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Arbesbach - Herrenhaus


Da das Wohnen in der bereits 1480 von den Böhmen schwer beschädigten Burg unmöglich geworden war, ließ 1593 Erasmus II von Starhemberg am Marktplatz des Ortes das geräumige Herrenhaus erbauen. Die Steine der alten Burg wurden als Baumaterial verwendet. Das Gebäude diente der Herrschaft für gelegentliche Aufenthalte, aber in erster Linie als Verwaltungs- und Gerichtsgebäude. Daher gab es auch ein „krumme Kuh“ genanntes Arrestlokal. Nach Erasmus II frühem Tod erbte Georg Erasmus von Tschernembl 1601 die Herrschaft. Sie wurde aber bereits drei Jahre später an Georg Fenzl von Grueb verkauft. Dieser gab sie schon im nächsten Jahr an Georg von Neuhaus weiter. Zum Herrenhaus gehörte damals ein Meierhof und bis 1710 auch ein Bräuhaus. 1614 gelangte Arbesbach durch Kauf an Maximilian Hackelberger von Höhenberg. Dieser konnte die Herrschaft durch Zukäufe stark ausbauen. Wegen seiner Härte war er bei seinen untertätigen Bauern nicht sehr beliebt, was 1617 zu einer Erhebung führte, die erst auf Grund einer kaiserlichen Verfügung beendet werden konnte. Auch seine Nachfolger versuchten durch Erhöhung der Robot die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dieser Zeit auszugleichen. Die Hackelberger waren Protestanten aber kaisertreu. Dies führte zu Differenzen mit ihren eigenen Glaubensgenossen, die 1620 Arbesbach verwüsteten. Zwischen 1646 und 1660 verließ fast die Hälfte der untertänigen Bauern Arbesbach und zog meist nach Franken, wo sie günstigere wirtschaftliche Bedingungen vorfanden und ihren protestantischen Glauben behalten konnten. Nach drei Generationen verkaufte Karl Hackelberger 1675 die Herrschaft an Graf Gundacker von Dietrichstein. 1756 richtete ein Ortsbrand auch am Herrenhaus schwere Schäden an. Nach dem Tod des Grafen Moriz von Dietrichstein gelangte Arbesbach über die Gräfin Herberstein an die Grafen Schönborn. 1865 erwarb Freiherr Karl von Geusau die Herrschaft. Er vererbte sie 1875 an seinen Neffen, Karl Freiherr von Holtz. Dieser verkaufte den Besitz bereits im nächsten Jahr an den Großkaufmann Ferdinand Altzinger aus Groß Gerungs. Die heute recht weit verzweigte Familie Altzinger ließ in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts das Herrenhaus stilgerecht renovieren. Derzeit sind im Gebäude vorwiegend Büros und Dienstwohnungen der Forstverwaltung Altzinger untergebracht.

Das Herrenhaus ist ein großes viereckiges Gebäude. Es ist einstöckig. Die dem Marktplatz zugewandte Schauseite weist sieben Fensterachsen auf. In ihrer Mitte liegt ein von Hausteinen eingefasstes Rundbogenportal. Angeblich stammt es von der alten Burg, wo es den Zugang vom ersten zum zweiten Hof vermittelte. Im Schlussstein des Bogens ist die Jahreszahl 1593 zu erkennen, die auf die Errichtung des Baues hinweist. Darüber ließ der 1684 zum Fürsten erhobene Gundacker von Dietrichstein ein schön gearbeitetes barockes Steinwappen anbringen. Das Allianzwappen zeigt die beiden Rebmesser der Familie Dietrichstein sowie den Panther der Familie Questenberger, der seine Gattin Constantia angehörte. Es stammt aus dem Jahr 1690. Links vom Tor steht an der Wand eine qualitätvolle barocke Sandsteingruppe, die die Hl. Anna mit der kleinen Maria darstellt. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts angefertigt. Zwischen zwei Fenstern des ersten Stocks erkennt man in einer Wandnische eine kleine spätbarocke Marienstatue. Sie ist ein Werk des Bildhauers Johann Michael Flor. Graf Leopold Maria von Dietrichstein ließ sie 1770 aufstellen. Die Gebäudeecken sind mit Ortsteinen eingefasst. Zwischen dem Obergeschoß und dem nur von Luken beleuchteten Speichergeschoß verläuft ein schmales steinernes Band. Der Dachraum ist mit drei parallelen Satteldächern gedeckt. In beiden Wohngeschossen läuft ein breiter Mittelgang durch das gesamte Gebäude. Dieser ist im Erdgeschoß kreuzgratgewölbt. Die Räume des Obergeschosses, wie der große Saal über der Einfahrt, sind meist mit Spiegelgewölben ausgestattet. An das Hauptgebäude schließen beidseitig Hofmauern mit je einem gequaderten Rundbogentor an. Die Wirtschaftsgebäude wurden zum Großteil abgetragen oder in Garagen und Werkstätten umgebaut.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – 11 km südlich von Groß Gerungs

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.07.2007