1323 scheint in einer Urkunde des Klosters Gleink ein Chunrad Meuer als Zeuge auf. Er war hier ansässig. Der folgende Besitzer, Niklas Flußhart, verkaufte 1362 das Gut an der Leiten an Dietrich von Losenstein. Es war ein landesfürstliches Lehen. Zwischen 1409 und 1431 ließ Bernhard von Losenstein auf seinem Grund ein wohnliches Schloss erbauen. Wegen seiner zentralen Lage im Territorium der Losensteiner und seiner leichten Erreichbarkeit diente es bald als Herrschaftssitz und Verwaltungszentrum. Auch das Landgericht wurde von der Burg Losenstein im Ennstal hierher verlegt. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Schloss nur mehr Losensteinleiten genannt. 1532 belagerten türkische Streifscharen unter Kassim Pascha, die bis an die Enns vorstießen, das damals noch wehrhafte Schloss. Sein Besitzer, Christoph III von Losenstein, hatte sich bereits mit seiner Familie in Sicherheit gebracht. Als angeblich einer der wenigen Verteidiger durch einen Meisterschuss ihren Anführer tötete, zogen die Türken ab. Losensteinleiten war der westlichste Ort in Europa, den die Türken erreicht hatten. Zwischen 1560 und 1570 ließ Georg Achaz von Losenstein einen Umbau im Renaissancestil vornehmen, wobei die Anlage gleichzeitig wesentlich erweitert wurde. Im 17. Jahrhundert wurde Losensteinleiten barockisiert. Als Dompropst Franz Anton von Losenstein 1692 als letzter seiner Familie starb, erbte Franz Karl Fürst Auersperg den Familienbesitz. Er war der Neffe des Dompropstes.
1750 gehörten zur Herrschaft 406 Untertanen. Zwischen 1740 und 1800 wurde das Schloss neuerlich umgebaut und im Inneren modernisiert. Karl Wilhelm Fürst Auersperg ließ im 19. Jahrhundert im westlich des Hauptgebäudes liegenden Garten eine Familiegruft anlegen. Obwohl das Schloss längst in andere Hände übergegangen ist, gehört diese Gruft nach wie vor der Familie Auersperg und wird auch heute noch als Grabstätte genutzt. Als 1895 ein Erdbeben in Laibach große Schäden anrichtete ließ Fürst Karl Auersperg seine im dortigen Palais aufbewahrte große Bibliothek nach Losensteinleiten bringen. Sie wurde erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts versteigert. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss durch Kriegseinwirkungen schwer beschädigt. Auch in der Zeit danach, als amerikanische Soldaten in den Gebäuden einquartiert waren, wurde Losensteinleiten stark vernachlässigt. In dieser Zeit verschwand die gesamte Inneneinrichtung. Nach mehr als 250 Jahren entschlossen sich die Auersperg 1950 das Schloss zu verkaufen. Es gab bereits Pläne, die Gebäude abzureißen, doch zog 1955 der Kamillianer-Orden ein. Dieser ließ die Anlage restaurieren und richtete darin vorerst ein Privatgymnasium samt Internat ein. Ab 1978 führte hier das Land Oberösterreich fünf Jahre lang eine Landwirtschaftsschule für Mädchen. Danach etablierten die Kamillianer im Schloss ein Exerzitien- und Bildungshaus. Aus Mangel an Nachwuchs verkaufte der Orden 1997 Losensteinleiten an Günther Dobrauz, der hier seither ein Alten- und Pflegeheim betreibt.
Losensteinleiten war ursprünglich ein Wasserschloss. Der einst breite Wassergraben ist längst zugeschüttet, im Gelände aber als leichte Eintiefung noch erkennbar. Die heutigen zweistöckigen Gebäude stammen vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert. An der dem kleinen Ort zugewandten Eingangsseite befinden sich zwei Tore. Diese Front wird von zwei stark vorspringenden, quadratischen Ecktürmen begrenzt. Diese sind mit gebrochenen Zeltdächern gedeckt. An den Haupttrakt schließen zwei lange Seitenflügeln an, die durch je einen Rundturm verstärkt sind. Sie stoßen an eingeschossige Wirtschaftsbauten (Remisen und Ställe), die aber wesentlich jünger als die Haupttrakte sind. Der Vischer-Stich von 1674 zeigt noch einen stattlichen Quertrakt, der den heutigen großen Hof in zwei kleinere Höfe trennte. Es handelte sich dabei um das eigentliche Wohngebäude, das aber später abgetragen wurde, so dass der langgestreckte Hof nur mehr von drei Flügeln hufeisenförmig umfangen ist. Die vierte Seite wird durch eine einfache Mauer mit einer breiten Einfahrt geschlossen. An der Stelle des Quertraktes befindet sich heute ein hübscher Brunnen. Alle Hoffronten sind mit Erdgeschoßlauben versehen. Die Arkaden der beiden oberen Stockwerke sind späteren Umbauten zum Opfer gefallen, die glatte und nüchterne Fassaden schufen. Die Innenräume zeigen nahezu keine alte Ausstattung mehr. Lediglich die hübsche Rokoko-Schlosskapelle wurde restauriert.
Lage: Oberösterreich/Eisenwurzen – ca. 10 km nordwestlich von Steyr
Besichtigung: nur von außen möglich
Homepage: www.kamillus.at
Weitere Literatur:
01.08.2007