als steirische Ottokare bekannt sind. Die wohl um 1150 erfolgte Erbauung fand aber unter einem ihrer Ministerialen statt. 1170 wird ein Ortolf von Losenstein als Zeuge in einer Urkunde erwähnt. Die Burg hatte den Wasserweg der Enns und die daneben verlaufende wichtige Straße Eisenerz - Steyr zu sichern. Auf Grund der Georgenberger Handfeste von 1186 ging auch Losenstein sechs Jahre später von den Ottokaren an den Babenbergerherzog Leopold VI über. Die Burg wurde nun meist als landesfürstliches Lehen vergeben oder von Burggrafen verwaltet. Dietmar von Steyr nannte sich ab 1252 „von Losenstein“. Er gilt als Stammvater dieser Familie, die es bald zu hohem Ansehen und großem Besitz bringen sollte. Mit der Burg war auch ein Landgericht verbunden, das das Gebiet zwischen Traun und Enns umfasste. Der bekannteste Losensteiner ist Sebastian von Losenstein, der sich 1521 beim Linzer Turnier auszeichnete. Die Losensteiner besaßen ihre Stammburg bis zu ihrem Aussterben im 17. Jahrhundert. Allerdings hatten sie ihren Wohnsitz sowie die Verwaltung ihrer ausgedehnten Herrschaften bereits 1362 in das neu erbaute Schloss Losensteinleithen nordwestlich von Steyr verlegt.

Die Burg Losenstein wurde danach nur mehr von Pflegern und Amtmännern bewohnt und gegen Ende des 15. Jahrhunderts völlig verlassen, was ihren baldigen Verfall zur Folge hatte. Zur Zeit der Türkeneinfälle wird sie nicht mehr unter den Fluchtburgen für die zivile Bevölkerung genannt. Am Vischer-Stich von 1674 ist sie bereits als Ruine zu sehen. Da Franz Adam von Losenstein schon in jungen Jahren 1685 an den Folgen eines Duells mit Graf Adam von Kollonitsch starb, erbte sein jüngerer Bruder Franz Anton Graf Losenstein den Besitz. Dieser hatte aber die geistliche Laufbahn eingeschlagen. Er war Dompropst zu Passau und wurde 1690 in den Fürstenstand erhoben. Nach seinem zwei Jahre später erfolgten Tod ging Losenstein an den Fürsten Franz Karl von Auersperg, dessen Vater Johann Weikhard Fürst Auersperg mit Maria Katharina von Losenstein verheiratet gewesen war. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts lebte der Einsiedler Josef Franz Schmid in der Ruine. Sein liederlicher Lebenswandel führte aber dazu, dass er 1763 fortgejagt wurde. Im 19. Jahrhundert benutzten die umliegenden Bauern die noch vorhandenen Mauern als Steinbruch zum Bau ihrer Häuser. 1904 erwarb das Land Oberösterreich die Ruine von der Familie Auersperg. Nach 1969 wurde sie saniert und seither gepflegt. Der von einem Interessenten vorgebrachte Wunsch, sie kaufen und in eine Idealburg nach dem Muster von Kreuzenstein umbauen zu dürfen, wurde aus Denkmalschutzgründen abgelehnt. Seit 1979 dient die Ruine im Sommer jeweils als malerische Kulisse für Burgspiele.

Die Ruine liegt in beherrschender Lage auf einem etwa 60 m hohen Dolomitfelsen über dem Ort und dem Fluss. Sie besteht aus einer etwa 400 m² großen Vorburg und der 2.200 m² umfassenden gotischen Hauptburg. Die Ringmauer der letzteren hat die Form eines gleichseitigen Dreiecks. Der viergeschossige Palas lag in der Westecke der Burg. Er ist an seinen Spitzbogenfenstern im zweiten Stock sowie an einem spätromanischen Zwillingsfenster im ersten Obergeschoß erkenntlich. Vom dritten Obergeschoß haben sich nur mehr Reste erhalten. Die Ruinen eines 15 x 9 m großen Saales mit Fensternischen und –bänken lassen auf eine gewisse Wohnkultur schließen. Im Norden an den Palas angrenzend, erstreckte sich ein kleinerer dreigeschossiger Wohnflügel mit einem hohen gotischen Giebel, der im ersten Stock ebenfalls spitzbogige Fenster zeigt. Vermutlich lag hier die Kapelle. Der Stumpf des mächtigen romanischen Bergfrieds liegt im Süden. Seine fast zwei Meter dicken Mauern deckten den Zugang. Sie sind aber nur mehr bis zur Höhe des ersten Stocks erhalten. Für das hohe alter der Burg spricht das Fehlen eines Zwingers. Die Auffahrt zur Burg wurde von einem deutlich tiefer als die Hauptburg liegenden Vorwerk aus dem 15. Jahrhundert beschützt. Es war mit der Hochburg durch eine Mauer verbunden. Die Scharten des hier befindlichen eckigen Batterieturmes sind bereits teilweise für Feuerwaffen bestimmt gewesen. Anderseits lassen ein gotisches Türgewände sowie ein Abtritterker auf eine ständige Bewohnbarkeit schließen.

Lage: Oberösterreich/Ennstal – ca. 20 km südlich von Steyr

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich

Homepage: www.burglosenstein.at


Weitere Literatur:


05.08.2007