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Krems (Stmk)


Krems ist eine der bedeutendsten Ruinenanlagen der Steiermark. An ihrer Stelle dürfte bereits um die Mitte des 12. Jahrhundert ein erster bescheidener Wehrbau im Auftrag der Salzburger Erzbischöfe errichtet worden sein. Er hatte eine wichtige Straßengabelung, die in die Obersteiermark und nach Kärnten führte, zu schützen. Der Ausbau zur stattlichen Burg erfolgte aber vermutlich erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts unter Otto von Krems-Leonrode. 1278 wird sie als castrum Chremse bezeichnet. Der nördliche Teil des Burgareals war ein Lehen des Salzburger Erzbistums, während es sich beim südlichen Teil um ein freies Eigen handelte. 1160 scheint ein Wulfing von Krems urkundlich auf. Er war einer der Zeugen bei der Gründung des Hospitals am Semmering. Seine Gattin Juta, eine Tochter Ottos von Stubenberg, wird bereits zehn Jahre früher genannt. Wulfings Sohn Otto nahm am Kreuzzug von 1217/18 teil. Er starb 1234 ohne Nachkommen. Seine Witwe heiratete Hartnit von Rabenstein. Dieser ließ Krems von seinen Dienstmannen verwalten, die sich nach der Burg nannten. Die Rabensteiner beteiligten sich am steirischen Adelsaufstand gegen Herzog Albrecht, was zum Verlust ihrer Güter führte. Um 1300 kam Krems an die Wallseer, die Burggrafen einsetzten. Eberhard von Wallsee verkaufte die Burg 1363 an Leutold von Stadeck. Als dessen Familie ausstarb, gelangte die Burg 1400 durch Heirat an die Grafen von Montfort. Auch sie dachten nicht daran, hier zu wohnen. Sie bevorzugten ihre Burg Pfannberg und beauftragten Pfleger mit der Verwaltung von Krems. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts versuchten die Grafen von Montfort Krems zu verkaufen, was sich aber nicht als einfach erwies. Erst 1589 erwarb Sigmund Friedrich Freiherr von Herberstein Burg und Herrschaft. Sein Sohn Otto Heinrich wählte Krems als Wohnsitz. Er ließ es bis 1623 zum Schloss umbauen und aufwändig einrichten. Die Wände der Repräsentationsräume waren damals mit vergoldeten Ledertapeten überzogen. Unterhalb des Schlosses wurde ein großer Tiergarten angelegt.

Die aufwändigen Bauarbeiten stürzten aber Otto Heinrich in so hohe Schulden, dass er Krems 1629 an Max Leymann von Liebenau verkaufen musste. Da diesem und auch dem 1634 folgenden Käufer Salomon Freiherrn von Meillegg das Geld für die Bezahlung fehlte, ließ Karl Graf Saurau, der damalige Landeshauptmann von Steiermark, die Herrschaft pfänden. Er konnte sie anschließend wohlfeil erwerben. Der Freiherr von Meillegg war darüber so verstimmt, dass er bei seinem Abzug das Schloss völlig ausräumte. Sogar die Tapeten ließ er von den Wänden reißen. Graf Saurau schloss Krems seiner Herrschaft Ligist an, hatte aber keine Freude mehr mit dem devastierten Gebäude. Es wurde nur mehr von einem Verwalter bewohnt. Als 1730 auch dieser nach Ligist zog, begann der Verfall. Verschiedene Überlegungen den Bau zu verkaufen oder zu restaurieren, konnten nicht verwirklicht werden. 1817 rutschte der Südteil der Burgmauern ab, wodurch das Schicksal des Schlosses endgültig besiegelt war. Mit der Säkularisierung des Erzbistums Salzburg fiel das Lehensrecht über den vorderen Teil der Anlage 1805 an den Landesfürsten. 1840 erwarb Erzherzog Johann einen Teil der Herrschaft und 1857 auch die Ruine. Über seinen Erben Franz Graf Meran gelangte Krems 1869 an die Vordernberg-Köflacher Montan Industrie Gesellschaft. Die Burgruine mit den dazugehörigen ausgedehnten Wäldern wurde um 1880 vom Zellulosefabrikanten Klusemann gekauft. Die Steiermärkisch-Salzburgische Holzwerke AG, die sie anschließend erwarb, war natürlich ebenfalls nicht an dem alten Gemäuer sondern an den reichen Holzvorräten interessiert. Sie kümmerte sich nicht um die Ruine. 1936 begann ein lokaler Burgverein mit der Sicherung und Begehbarmachung der bereits weitgehend verfallenen Anlage. Die Ruine befindet sich seit 1988 im Besitz des Vereines „Licht im Leben“. Seit einigen Jahren werden von einem Burgverein wieder umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Dabei wurden einige Türme mit neuen Dächern versehen.

