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Graz - Palais Lengheimb (Bürgergasse)


Das Renaissance-Palais wurde vermutlich um 1577 für Adam von Lengheimb errichtet. Es wird 1596 erstmals urkundlich erwähnt. Damals befand es sich bereits im Besitz seiner Erben. Die Herren von Lengheimb stammten aus Krain. Im 15. Jahrhundert siedelten sie sich in der Steiermark an, wo sie bald etliche Herrschaften erwerben konnten. Dazu zählten unter anderem die oststeirischen Burgen Kapfenstein und Pertlstein. 1620 wurde die Familie in den Freiherren- und 1674 in den Grafenstand erhoben. 1732 verkauften die Grafen Andreas und Max Adam von Lengheimb das Gebäude dem Jesuitencollegium, das in den benachbarten Gebäuden ein großes Priesterseminar unterhielt. Danach wurde der ursprünglich dreigeschossige Bau um ein Stockwerk erhöht. 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben und das ehemalige Palais von der k. k. Hofkammer übernommen. 1792 erwarb ein Herr von Plöcknern das Haus. Im 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer mehrfach. Seit 1927 gehört das ehemalige Palais Lengheimb dem Akademischen Turnverein Graz. Dieser wurde 1935 aufgelöst, aber nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet. Das Palais wurde 1945 von der Steirischen Landesregierung übernommen, dann der Stadt Graz übergeben und schließlich dem Turnverein retourniert. In den Jahren 1960 bis 1963 erfolgte eine umfassende Restaurierung. Das Gebäude ist heute weitgehend vermietet.

Das Palais ist ein viergeschossiges vierflügeliges Gebäude. Sein hervorstechendstes Merkmal ist der auf zwei Konsolen ruhende und über alle Obergeschosse reichende polygonaler Eckerker. Er weist im ersten und zweiten Stock steinerne Parapetrahmungen und profilierte Gesimse auf. Bemerkenswert ist der unter dem Erker angebrachte Eckprellstein aus der Erbauungszeit. Die beiden schmucklosen Fassaden werden nur durch die Fenster gegliedert. Diese sind steingerahmt, wobei jene des ersten und zweiten Obergeschosses profilierte Sohlbänke und gerade Verdachungen zeigen. Die Fenster des später aufgesetzten dritten Stocks weisen nur einfache Rahmungen auf. Etwas ungewöhnlich ist das Renaissanceportal mit den beiden flankierenden Rundpfeilern. Diese werden in der Mitte durch breite Kämpfersteine zweigeteilt. Die Pfeiler tragen ein gerades Gebälk. Die beiden Torflügel sind mit Eisen beschlagen. Sie stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine kreuzgratgewölbte Durchfahrt führt in den Innenhof. Dieser weist sowohl an der Nord- als auch an der Ostseite dreigeschossige Arkadengänge auf. Sie werden von toskanischen Säulen gestützt, die in den Obergeschossen deutlich schlanker als im Erdgeschoß sind. Eine Steintafel über der mittleren Erdgeschoßarkade mit der Zahl 1577 weist wohl auf das Jahr der Fertigstellung des Palais hin. Die Mauerteile um die Arkaden waren ursprünglich mit Sgraffiti geschmückt, doch wurden diese später überputzt. Ein Restaurator konnte sie 1996 teilweise freilegen. Die Balkongänge an der Westseite stammen erst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Nordwestecke führt ein Durchgang in einen kleinen Hinterhof.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Bürgergasse 4

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.07.2007