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Arbesbach - Burgruine


Die Rodung und Besiedlung des Arbesbacher Raumes erfolgte durch die Kuenringer im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts. Urkundliche Quellen, aus denen man auf den Zeitpunkt der Errichtung der Burg schließen könnte, gibt es nicht. Man vermutet aber, dass diese zwischen 1185 und 1190 erbaut wurde. Als Bauherr wird Hadmar II von Kuenring vorgeschlagen. Die Feste hatte einen wichtigen Straßenknoten zu sichern, an dem sieben Wege zusammentrafen. Arbesbach war der westlichste Punkt einer inneren Burgenkette, die im Osten bis Gars reichte und Vorstöße der Böhmen auffangen sollte, falls es diesen gelang, die äußere Verteidigungslinie an der Thaya zu durchbrechen. Der Burgturm dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden sein. Es bestand eine Sichtverbindung zu anderen Wehrbauten der Kuenringer, so dass Nachrichten durch Rauch- oder Feuerzeichen bis zur Donau weitergeleitet werden konnten. Auch heute noch reicht bei klarem Wetter die Sicht von der Plattform der Burgruine bis zum Hochschwab und zum Ötscher. Die Kuenringer waren treue Gefolgsleute König Ottokars II. Heinrich III von Kuenring-Weitra war mit einer unehelichen Tochter Ottokars verheiratet. Mit seinem Tod war es auch mit Heinrichs Macht vorbei. Er flüchtete 1280 nach Böhmen. Arbesbach kam nun als freieigener Besitz an die mit den Kuenringern verschwägerten Herren von Falkenberg. Sie behielten die Herrschaft aber nur bis 1291. Als Rapotto III von Falkenberg starb, erbte seine Tochter Margaretha neben anderen Besitzungen auch Arbesbach. Sie war mit Ulrich von Capell verheiratet. Dieser hatte in der Schlacht von Dürnkrut Rudolf von Habsburg tatkräftig unterstützt. Danach wurde der von diesem zum Landrichter und Landeshauptmann in Österreich ob der Enns bestellt.

1326 stellte die im Mühlviertel reich begüterte Familie von Klingenberg den Burgherrn. Die Herrschaft wurde aber bereits 1348 an die auf Rapottenstein sitzenden Herren Eberhard und Wolf von Dachsberg verkauft. Das Stammschloss dieses Geschlechtes lag im oberösterreichischen Hausruckviertel, doch gelang es den Dachsbergern auch in Niederösterreich große Güter zu erwerben. Sie gehörten bald zu den prominentesten Familien des Landes. 1371 teilten sich nicht weniger als fünf Dachsberger die Herrschaften Rapottenstein, Dachsberg, Arbesbach und Antschau. Arbesbach wurde meist von Burggrafen verwaltet. Als Georg von Dachsberg 1423 als letzter seiner Familie starb, erbten seine Enkel Gundaker und Rüdiger von Starhemberg Rapottenstein und Arbesbach. 1456 befand sich letzteres im Alleinbesitz des Rüdigers von Starhemberg. Mit der Burg war von 1277 bis 1593 auch ein Landgericht verbunden. Der Galgen – drei runde gemauerte Säulen – steht heute noch in der Nähe des Marktes. Im September 1480 fielen wieder einmal böhmische Truppen im Waldviertel ein. Auf ihrem Weg nach Zwettl zündeten sie den Markt Arbesbach an und zerstörten die Burg. Der Teilabsturz der Burgmauern geht aber nicht auf diese Kampfhandlungen zurück, sondern erfolgte erst etwas später, vermutlich durch ein Naturereignis. Die unbewohnbar gewordene Feste wurde verlassen und der Herrschaftssitz in das von Erasmus II von Starhemberg errichtete Herrenhaus im Ortszentrum verlegt. Die Burgruine wurde nie mehr aufgebaut. Sie diente aber noch längere Zeit als Kreidfeuerstation. Die spätere Besitzgeschichte der Ruine blieb bis heute mit dem Herrenhaus verbunden und ist dort nachzulesen.

Die weithin sichtbare Ruine liegt auf einer niederen Anhöhe im Osten des Marktes. Ihr malerisches Aussehen hat ihr die Bezeichnungen „Stockzahn des Waldviertels“ und „Luckertes Gschloß“ eingebracht. Von den einstigen Burgbauten steht nur mehr der Rest des einst 25 m hohen romanischen Bergfrieds. Seine Mauern sind bis zu 2,4 m dick. Da diese auf mächtigen, 22 m hohen Granitblöcken aufsitzen, war der Turm im Belagerungsfall vor bergmännisch vorgetriebenen Sprengtunnels sicher. Von seinen fünf, aus Bruchsteinen errichteten Mauern sind die beiden östlichen völlig eingestürzt. Die südliche und die nördliche Mauer sind nur mehr teilweise erhalten. Kragsteine knapp unterhalb der Mauerkrone lassen einen aufgesetzten hölzernen Wehrgang oder ein hölzernes Obergeschoß vermuten. Der einst viergeschossige Innenraum wurde 1884 vom Österreichischen Touristenclub zu einer Aussichtswarte umgebaut. Diese wurde zuerst aus Holz errichtet und 1975 aufgemauert. Es ist ein reiner Zweckbau, der nicht gerade zur Verschönerung der Anlage beiträgt. An den noch vorhandenen Mauerteilen erkennt man schmale Lichtschlitze. Der Hocheingang liegt etwa 7 m über dem Boden. Die einzelnen Geschosse waren durch eine schmale Treppe in der Mauerstärke verbunden. Ein Abtritterker in der Höhe des zweiten Stockwerks deutet an der Westseite darauf hin, dass der Turm nicht nur als Bergfried sondern zumindest zeitweise auch als Wohnturm diente.

Unter dem ersten Turmgeschoß befindet sich ein aus dem Fels gemeißelter kleiner Raum von etwa 2 m³, der wohl als Zisterne und nicht als Verließ, wie oft vermutet diente. Er ist heute nicht mehr zugänglich, da der Fußboden des Erdgeschosses bei der letzten Restaurierung mit einer Betondecke versehen wurde. An der Nordseite des Turmes sind Reste eines bescheidenen zweigeschossigen Wohngebäudes zu erkennen. Von der ebenfalls aus Bruchsteinen errichteten Umfassungsmauer hat sich im Südwesten ein größeres Stück erhalten. Die Mauer wurde in den letzten Jahrzehnten restauriert, so dass ihre in tiefen Keilnischen liegenden rechteckigen Fensterschlitze wieder zur Geltung kommen. Neben dem breiten Eingangstor führt eine Fußgängerpforte in den ersten Burghof. Beide Eingänge sind rundbogig und befinden sich in Flachbogennischen. Davor lag eine Zugbrücke, die später durch eine Steinbrücke ersetzt wurde. Das vom ersten in den zweiten Hof führende Tor wurde angeblich abgebrochen und beim Bau des Herrenhauses im Ort wieder verwendet. Vor der Ringmauer lagen einst ein bis zu fünf Meter tiefer Graben sowie ein Wall. Im Süden sind beide noch gut zu erkennen. An der Stelle des südöstlich der Burg liegenden großen Wohnhauses befand sich einst der Schüttkasten der Herrschaft. Er brannte 1971 ab. Die Brüder Karl und Tobias Altzinger kauften die Brandstätte und errichteten darauf, ein im Stil zur Burg passendes Wohngebäude.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 11 km südlich von Groß Gerungs

Besichtigung: jederzeit möglich (der Schlüssel zur Aussichtswarte ist in der Bäckerei Huber erhältlich)


Weitere Literatur:


03.08.2007