Die Ruine liegt auf einem schmalen, weit in das enge Tal vorspringenden Bergrücken, der mit steilen Hängen zur Kainach hin abfällt. Der Fluss muss um den Burgfelsen einen großen Bogen machen, so dass dieser an drei Seiten einen natürlichen Schutz aufweist. An der Nordseite trennt heute die Bundesstraße die Burg vom umliegenden Hügelland. An ihrer Stelle lag einst der Burggraben, der zum Teil aus dem Felsen herausgehauen worden war. Er konnte ursprünglich über eine Zugbrücke gequert werden. Später wurde diese durch eine feste Pfeilerbrücke ersetzt. Die Eingangsfront der dahinter liegenden Vorburg wird von zwei vorspringenden Vierecktürmen flankiert. Der sechsgeschossige nördliche Turm diente dem Schutz des daneben befindlichen Tores. Er wurde später als Uhrturm bezeichnet. Seine aus Ziegeln gemauerten Schlüsselscharten weisen auf eine Errichtung im 17. Jahrhundert hin. Die Vorburg wurde in der Renaissancezeit angelegt, aber erst im 16. und 17. Jahrhundert ausgebaut. Hier lagen ein kleiner Garten sowie ein großer Pferdestall. Dieser war an die äußere Wehrmauer angebaut. Die Wasserversorgung der Burg erfolgte durch eine Zisterne und in späterer Zeit durch einen Brunnen, dessen Wasser in Holzröhren in die Burg geleitet wurde. Die Hochburg ist von der Vorburg durch einen dreigeschossigen Querbau getrennt, in dem sich das zweite Tor befindet. Vor diesem lag ein breiter und tiefer Halsgraben, der mittels einer Steinbrücke passiert werden konnte. Ihre Pfeiler sind noch teilweise erhalten.

Kern der Anlage ist der fünfstöckige Bergfried. Er steht auf einem Felskopf am höchsten Punkt des Burggeländes. Sein Grundriss ist eher ungewöhnlich. Er ist zur Hälfte rund, während die andere Hälfte drei Ecken eines Sechseckes umfasst. Der Hocheinstieg befand sich fast acht Meter über dem Hofniveau in der Höhe des zweiten Stockwerks. Er zeigt ein teilweise ausgebrochenes romanisches Werksteingewände. Der darunter liegende Raum war nur durch ein Loch im Gewölbe zu erreichen. Eine schmale Treppe führt in der bis zu 2 m starken Mauer in die oberen Stockwerke. Diese waren durch Balkendecken getrennt. Die einzelnen Geschosse wurden lediglich durch schmale Lichtschlitze erhellt. Im letzten Stock ragte ein Balkon vor, der aber erst in späteren friedlicheren Zeiten angebracht wurde. Er ist heute nicht mehr vorhanden. Abgeschlossen wurde der romanische Turm aus dem 13. Jahrhundert von einer Wehrplattform, deren Zinnen den Bogen- und Armbrustschützen Deckung boten. Heute dient sie als Aussichtswarte. Eine mit 1623 datierte Inschrift am Bergfried weist auf den prächtigen Schlossausbau der Herberstein hin. Der innere Burghof liegt etwas tiefer. An ihn schließt der südliche Burgteil an. Sein ältestes Gebäude ist der fünfstöckige Palas mit einem nach außen vorspringenden Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert. Seine ursprünglich kleinen Fenster wurden im 16./17. Jahrhundert wesentlich vergrößert. Der damals ausgebaute Wohnbau war wohl mit Hofarkaden geschmückt. An seiner Nordseite ist noch der Rest einer Wendeltreppe erhalten. Zwischen Innenhof und Südturm liegen teilweise überwölbte Gebäudereste des 16. und 17. Jahrhunderts, die vorwiegend Wirtschaftszwecken dienten. Die Küche befand sich in einem eigenen Gebäude, da man diese wegen der Feuersgefahr nicht im Wohnbereich haben wollte. An der westlichen Umfassungsmauer sind die schrägen Maulscharten bemerkenswert.

Lage: Steiermark/Bezirk Voitsberg – ca. 4 km südöstlich von Voitsberg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


26.07.2007